Hallo,
meine Tochter ist heute genau 6 Wochen alt und trotz Brustverkleinerung vor 5 Jahren haben wir es mit viel Arbeit und viel Hilfe der Hebamme geschafft, die Milchmenge so zu steigern, dass ich nur noch recht wenig zufüttern muss. Bei meinem großen Sohn ging das Stillen überhaupt nicht, weil "Wege" verstopft waren, kaum etwas draußen ankam und ich üble Entzündungen bekam.
Die Kleine trinkt super an Brust und Flasche, allerdings macht mir die Trinkdauer an der Brust etwas Sorgen. Sie trinkt maximal 10 Minuten, an der zweiten Seite (ich wechsle die Seiten beim Stillen immer und beginne immer mit der Brust, die sie zuletzt hatte) meist sogar nur 5-6 Minuten. Danach lässt sie die Brust los, möchte partout nicht mehr dran, ist kurz zufrieden und verlangt dann nochmal. Die Brust will sie dann nicht mehr. Und dann kommt die Flasche zum Einsatz, aus der sie nochmal so ca. 30-60 ml (je nach Tageszeit, abends sind es oft 60 ml) Pre-Nahrung trinkt. Danach ist sie 2,5-3,5 Stunden satt und zufrieden. Ich überlege mir, ob es wohl möglich wäre, sie voll zu stillen, wenn sie länger trinken würde? Oder ist das "Verweigern" nach der genannten Zeit ein Zeichen dafür, dass die Brust dann leer ist? Wenn ich nach dem Stillen mit der Hand ausstreiche, kommt immer noch gut Milch raus. Ich muss dazu sagen, dass sie nachts und früh morgens nur mit der aus der Brust getrunkenen Menge zufrieden ist. Es handelt sich also nur um tagsüber.
Vielen Dank für Ihre Antwort.
paroliansa
von
paroliansa
am 30.06.2017, 09:27
Antwort auf:
Trinkdauer und Zufüttern
Liebe paroliansa,
es ist so gut wie unmöglich, dein Baby dazu zu bringen, dass sie länger trinkt. Vielleicht ist sie tagsüber zu abgelenkt, um die Geduld fürs Stillen aufzubringen (trinken aus der Flasche ist leichter). Vielleicht hilft aber auch dir die Brustkompression (siehe unten). Erstens bekommt dein Baby dann mehr Milch, zusätzlich wird die Milchbildung angeregt.
Lieben Gruß,
Kristina
Brustkompression
"Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein.
Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes:
1. Es bekommt mehr Muttermilch.
2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch).
Die Brustkompression Wie funktioniert sie?
1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand.
2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein.
3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt.
4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt!
5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen.
6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt.
7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt.
8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust.
9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess."
(Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)
von
Kristina Wrede
am 30.06.2017