Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Streptokokken-Infektion

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Streptokokken-Infektion

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Hallo zusammen, mein Sohn wird morgen 29 Wochen alt. Seit 4 Wochen kämpfen wir mit einer saftigen Angina. Mal hat mein Mann, mal ich, mal der Kleine die heftigsten Symptome wie verstopfte Nase, Husten, Halsschmerzen etc. Ich fühle mich seitdem schlapp ohne Ende, bin total kraftlos. Der Kinderarzt hat den Kleinen letzte Woche trotzdem geeimpft, obwohl ich an dem Tag die letzte Antibiotika-Tablette (isocillin 1,2 mega) eingenommen habe. Ein paar Tage war es bei mir besser aber seit Anfang der Woche hänge ich wieder richtig in den Seilen. Die Internistin wollte Marvin nicht behandeln, der Kinderarzt mich nicht. Der Kinderarzt sagte, Marvin hätte ne Angina, eine Bindehautentzündung und einen Pilz im Mund. Gegen den Pilz habe ich (wieder mal) nur Mykoderm bekommen, aber nichts für mich. Da er Fieber von 39,7 °C für mehr als 15 Stunden hatte hat er mir Nurofen-Fiebersaft für den Kleinen aufgeschrieben. Mehr nicht. Nach dieser schlechten "Behandlung" sind wir abends zu dritt zum HNO gegangen, der dann einen Abstrich aus dem Rachen von allen dreien genommen hat. Mein Hals war der röteste und Marvin der apatischste. Die Auswertung war heute fertig und war leider nicht so toll: hochgradig ansteckende Streptokokken-Infektion. Jetzt nehmen wir alle Erythromycin. Ich fühle mich so schlapp. Mein Kleiner will nachts alle 1,5 Stunden gestillt werden (schon seit Mitte Dezember). Tagsüber alle 2 Stunden. Mittags bekommt er Gemüse-Kartoffelbrei (selbstgekocht). Wir haben nur Anfang der Woche für zwei Tage ausgesetzt und vollgestillt. Was kann ich machen, dass ich durch das ewige Stillen nicht mehr so ausgelaugt bin? War ich auch schon vor der ganzen Sache. Deshalb habe ich ja auch mit 5,5 Monaten angefangen Beikost zu geben. Der Kleine Vielfraß saugt mich völlig aus.... Marvin isst so zwischen 100 und 200 g, aber seine Anzahl der Stillmahlzeiten hat sich nicht verringert! Wenn ich wenigstens nachts mal ein paar Stunden schlafen könnte. Bin so ausgelaugt gewesen, dass die Viren bei mir richtig zugeschlagen haben. Und jetzt bin ich richtig ausgelutscht. Ich habe keine Familie, die mich tagsüber bei der Betreuung meines kleinen Wirbelwindes unterstützen könnte. Abstillen möchte ich eigentlich nicht. Ach ja, und nachts Tee will Marvin überhaupt nicht. Was kann ich tun, damit wir alle wieder gesund werden, nachts ein wenig mehr schlafen können und ich noch was anderes machen kann wie Pulli hoch. Denn gesundheitlich halte ich diesen Zustand nicht mehr lange aus. Vielen Dank im voraus für Ratschläge. Julia mit Marvin (*02.08.2003)


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Liebe Julia, es tut mir schrecklich leid, dass es Ihnen so schlecht geht, aber das Stillen ist daran nicht schuld! Wenn das Stillen so anstrengend und für die Mutter belastend wäre, würden anerkannte Organisationen wie die WHO (Weltgesundheitsorganisation) nicht eine mindestens zweijährige Stillzeit für ALLE Kinder empfehlen (nicht nur für die, die in Entwicklungsländern leben, wie diese Empfehlung fälschlicherweise immer wieder ausgelegt wird). Die WHO setzt sich auch das Wohl der Frauen ein. Das Stillen laugt die Mütter nicht aus und schwächt auch nicht ihr Immunsystem, auch wenn dies immer wieder behauptet wird. Die Tatsache, dass Muttersein einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet, führt dazu, dass Mütter von kleinen Kindern oft anfälliger sind als kinderlose Frauen oder Frauen mit älteren Kindern. Es stellt sich außerdem die Frage, ob das Abstillen und das damit verbundene Mehr an Arbeit (dann müssen Flaschen vorbereitet und gereinigt werden, Flaschennahrung eingekauft werden, nachts müssen Sie aufstehen, um die Teeflasche zu geben, statt sich einfach nur umzudrehen und ihr Kind im Halbschlaf anzulegen und weiterzuschlafen usw.) sie nicht um ein Vielfaches MEHR belastet als weiterzustillen, bis Sie und Ihr Kind bereit sind, die Stillbeziehung zu beenden. Versuchen Sie, sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen. Scheuen Sie sich nicht, sich auch am Tag, wenn das Kind einmal schlafen sollte, hinzulegen. Es ist jetzt nicht wichtig, dass die Fenster regelmäßig geputzt werden und die Bettwäsche optimal gebügelt ist, sondern es ist wichtig, dass Sie sich genügend Ruhe und Erholung und auch einmal etwas für sich gönnen. Denken Sie daran: Muttersein ist überaus anstrengend und je kleiner das Kind ist, um so anstrengender kann es sein. Trotzdem hilft Ihnen das jetzt nicht weiter, denn Sie brauchen Hilfe. Hat Ihr Arzt denn ein Blutbild von Ihnen gemacht? Vielleicht stimmt da etwas nicht und Sie fühlen sich deshalb so schlapp (z.B. Eisenmangel)? Kann Ihr Arzt Ihnen für die nächsten Tage eine Bescheinigung geben für eine Haushaltshilfe? So könnten Sie sich in Ruhe ins Bett legen und müssten nur Ihr Baby stillen. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, er kann Ihnen sicherlich helfen. Zu dem Antibiotika habe ich folgende Infos. In "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 6. Auflage, 2001 steht zu den Erythromycinen: \plain"Empfehlung für die Praxis: Erythromycin und Roxythromycin sind neben den Penicillinderivaten und den Cephalosporinen Antibiotika der Wahl für die Stillzeit". Außerdem kann im gleichem Buch folgendes nachgelesen werden: "Antibiotika Bei vielen Antibiotika erhält ein gestilltes Kind unter Behandlung der Mutter weniger als 1 % der auf das Körpergewicht bezogenen therapeutischen Dosis. Damit werden allenfalls minimale, in keinem Falle bakterienhemmende Konzentrationen im Säuglingsplasma erreicht. Wenn Ihr Baby einen Pilz hat müssen Sie MITBEHANDELT werden! Bei einer Soorinfektion ist es unabdingbar, dass immer Mutter und Kind behandelt werden, auch wenn einer von beiden keine Symptome zeigt. Wird jetzt nur Ihr Baby behandellt, dann stecken Sie sich immer wieder neu an. Das gibt den berühmten ing Pong Effekt und Sie kommen aus diesem Kreislauf nicht mehr heraus. Ganz wichtig ist, dass lange genug behandelt wird. Sie müssen auch nach dem vollständigen Verschwinden der Symptome noch eine Weile weiterbehandeln, um einen Rückfall auszuschließen. Ich zitiere Ihnen nun noch aus "The Breastfeeding Answer Book" Stock, Mohrbacher, 1997: "Durch die Soorbehandlung muss das Stillen nicht beeinträchtigt werden. Bei leichteren Soorinfektionen kann bereits 24 bis 48 Stunden nach Beginn der Behandlung eine Besserung der Symptome verspürt werden. In anderen Fällen kann es drei bis fünf Tage oder länger dauern, bis die Symptome verschwinden. Die Mutter sollte die Medikamente bis zum Ende des Behandlungszyklus einnehmen, denn die Infektion kann wieder aufflammen, wenn die Medikamente beim Verschwinden der Symptome abgesetzt werden. Es gibt Möglichkeiten, wie die Mutter die Beschwerden während der Soor Behandlung mildern und das Stillen angenehmer machen kann. Nachdem die Behandlung der Soorinfektion begonnen wurde, können die Beschwerden für ein bis zwei Tage schlimmer erscheinen, bevor eine Besserung eintritt. Die Mutter sollte ihre Brustwarzen nach jedem Stillen mit klarem Wasser abspülen und an der Luft trocknen lassen, da Soor in Milch und feuchtem Milieu gut gedeiht. Bis der Schmerz verschwindet, können folgende Vorschläge dazu beitragen, das Stillen weniger schmerzhaft zu machen: o häufigere, kürzere Stillmahlzeiten anbieten, o an der weniger schmerzhaften Seite zuerst anlegen (wenn es eine weniger schmerzhafte Seite gibt), o den Saugschluss des Babys unterbrechen, bevor es von der Brust genommen wird, indem sanft am Kinn des Babys oder an seinem Mundwinkel gezogen wird. Sobald die Diagnose Soor bestätigt ist, sollte die Mutter Vorsichtsmaßnahmen treffen, damit es keinen Rückfall gibt. Soorpilze können sich an vielen Stellen (einschließlich Muttermilch) halten. Deshalb sollte sich die Mutter ihre Hände häufig waschen und die folgenden Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um einen Rückfall zu vermeiden. o Das Baby kann mit abgepumpter Milch gefüttert werden. Die Milch, die während einer Soorinfektion abgepumpt wurde, sollte jedoch nicht aufbewahrt und eingefroren werden. Einfrieren inaktiviert Hefepilze, tötet sie aber nicht ab (Rosa, 1990). Daher kann eingefrorene Milch, die das Baby nach Abschluss der Behandlung erhält, einen Rückfall verursachen. o Erhält das Baby einen Beruhigungssauger oder werden Flaschensauger oder Beißringe benutzt, müssen sie einmal täglich 20 Minuten lang ausgekocht werden, um die Soorerreger abzutöten. Nach einer Behandlungsdauer von einer Woche sollten sie weggeworfen und neue gekauft werden. o Wird eine Milchpumpe benutzt, müssen alle Teile, die mit der Milch in Berührung kommen (mit Ausnahme der Gummidichtungen), täglich ausgekocht werden. o Einmalstilleinlagen sollten nach jedem Stillen weggeworfen werden. Stilleinlagen aus Stoff sollte die Mutter nach jedem Stillen wechseln und erst wieder benutzen, nachdem sie in heißem Seifenwasser gewaschen wurden. o Ist das Baby bereits alt genug, um mit Spielsachen zu spielen, muss alles, was es in den Mund nehmen kann, häufig mit heißem Seifenwasser abgewaschen werden, um eine erneute Infektion und ein Weiterverbreiten der Infektion an andere Kinder zu verhindern. Treten immer wieder Soorinfektionen auf, müssen unter Umständen alle Familienmitglieder behandelt werden. Männer können mit Soor infiziert sein, ohne Beschwerden zu haben. Soorinfektionen können durch Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau hin und her übertragen werden und von Kind zu Kind, wenn sie die gemeinsam verwendeten Spielzeuge in ihren Mund stecken oder beim Tandem Stillen. Tritt der Soor immer wieder auf, nachdem bei Mutter und Baby zwei komplette Behandlungszyklen durchgeführt wurden, kann es sein, dass die ganze Familie gleichzeitig behandelt werden muss." Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie, dasxs es ganz bald aufwärts geht! LLLiebe Grüße Biggi


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Liebe Birgit, vielen Dank für Ihre Informationen. Leider ist es mit dem Erythromycin noch nicht besser, habe jetzt noch eine Bronchitis dazu bekommen. Der Kinderarzt hat sich letztes Jahr auch schon geweigert, mich mitzubehandeln, als Marvin den Soor hatte. Dann bin ich zum Frauenarzt und der hat einen Abstrich gemacht und eine bakterielle Infektion der MuMi festgestellt. Allerdings hatte ich da arge Probleme mit dem Stillen und wußte, dass irgendwas mit der Milch nicht stimmt. Der Kinderarzt wollte keinen Abstrich machen und wollte mich partout nicht mitbehandeln. Seiner meiner nach existiert an meiner Brust keine offene Stelle. Ich weiß nicht wo er glaubt, dass die Milch rauskommt. Naja, auf jeden Fall tut bei mir nichts weh, auch beim Stillen nicht. Denn Soor hat er nur "gesehen". Reicht diese "Untersuchung" aus um Soor festzustellen? Wenn nicht, wie müßte untersucht werden und welches Medikament empfehlen Sie für Marvin und für mich? Zwei verschiedene oder das gleiche? Kann ich dieses Mykoderm-Mundgel über's Wochenende auch bei mir anwenden? Vielen lieben Dank schon mal im voraus, Julia mit Marvin (*02.08.2003)


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