Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillprobleme um den 4. Monat

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillprobleme um den 4. Monat

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Liebe LLL-Stillberaterin / en, ich schreibe Ihnen heute, da ich wirklich ziemlich ratlos bin... :-( Mein Sohn Julius wurde am 29.11.2008 geboren und wird somit am Sonntag 4 Monate alt. Von Anfang an habe ich voll gestillt und tue das auch heute noch. Schon in der Klinik zeichnete sich ein 4-Stunden-Rhythmus ab (mir ist bewusst, dass es sich hierbei um "Luxus" handelt), den Julius bis zum 10. Februar auch beibehalten hat. Dann ist er an einer Magen-Darm-Infektion erkrankt und von diesem Moment an ging es "bergab", was unsere bis dato sehr harmonische Stillbeziehung betrifft: Einen "Rhythmus" hat Julius seither gar nicht mehr und wenn er früher immer beide Brüste leer getrunken hat, so kommt dies heute leider fast gar nicht mehr vor. Daher kommt er oft in einem Abstand von 1-2 Stunden, was auf die Dauer schon etwas anstrengend sein kann. Hinzu kommt, dass er häufig die Brust anschreit und dann trotz Hunger nicht oder nur sehr wenig trinkt. Oder er spielt mit der Brustwarze, kann sich nicht konzentrieren und das, obwohl ich regelmäßig alleine in einem abgedunkelten Zimmer stille, um die Ablenkung möglichst gering zu halten. Ich besitze eine Milchpumpe und zunächst dachten mein Mann und ich, dass das Fläschchen, das wir Julius am 8.2.2009 gereicht haben, "schuld" an dem Schlamassel ist... allerdings schreit er auch das Fläschchen an bzw. trinkt nicht daraus, wenn er - trotz Hungeranzeichen - nichts trinken will. Auch fällt es mir immer schwerer, die Zeichen meines Kindes zu deuten, da er nun oft quengelt oder schreit, was er früher nur getan hat, wenn er wirklich Hunger hatte (und dann hat er auch getrunken). Ich möchte keinesfalls abstillen, bin aber mit meinem Latein und meinen Kräften am Ende; zudem frage ich mich dauernd, was ich falsch gemacht habe, was alles andere als hilfreich ist... Vielleicht haben Sie noch einen Tipp für mich, denn ich würde mir wünschen, dass mein Sohn und ich wieder eine einigermaßen glückliche und für beide Seiten zufrieden stellende Stillbeziehung führen. Anlegen beim Laufen ist ebenfalls schwierig, mit Stillberaterinnen in meiner Umgebung habe ich schon gesprochen - ohne Ergebnis, die verschiedenen Stillpositionen probiere ich immer wieder, vom Löffel nimmt er die Milch nicht etc. Kann es sein, dass bei Julius die Wachstumsschübe sehr heftig ausfallen (zurzeit könnte einer vorliegen - 17. Woche)? Herzlichen Dank bereits im Voraus für Ihre Unterstützung! Mit lieben Grüßen "Julius Morten"


Biggi Welter

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Liebe "Julius Morten", es kann gut sein, dass Ihr Baby tatsächlich saugverwirrt ist und sich deshalb so irritiert an der Brust verhält. Es kann aber auch sein, dass Ihr Kind einfach streikt und deshalb so schlecht trinkt. Für einen Stillstreik kann es viele Ursachen geben. Bekommt das Baby Zähne? Hat es eine Erkältung oder eine verstopfte Nase, so dass es beim Trinken behindert wird? Hat es Ohrenschmerzen, so dass ihm das Stillen wehtut? Wurde kontrolliert, ob ein Harnwegsinfekt vorliegt? Ist die Mutter aus irgendeinem Grund beunruhigt oder aufgebracht? Babys reagieren auf die Gefühle ihrer Mutter. Gab es beim Stillen einen unliebsamen Zwischenfall? Wurde zum Beispiel gestillt während das Baby untersucht wurde und ist es dabei erschrocken? Kurz: Gab es irgendwelche einschneidenden Veränderungen oder besondere Situationen Manchmal lässt sich die Ursache auch nicht herausfinden und der Streik endet ebenso unvermittelt, wie er begonnen hat. In jedem Fall ist es sinnvoll, das Kind von der Kinderärztin/arzt anschauen zu lassen, um sicher zu sein, dass keine medizinische Ursache für die Verweigerung vorliegt. Bei einem Stillstreik weigert sich das Kind die Brust anzunehmen, es macht sich steif, drückt sich weg, vielleicht saugt es auch an und wendet sich dann ab. Ein Stillstreik kann einige Stunden aber auch tagelang dauern, manche Kinder streiken sogar über ein bis drei Wochen. Sie können versuchen Ihr Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Sie können ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, drängen Sie aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Wenn Sie möchten, dass Ihr Baby wieder an Ihrer Brust trinkt, sollten Sie sich darauf einstellen, sich in den nächsten Tagen fast ausschließlich Ihrem Kind zu widmen. Wenn Sie es viel im Arm haben, zärtlich streicheln und es Sie in einer entspannten Atmosphäre einmal ganz für sich alleine hat, beruhigt es sich vielleicht und lässt sich dazu bewegen, wieder bei Ihnen zu trinken. Bei Babys, die sich beim Stillen überstrecken und aufbäumen hat es sich bewährt sie zu `bündeln". Beim Bündeln wickeln Sie das Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Kind auf diese Weise eingepackt haben, sieht es wie ein `C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Manche Babys brauchen anscheinend das Gefühl umhüllt und gehalten zu sein. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: o im Umhergehen stillen, o in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, o im Halbdunkeln stillen, o im Halbschlaf stillen, o das Baby mit der Brust spielen lassen, o unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, o alle künstlichen Sauger vermeiden, o das Baby massieren, o viel Körperkontakt (Haut auf Haut), o und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um Ihre Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass Ihre Brust übervoll wird, sollten Sie Ihre Milch ausstreichen oder abpumpen. Die so gewonnene Milch können Sie Ihrem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode anbieten, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann Ihnen passieren, dass sich Ihr Kind dann zur Flasche hin abstillt. Außerdem sollten Sie sich unbedingt an eine Beraterin vor Ort wenden, die Sie und Ihr Baby SEHEN kann und so sehr viel gezielter beraten kann. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).


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Liebe Frau Welter, vielen Dank für die Beantwortung meiner Frage(n). Kommen die Stollberaterinnen der LLL in meiner Nähe tatsächlich zu mir nach Hause? Ich bin nicht sicher, dass unser Sohn im Stillstreik bzw. saugverwirrt ist - er trinkt ja alle 2-3 Stunden an der Brust, nur eben leider recht kurz bzw. nur einen Busen - mit 2 Busen hält er natürlich wesentlich länger aus, was vor allem nachts sehr angenehm ist... Leider schläft er mir nachts an der ersten Brust ein; doch auch wenn er wach ist, nimmt er den 2. Busen nicht (sein Rhythmus: 1 Busen = 2 Stunden, 2 Brüste = 4 Stunden). Was kann ich tun, damit er wieder beide Brüste nimmt? Gibt es hier einige Tipps / Tricks? Herzlichen Dank & liebe Grüße, "JuliusMorten"


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Liebe JuliusMorten, LLL-Stillberaterinnen arbeiten ehrenamtlich. La Leche Liga trägt sich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und dem Erlös aus dem Verkauf von Infomaterial. Für die Mütter fallen also keine Kosten an. Zu den Aufgaben einer LLL-Stillberaterin gehört neben der Telefonberatung das Anbieten der monatlichen Stilltreffen. Gerade in den Zeiten, in denen wir Familien alle mit immer weniger Geld klar kommen müssen, wird es für viele von uns zunehmend schwieriger, sich das `Hobby" LLL-Stillberaterin zu sein und auch Hausbesuche zu machen, noch leisten zu können. Wir freuen uns deshalb über jede Spende und bei einem eventuellen Hausbesuch über eine Benzinkostenbeteiligung. Allerdings gehören Hausbesuche nicht zu den Verpflichtungen einer LLL-Stillberaterin. Manche von uns machen Hausbesuche, wenn sie es mit der Versorgung ihrer eigenen Kinder und ihren sonstigen Verpflichtungen in Einklang bringen können. Nicht alle LLL-Stillberaterinnen sind in der Lage Hausbesuche zu machen und es wäre auch etwas viel verlangt, dass eine Frau, die ehrenamtlich arbeitet, verpflichtet würde, Hausbesuche zu machen, denn diese sind nicht nur eine zeitliche Belastung, sondern verursachen ja auch Kosten (Fahrtkosten, Babysitter für die eigenen Kinder usw.). Die meisten von uns, treffen sich auch außerhalb der Gruppentreffen in dringenden Fällen mit einer Frau, wenn die Frau zu uns kommt. Alle Stillexperten sind sich schon seit sehr langer Zeit einig: bei einem gesunden, voll ausgetragenen und gut gedeihenden Baby ist Stillen nach Bedarf das Optimale. So wird sichergestellt, dass das Kind die Nahrung, die es braucht, immer dann bekommt wann es sie braucht. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Die Abstände zwischen den Stillzeiten können mit zunehmendem Alter des Kindes durchaus länger werden, doch in der Regel will ein Baby in diesem Alter im Durchschnitt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. LLLiebe Grüße, Biggi


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