Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen und Beikost

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen und Beikost

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, mein Kleiner ist jetzt 6,5 Monate und hatte in den letzten 6 Wochen einen Entwicklungsschub, während dem er Tag und Nacht fast 2-stündig an die Brust wollte. Nun hat sich das tagsüber wieder relativiert und wir haben einen ganz entspannten Rhythmus. Zudem habe ich es auch geschafft, dass ich mittags und abends Brei gebe und danach Tee oder Wasser anbiete. Ein Problem bleibt jedoch: er will das Gläschen partout nicht ganz aufessen und hat nach einer halben Stunde schon wieder Hunger. Seit 8 Wochen versuche ich, dass er mittags oder abends mehr als ein halbes Gläschen isst und es funktioniert nicht. Er mag die Breie gern, aber spekuliert wahrscheinlich immer auf die Brust. Es ist ein kleiner Kreislauf, denn ist er nicht satt, schläft er nicht und weint und dann muss ich ihm wieder die Brust geben. Somit weiß er aber genau, dass er die Gläschen nicht komplett essen muss, denn bei Hunger gibt es die Brust. Somit fällt es mir schwer, langsam abzustillen. Was kann ich denn tun? Gibt es Tricks, wie er ein ganzes Gläschen schaffen kann und damit satt und zufrieden ist? Ich stille ihn nachts wann immer er Hunger hat, was sehr oft ist, aber ich möchte gern anfangen, ihn tagsüber von der Brust zu entwöhnen, damit ich nach und nach abstillen kann.


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Liebe Stef79, ich antworte heute Abend an Stelle von Biggi, und ich hoffe, dass ich dir ebensogut weiterhelfen kann. Der Inhalt eines Gläschens entspricht keineswegs dem Bedürfnis der Babys, sondern wird von der Industrie so vorgegeben. VIel besser als Hipp und Co. weiß dein Kleiner, wie viel er zu essen braucht. Wenn er also nicht mehr essen möchte, dann ist das ok. Es gibt auch keinen Grund, ihm die Brust "vorzuenthalten", du kannst ihn trotz Beikost weiter nach Bedarf trinken lassen. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys allein über Muttermilch gedeckt werden, und sie enthält heute noch immer ganz viele gesunde und gute Inhaltsstoffe, die deinem kleinen Buben gut tun. Mal ganz abgesehen von deiner weichen Haut und deinem Duft, den er dabei quasi als "Zugabe" erhält. Hast du einen bestimmten Anlass, dass du ihn jetzt schon abstillen möchtest? Vielleicht weißt du, dass WHO und Unicef auch in unseren Breitengraden empfehlen, Babys durchaus länger zu stillen. Die Babynahrungsindustrie (die leider großen Einfluss in unserer Gesellschaft hat) spricht das natürlich nicht an und viele Frauen denken, sie MÜSSTEN nach dem 6. Monat tatsächlich Zug um Zug eine Brustmahlzeit durch Beikost ersetzen. Hilft dir meine Antwort weiter? Lieben Gruß, Kristina


Mitglied inaktiv

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Ich muss noch etwas hinzufügen: ich weíß, Stillen nach der Mahlzeit ist eigentlich nicht schlimm und es geht mir auch gar nicht darum, dass er an die Brust möchte. Wir haben nur das Problem, dass er nur an der Brust einschläft. Von daher möchte ich einfach, dass mein Kleiner nach dem Brei satt ist und lernt ohne Brust einzuschlafen. Wenn er aber den Brei nicht isst und hungrig bleibt, kann ich ihm die Brust nicht verwehren und somit bleibt alles beim Alten und er schläft dann wieder gemütlich nuckelnd an der Brust ein.


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Jetzt waren wir wohl gleichzeitig am Schreiben... Auch das Einschlafstillen ist gar nichts "falsches", ganz viele Babys in diesem Alter tun es und es entspricht auch ganz einfach ihrer Natur. Dein Kleiner wird nicht leichter einschlafen, wenn der Bauch voller ist. Glaub mir, auch dein Bub wird das irgendwann können, doch es jetzt schon von ihm zu verlangen ist für ihn eine ziemliche Belastung... Lieben Gruß, Kristina


Mitglied inaktiv

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Hallo Kristina, danke für die Antwort. Ich glaube, das Problem ist vielleicht weniger das Stillen als das Einschlafproblem. Mein Kleiner und ich hängen extrem aneinander und er ist sehr auf mich fixiert. Nun muss ich in 6 Monaten leider wieder voll arbeiten und wollte daher nach und nach und ganz langsam mit dem Abstillen anfangen. Ich wollte das so früh anfangen, damit der Kleine das schonend erlebt und damit wir nicht unter Zeitdruck geraten. Ich habe auch gar nichts dagegen, ihn bei Bedarf zu stillen. Eigentlich will ich nur die Tatsache ändern, dass er bisher nur an der Brust eingeschlafen ist, denn dadurch kann ihn niemand anders außer mir ins Bett bringen und ich kann mich weiterhin nie mit meinen Freunden abends nach der Arbeit treffen. Und ich möchte gern wieder anfangen, meine Freundschaften ein wenig besser zu pflegen und nach und nach in eine Situation zurückfinden, die mich auch ein bisschen von meinem Sohn löst, damit auch ich mich nicht ruckartig von einer Vollzeit-Mami zu einer Vollzeit-Arbeiterin umstellen muss. Ich weiß eben nur nicht, wie ich es schaffe, dass er ohne Brust einschlafen kann, ohne dass er weinen muss. Und ich dachte, Brei würde ihn satt machen und könnte daher meine Lösung sein, denn wenn er satt ist, habe ich ja überhaupt erst eine Chance, ihn ohne Brust einschlafen zu lassen.


Biggi Welter

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Liebeb Stef79, dein kleiner Mann ist gerade mal 6 Monate alt und Du hast noch 6 weitere Monate, bis Du arbeiten gehst. Das ist für so ein kleines Baby eine unendlich lange Zeit und bis dahin wird es klappen. Dein Kind HAT KEIN Einschlafproblem und es wird auch nicht besser schlafen, wenn Du abstillst. Es passt nicht immer in unseren Lebensentwurf und manchmal lässt es sich auch nicht anders machen, aber: Babys sind zunächst einmal so konzipiert, dass sie nicht eine Vielzahl von Betreuungspersonen haben wollen, sondern zuerst eine (extrem) enge Bindung mit einer Person eingehen. Aus dieser sicheren Bindung heraus sind sie dann später wann das ist lässt sich nicht vorhersagen, denn da hat jedes Kind seinen individuellen Zeitplan, wie für andere Entwicklungsschritte auch in der Lage, Beziehungen zu anderen einzugehen. Dein Kind bekommt bzw. hat keine "zu starke" Bindung an dich, sondern es hat die für eine gute Entwicklung wünschenswerte Bindung an dich. Vielleicht schaust Du mal in das Entwicklungsforum von Dr. Post und liest die Texte zum Thema "Emotionales Bewusstsein". Dann verstehst Du vielleicht, dass es gar nicht sinnvoll ist, diese "Fixierung" vorzeitig zu lösen. Ein Kind, das sicher gebunden ist, wird irgendwann von selbst erwartungsvoll und neugierig auf andere zugehen. Du musst dir keine Sorgen machen, dass Du, wenn Du sein Bedürfnis nach deiner Nähe und der Geborgenheit bei dir nun stillst, damit eine jahrelange Abhängigkeit schaffst. Dein Kind ist ohnehin von dir Abhängig und dies ganz unabhängig davon, ob es gestillt wird oder nicht. Der Unterschied ist lediglich der, dass es theoretisch leichter ist, ein nicht gestilltes Kind abzugeben, als ein gestilltes Kind, aber von den Grundbedürfnissen und dem ursprünglichen Verhalten ist bei den Kindern kein Unterschied zu erwarten. "Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Leider wird in unserer Gesellschaft immer wieder propagiert wird, dass es ja alles "ganz easy" ist und selbstverständlich lassen sich Kinder und Beruf und Haushalt und noch zusätzlich ein Ehrenamt und ich weiß nicht was sonst noch kombinieren. Dass diese Belastungen zu Lasten des Kindes und der Frau gehen, das wird meist diskret verschwiegen. Und wenn dann ein Baby eben nicht so mitmacht, wie es in vielen Hochglanzbroschüren beschrieben und von vielen Menschen behauptet wird, dann kommt "Aber das Baby MUSS doch". Das Kind ist das schwächste Glied in der Kette und es gibt leider viel zu wenig Menschen, die daran denken, dass Babys Babys sind und die Bedürfnisse von Müttern und Babys werden nicht anerkannt. Ich weiß, dass es viele Familien gibt, die keine Wahl haben. Doch diesen Familien soll dann nicht erzählt werden, dass "alles easy" ist und dass "das Kind muss". Zu oft erlebe ich Frauen, die denken, sie hätten versagt, weil sich ihr Kind so verhält, wie es von einem Baby zu erwarten ist und damit nicht den Vorstellungen und Erwartungen von großen Teilen unserer Gesellschaft entspricht. Mutter und Kind sind unglücklich und verzweifelt versuchen die Eltern dann ein Verhalten zu erzwingen, das bei allen zu viel Frustration führt. Das Schlaf und Trinkverhalten von Babys ist einem steten Wechsel unterworfen und auch dein Kind wird bald so reif sein, dass es ohne dich einschlafen kann. Ich hoffe, Du bist nicht enttäuscht von meiner Antwort. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi und liebe Kristina, vielen Dank für eure Antworten! Das hat mir mal wieder bewußt gemacht, dass ich mich und meinen Sohn nicht hetzen darf und einfach noch ein wenig Geduld haben sollte. Bis jetzt hat mit Geduld alles funktioniert. Wahrscheinlich hänge ich noch mehr an dem Kleinen als er an mir (ich habe ihn in den 6.5 Monaten lediglich 2 Mal für einen kleinen Frisörbesuch bei seinem Papa gelassen und selbst da war mir mulmig zumute). Aber auch ich muss mit mir selbst Geduld haben und dann lerne ich auch, dass ich meinen Sohn ab und an mal loslassen darf und sollte. Ich bin immer noch total überwältigt, wie lieb man so ein kleines Wesen haben kann und wie man es so bedingungslos beschützen und festhalten möchte. Liebe Grüße


Biggi Welter

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Liebeb Stef, ich danke dir, dass Du dich noch einmal gemeldet hast, ich hatte echt Sorge, ob Du meine Antwort vielleicht anmaßend findest. Ja, Du hast recht, auch ich bin immer wieder überwältigt, wie sehr man diese kleinen Menschen lieben kann und wie rein diese Liebe ist. LLLiebe Grüße, ich wünsche dir ein schönes Wochenende Biggi


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