Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Stillen nach Bedarf

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Stillen nach Bedarf

Mitglied inaktiv

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Hallo liebes Stillberatungsteam, ich muss auch mal wieder etwas schreiben, weil ich gestern dachte, dass kann doch nicht sein. Ich habe mir gestern in der Kinderarztpraxis eine Zeitschrift "Junge Familie" mitgenommen, weil ich dachte, ach vielleicht steht ja was interessantes drin. Da stoße ich auf einen Artikel, der da hieß "Kann Stillen zu Karies führen?". Da steht doch allen ernstes drin, dass beim Durchbruch des ersten Milchzahnes (etwa im Alter von sechs Monaten) auf das "Stillen nach Verlangen" verzichtet werden sollte. Man solle sein Kind nicht zu häufig anlegen und es auch nicht an der Brust einschlafen lassen. Dies soll aufgrund des zu etwa 7% enthaltenen Milchzuckers vermehrt Karies auslösen. Weitere Infos dazu soll man unter www.zahngesundheit-aktuell.de erhalten. Habe ich aber leider nicht gefunden. Ich wollte mal hören, was Ihr dazu sagt, da ich immer davon ausgegangen bin, dass gerade das Stillen nach Bedarf das Beste für unsere Kinder ist. Viele liebe Grüße fridasmama


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Liebe fridasmama, Muttermilch enthält Laktose, das ist ein Zweifachzucker, der aus Galaktose und Glukose synthetisiert wird, und es gibt natürlich einen Zusammenhang zwischen Zucker in der Mundhöhle und Karies. Doch der Auslöser für Karies ist nicht der Zucker sondern ein Bakterium mit dem Namen Streptokokkus mutans. Weder Langzeitstillen noch nächtliche Stillen leistet entgegen der immer wieder geäußerten Meinung dem Karies Vorschub. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden haben nicht mehr Karies als andere Kinder, eher im Gegenteil. Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, da im Gegensatz zu einem mit der Flasche gefütterten Kind, die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort geschluckt wird. Die Milch läuft aus der Brust nicht einfach aus (wie das bei der Flasche der Fall ist), das Kind muss aktiv arbeiten und schluckt dann auch. Gestillte Kinder und auch langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens. Selbstverständlich ist aber auch für gestillte Kinder Zahnpflege notwendig und zwar in der Tat ab dem Zeitpunkt, an dem das erste Zähnchen durchbricht. Wenn Du Englisch lesen kannst und magst findest Du weitere Informationen, auch eine Presseerklärung von LLLI zum Thema Karies auf der Homepage von LLLI (www.lalecheleague.org). Gib dort einmal die Suchbegriffe "decay", "dental caries" und "dental health" ein, dann müsstest Du entsprechende Artikel finden. Harry Torney, ein britischer Zahnarzt hat in Nottingham auf der LLL Europakonferenz im letzten Sommer einen Vortrag zum Thema "Breastfeeding and Dental Health" gehalten und in seinem Vortrag aufgezeigt, dass es keinen Zusammenhang mit vermehrtem Auftreten von Karies und Langzeitstillen gibt. Er hat auch eine Arbeit darüber veröffentlicht: "Prolonged, on demand breastfeeding and dental caries an investigation, Torney PH, M Dent Sc thesis, Trinity College, Dublin 1992 LLL Großbritannien hat vor etwa einem Jahr auch eine Infobroschüre mit dem Titel "Breastfeeding and Dental Health" herausgebracht. Über die LLLI Seite kommst Du auch zu Seite von LLLGB und kannst dort eventuell diese Broschüre bestellen. Lieben Gruß, Kristina


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Hallo, danke für die Antwort, ich werde mich mal durch die Texte arbeiten. Was ich so schade finde, dass in diesen Elternzeitschriften oft so einseitige Artikel stehen, die viele Leute extrem verunsichern. Ich stille meine Tochter nun seit einem Jahr und wir stillen gerne. Leider werden die Vorteile des Stillens nicht so häufig öffenlich präsentiert wie die angeblichen Vorteile der "künstlichen" Säuglingsnahrung. Also nochmal vielen Dank für Eure tolle Arbeit hier im Forum fridasmama


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