Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen in der Schwangerschaft

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen in der Schwangerschaft

tamara_e

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Guten Tag Ich bin nun trotz 19 Monate Stillen erneut schwanger geworden (5.ssw). Ich habe eine ‚Stillunfreundliches‘ Umfeld. Ich hatte vor 4 Jahren Krebs (bin nun aber schon lange geheilt) und habe deshalb vielmals zu hören bekommen, dass ich doch bitte nicht mehr Stillen sollte, weil das für meinen Körper zu anstrengend wäre. Das hat mich oft verunsichert, jedoch stille ich bis jetzt sehr gerne (2-3 x in 24h ca. 5Min.). Nun da ich erneut Schwanger bin, sagte mir die Frauenärztin ich solle abstillen. Wieso sagte Sie mir nicht, nur das ich es Sofort! und ohne langsames Abstillen tuen sollte. Einfach weil es doch besser sei und Sie das so jeweils empfehle. Ich kann es aber nicht mit mir vereinbaren da ich es liebe. Mein Umfeld sagt mir, dass ich auf meinen Körper schauen sollte, da ich ja ‚mal‘ Krebs und Chemo hatte. Ich habe mich aber davon schon vor meiner 1. SS gut erholt. Jetzt meine Frage: ‚laugt‘ das 2-3 malige Stillen mich so aus, dass ich während der SS (solange ich natürlich Milch habe) nicht Stillen sollte? Ist das für den Körper eine sehr starke zusätzliche Belastung? Ich würde eben (falls möglich) sogar Tandemstillen in Erwägung ziehen. Mich verunsicheren nur immer diese: Es laugt mich aus‘ Kommentare. Ich nehme natürlich Nahrungsmittelergänzungen und Esse ausgewogen. Ganz liebe Grüsse Tamara mit Letizia 19 Monate & Baby im Bauch 5. ssw


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Liebe Tamara, ich kann deine Sorge gut nachvollziehen und weiß als Betroffene selbst, wie sehr solche Kommentare verunsichern können. Wenn dein Körper stark genug ist, ein Kind zu empfangen, ist er es auch zum Stillen und es laugt auch nicht aus! Dieser Gedanke (dass das Stillen auszehren könnte) liegt bei einer stillenden Frau oft nahe, wird ihr doch von der Gesellschaft ohnehin meist eingeredet, dass das Stillen und vor allem das längere Stillen, eine Frau auslaugt. Doch in Wirklichkeit ist es nicht das Stillen, das die Frau erschöpft, es ist schlicht und ergreifend die Tatsache, dass du einen der härtesten Berufe der Welt gewählt hast. Mutter sein ist ein 24 Stunden Job, sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr, ohne Urlaubsanspruch. Diese Arbeit ist anstrengend, auch wenn nicht gestillt wird. Im Gegenteil, durch das Stillen bekommt die Frau oft die Gelegenheit, sich auch am Tage einmal hinzulegen oder zumindest sich hinzusetzen, die Füße hoch zu legen und ein paar ruhige Minuten mit dem Kind zu verbringen. Es ist keineswegs so, dass Stillen an der Gesundheit der Mutter zehrt, im Gegenteil, es gibt eine ganze Reihe von gesundheitlichen Vorteilen für Mutter UND Kind. Die WHO empfiehlt das lange Stillen nicht nur wegen der Vorteile für das Kind, sondern auch wegen der Vorteile für die Mutter. Eine erneute Schwangerschaft ist eigentlich kein Abstillgrund. Es ist möglich während der gesamten Schwangerschaft weiter zu stillen und sogar nach der Geburt des nächsten Babys beide Kinder zu stillen (das wird Tandemstillen genannt). Viele Kinder stillen sich allerdings im Laufe der erneuten Schwangerschaft ab, unter anderem deshalb, weil sich der Geschmack der Milch verändert. Bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf schadet das Stillen nicht. Die Mutter sollte jedoch auf eine gute und ausgewogene Ernährung achten, um Mangelerscheinungen bei sich selbst zu vermeiden. In der Regel kann eine gut ernährte Mutter, sowohl das ungeborene Baby als auch das gestillte Kind, wenn es älter als ein Jahr ist, ausreichend zu versorgen. Ist das Stillkind noch jünger als ein Jahr, sollte auf seine Entwicklung und seinen Gewichtsverlauf geachtet werden. Die Mutter sollte darauf achten, dass sie angemessen zunimmt, gesund und nahrhaft isst und genügend Zeit zum Ausruhen hat. Manche Frauen brauchen deutlich mehr zusätzliche Kalorien, wenn sie schwanger sind und gleichzeitig stillen. In der Schwangerschaft kann die Milchproduktion nachlassen und es ist nicht immer möglich sie mit den üblichen Methoden zur Steigerung der Milchmenge wieder zu erhöhen. Aber ob das passiert oder nicht lässt sich nicht vorhersagen. Deshalb sollte die Gewichtskurve des gestillten Kindes im Auge behalten werden. Einige Frauen haben Probleme mit sehr empfindlichen oder sogar wunden Brustwarzen, die auf die Hormonumstellung durch die Schwangerschaft zurückzuführen sind. Wie lange diese Empfindlichkeit und das Wundsein anhalten, lässt sich nicht vorhersagen. Leider helfen, die meisten Empfehlungen für wunde Brustwarzen in dieser Situation nicht. Es gibt keine bewiesenen Risiken für Mutter oder ungeborenes Kind, wenn die Mutter während der gesund verlaufenden Schwangerschaft stillt. Gebärmutterkontraktionen, die beim Stillen auftreten können, sind ein normaler Teil der Schwangerschaft. (Die Stimulation der Brustwarzen verursacht die Ausschüttung geringer Mengen des Hormons Oxytozin, das wiederum Kontraktionen der Gebärmutter und der Milchbläschen in der Brust verursacht). Auch während des Geschlechtsverkehrs, den die meisten Paare auch während der Schwangerschaft weiterhin haben, kann es zu Gebärmutterkontraktionen kommen. Selbst wenn einige stillende Mütter stärkere und häufigere Kontraktionen während der Spätschwangerschaft spüren, scheinen diese keine Gefahr für das ungeborene Baby im Verlauf einer normalen Schwangerschaft darzustellen. Eine Studie ergab, dass Stillen keine negativen Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft zu haben scheint (Moscone und Moore, 1993). Außer dem Wunsch der Mutter abzustillen, gibt es nur wenige Gründe, während einer Schwangerschaft nicht weiterzustillen. Dazu gehören: o Schmerzen in der Gebärmutter oder Blutungen; o vorangegangene Frühgeburten; o ununterbrochener Gewichtsverlust der Mutter im Verlauf der Schwangerschaft. Dies kommt jedoch nur sehr selten vor. Stillen verursacht auch keine Blutungen. Es gibt auch keine Beweise dafür, dass eine vorangegangene Fehlgeburt ein Grund zum Abstillen sei. Die Zusammensetzung der Muttermilch richtet sich immer nach dem jüngsten Kind, das heißt bis zur Geburt wird wieder Kolostrum gebildet. Der Milcheinschuss und die Umwandlung des Kolostrums in reife Muttermilch werden genauso verlaufen wie nach jeder Geburt. Alles alles Gute! Liebe Grüße Biggi


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