Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen ersetzen und nächtliches Stillen

Frage: Stillen ersetzen und nächtliches Stillen

Angi2102

Beitrag melden

Hallo, unser Sohn ist jetzt knapp 8 Monate alt und über den Tag voll auf Beikost umgestellt. Ich habe ausschliesslich gestillt, mit Ausnahme seiner ersten Lebenswoche hat er noch nie Milch aus der Flasche bekommen. Mittlerweile ist es so, dass er um ca. 18h seinen Abendbrei bekommt und ich ihn zum Einschlafen zwischen 20h und 20h30 noch an die Brust lasse. Das möchte ich ihm auch erstmal nicht wegnehmen. Ich habe nun zwei Fragen: 1. Er hat bis vor einigen Wochen eigentlich immer 6 Stunden am Stück geschlafen. Seit dem letzten Wachstumsschub wacht er wieder öfter nachts auf. Ab und zu schläft er mit kuscheln und Schnuller wieder ein (ich nehme ihn dann auch nicht aus seinem Bett), aber ab und an lege ich ihn auch an, er nuckelt dann kurz und schläft wieder ein. Laut meiner Nachsorge-Hebamme brauch er nachts eigentlich nichts mehr, d.h. er wacht nicht von Hunger auf, sondern holt sich die Nähe, die ihm tagsüber durch das Wegfallen des Stillens fehlt, nachts zurück. Ich habe grundsätzlich kein Problem mit dem Anlegen, frage mich aber wie ich ihm helfen kann, wieder länger ruhig zu schlafen... 2. Ich werde ab Mitte Juli wieder 3 Tage die Woche arbeiten und morgens schon um halb 7 aus dem Haus sein. Momentan wacht mein Sohn meistens gegen 6 Uhr auf und dann leg ich ihn ein letztes Mal an, bevor wir wieder einschlafen und um ca 8 Uhr aufstehen. Er bekommt gegen 8h30-9h seinen Frühstücksbrei. Dieses Anlegen wird organisatorisch nicht mehr möglich sein, wenn ich wieder arbeite. Kann ich das dann durch eine Flasche ersetzen? Wenn ja, welche Nahrung gibt man in diesem Alter und wieviel? Ich mache mir Sorgen, dass er um 6Uhr morgens doch noch eine Milchmahlzeit braucht um bis zum Frühstück "durchzuhalten". Zur Information: Mein Mann wird dann mit ihm zuhause sein und könnte die 6Uhr-Flasche dann übernehmen. Ich bitte um Entschuldigung für den langen Roman und freue mich auf Ihre Antwort :-) Viele Grüsse


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Angi2102, der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die auch mit 12 Monaten noch nicht so weit sind. Leider hilft das Abstillen überhaupt nicht, dein Kind würde trotzdem aufwachen und Du musst es dann auf andere Weise beruhigen und herumtragen oder Flasche kochen (die ja auch nicht hilft, wie Du gerade merkst). Ich würde also einfach weiterhin in der Naht stillen. Wenn Du am Morgen eine Flasche geben möchtest, kannst Du bis zum ersten Geburtstag Pre-Milch anbieten. Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung. Pre-MIlch kann nach Bedarf gefüttert werden, dein Kind kann trinken, so viel es mag. Wenn Du dir die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschaust, dann kannst Du sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden. Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind. Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden. LLLiebe Grüße Biggi Welter Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung von Denise Both, IBCLC Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten: • Säuglingsanfangsnahrung • Folgenahrung • Antigen Reduzierte Nahrung Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen. Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden. "1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden. Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch. Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden. Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).


Angi2102

Beitrag melden

Liebe Frau Welter, vielen Dank für die informative und ausführliche Antwort. Das bestätigt mein Bauchgefühl was das nächtliche Stillen angeht. Wie gesagt möchte ich ihm das erstmal nicht wegnehmen und es geht mir auch nicht darum, vom Stillen wegzukommen. Solange er sich das einfordert soll er auch darauf zurückgreifen können. Es ging mir nur um das Stillen am frühen Morgen, was bald zeitlich für mich nicht mehr passt. Da werde ich dann auf Pre-Nahrung umstellen für die Tage, die ich nicht verfügbar bin. Vielen Dank nochmal. Herzliche Grüsse


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Liebe Biggi Meine Tochter ist 5 Monate alt und isst inzwischen am Mittag eine grosse Portion Gemüse-/Kartoffelbrei. Ich biete ihr anschliessend immer auch die Brust an, doch möchte sie diese immer weniger, da sie scheinbar vom Brei (und etwas Wasser) satt wird. Ist es in Ordnung, wenn ich stattdessen abpumpe, um Vorräte für meinen Arbeitseinsti ...

Hallo, Vielen Dank sie haben mir meine erste Frage beantwortet und jetzt seh ich klarer, dass es nicht so einfach ist wieder zu stillen... Ich würde beim pumpen bleiben und überlege nun ob die medela symphony weiter mieten oder würde eine andere elektrische milchpumpe von Medela den Zweck auch erfüllen? Ich pumpe ja nicht nur gelentlich, sonde ...

Liebe Biggi, da ich in absehbarer Zukunft wieder arbeiten gehe, möchte ich die Stillmahlzeiten meiner Tochter (10 Monate) reduzieren, so dass Papa sie bis zum Nachmittag versorgen kann. Wir dürfen ihrem Mund allerdings weder mit Fläschen, Brei, noch fester Nahrung zu nahe kommen. Der Mund wird zugehalten und der Kopf weggedreht. Nur Zahnbürste ist ...

Hallo liebe Biggi, meine Tochter ist jetzt 16 Monate alt und stillt abends noch in den Schlaf. Wenn ich mal weg gehen möchte, pumpe ich normalerweise vorher ab und sie lässt sich dann vom Papa mit Fläschchen hinlegen, ohne geht es aber gar nicht. Nun bin ich wieder schwanger und habe kaum noch Milch, es reicht zum guten Einschlafen, aber ich bekom ...

Liebe Frau Welter, ich hoffe meine Frage ist in diesem Forum richtig... mein Baby ist 5 1/2 Monate alt, ich stille voll und wir starten gerade die ersten Breiversuchen (3-4 Löffelchen pro Tag). Schmecken tut es ihr, sie ist brav, allerdings hatte sie nun kürzlich so viel Verstopfung, sodass wir einen Einlauf machen mussten. Ich denke es ist no ...

Hallo, meine Tochter und nun 7 1/2 Monate alt und ich möchte nun langsam abstillen. Sie bekommt aktuell ihren Mittagsbrei und Abendbrei und in einer Woche wollte ich auch mit dem Nachmittagsbrei anfangen. Das Füttern klappt recht gut (aktuell nicht ganz so, weil sie ihren ersten Zahn bekommt). Ich stille sie nachts einmal (aber nicht je ...

Liebe Biggi, Meine Tochter ist 7 Monate alt und wir hatten eine unkomplizierte Stillbeziehung. Langsam möchte ich behutsam abstillen, bzw. Stillmahlzeiten gerne auch mal durch die Flasche ersetzen. Ich hab ihr bereits ab dem 3. Monat immer mal wieder ein Fläschchen gegeben, damit sie sich daran gewöhnt. Einmal war ich abends auf einem Konzert u ...

Liebe Biggi, ich möchte nicht aufhören zu stillen , ich liebe es ja noch - ich möchte nur, dass mein Kind es weniger dringend ständig und so lang nachts braucht. Mein Sohn ist nun schon 14 Monate alt und immer noch haben wir nachts ca alle 90min-2Std Nuckel-Phasen von 40min; manchmal sogar eine Stunde lang. Es ist einfach so eine wichtige Assoz ...

Guten Tag Frau Welter, seit der Geburt meines Sohnes produziere ich leider viel zu wenig Muttermilch. Dementsprechend hat der Kleine drei Tage nach der Geburt mehr als 10 % seines Körpergewichts verloren. Seitdem füttern wir zu. Langfristig möchte ich meine Milchproduktion steigern, dazu pumpe ich im Moment bis zu zehnmal am Tag ab. Seit heu ...

Liebe Biggi,  meine Tochter ist 9 Monate alt, das Stillen sowie die Beikost klappen super. Ich stille bisher nach Bedarf und die Kleine will alle 2-2,5h an die Brust. Demnächst nehme ich an einem 4-tägigen Seminar teil, das rund 8h pro Tag dauert. Ich würde sie morgens und nachmittags vor und nach dem Seminar stillen. Zudem würde mein Mann i ...