Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schlafprobleme meiner Tochter

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Schlafprobleme meiner Tochter

Mitglied inaktiv

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Hallo Ihr da draussen, schön langsam bin ich am verzweifeln! Meine Tochter ist Ende Januar 2006 acht Monate alt geworden und leider schläft sie noch nicht durch. Bis vor einigen Wochen ging es ja, doch seit ca. 2 Wochen wacht sie alle 2 Stunden auf und ich weiss nicht was ich tun soll. Es endet meistens damit, dass ich sie stille. Wenn es mir zu viel wird hole ich sie in mein Bett und dann „hängt“ sie förmlich an meinem Busen. Ich habe natürlich andere Mütter gefragt und es kam unisono die Antwort – sie hat Hunger und deshalb schläft sie noch nicht durch. Daraufhin habe ich die Fläschenmahlzeiten forciert, wobei das ganze jetzt so ausschaut: Morgens 7 Uhr Breifrühstück (sie will kein Fläschen am Morgen), zw. 9-9.30 ein Fläschen danach geht sie ins Bett, schläft ca. 1-1.5 Stunden. Gegen 12 Uhr bekommt sie dann Fleisch-Gemüse-Mischmasch, zw. 2-2.30 wieder ein Fläschen ca. 10 min. danach geht sie wieder ins Bett und schläft wieder zw. 1-1.5 Stunden. Am Nachmittag bekommt sie dann einen Obstbrei und wenn sie den nicht mag einen Gemüsebrei. Am Abend nach dem Bad bekommt sie wieder ein Fläschen und danach geht zw. 7-7.30 ins Bett. Meine Tochter kommt jetzt insgesamt auf ca. 410-430 ml Milumil 2 und dazwischen die Fleisch- und Obst/Gemüsebreie. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie noch Hunger hat?! Meine Tochter schläft tagsüber und auch am Abend alleine in ihrem Bettchen ein und dass ohne Gezeter. Doch nachts haben wir Horrorstunde. Erschwerend für mich kommt hinzu, dass wir im Ausland wohnen und ich niemanden habe der mich manchmal entlastet. Mein Mann und ich meistern alles alleine, wobei uns familiäre Hilfe manchmal sehr gut täte – doch das geht eben nicht. Ich möchte in der zweiten Februarwoche komplett Abstillen, doch irgendwie habe ich Bedenken, da mir alle immer wieder sagen, wenn sie alle 2 Stunden aufwacht hat sie Hunger. Gestern haben wir das Bettchen umgestellt, da sich zwei Steckdosen neben dem Gitterbett befanden. Vielleicht verbessert sich dadurch ja was. Ich bitte um dringenden Rat bzw. um Tipps was ich verbessern kann damit meine Tochter und ich in Zukunft durchschlafen können. Herzliche Grüsse aus Glasgow Petra


Biggi Welter

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? Liebe Petra, Ihre Kleine hat kein Schlafproblem, sondern zeigt das ganz normale Verhalten eines acht Monate alten Babys. Es ist schlicht nicht zu erwarten, dass ein Kind in diesem Alter durchschläft. Warum glauben Sie, dass es so viele Ratgeberbücher zum Thema Schlaf und Durchschlafen gibt? Sicher nicht, weil die Mehrzahl aller Babys und Kleinkinder ab spätestens sechs Monaten durchschläft, sondern genau weil das Gegenteil der Fall ist und unsere Gesellschaft nicht akzeptieren will, dass Babys und Kinder so schlafen bzw. eben nachts aufwachen, wie sie es tun. Würde die Mehrzahl aller Babys und Kleinkinder durchschlafen, dann gäbe es keinen Markt für diese Bücher und nicht regaleweise entsprechende Literatur. Es ist vollkommen normal, dass ein Kind ab etwa vier bis sechs Monaten anfängt (wieder) vermehrt aufzuwachen und hat nichts mit der Ernährung zu tun, sondern ist entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen `RückschrittA zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn das Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Abstillen wird das „Problem“ in der Regel nicht lösen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Auch tagsüber sollten Sie versuchen, sich selbst Nischen zu schaffen, die Sie ganz gezielt für Ihre Erholung nutzen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. Sicher würde es Ihnen auch gut tun, sich einmal mit anderen (stillenden) Müttern auszutauschen. Unter der Telefonnummer 0845 120 2918 können Sie erfragen, wo die nächstgelegene LLL-Stillgruppe sich trifft oder wer die nächstgelegene LLL-Stillberaterin ist und einmal in aller Ruhe mit ihr sprechen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, danke für die ausführliche und beruhigende Antwort. Es tut gut wenn ich höre, dass das Schlafverhalten meiner Tochter nichts mit Schlafproblemen zu tun hat. Ich unterhalte mich natürlich mit einigen Müttern über das "Schlafthema" doch ich bekomme unisono nur zu hören, dass die Kinder der anderen Mütter alle durchschlafen und da fragt man sich dann schon "was mache ich denn verkehrt, wenn alle anderen das mit dem Durchschlafen der Kinder so gut hinkriegen?" Auch in der Stillgruppe die ich hier in Glasgow/Schottland besuche höre ich nur (auch von den englischen Hebammen)dass meine Tochter schon durchschlafen müsste. Danke für die Antwort und herzliche Grüsse aus Schottland Petra


Mitglied inaktiv

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Hallo, mein Sohn ist 6 Monate und kommt nachts ca. alle 3 Stunden. Lange habe ich mir darüber Gedanken gemacht, da ja auch das die häufigste Frage ist, die ich gestellt bekomme:"Und,schläft er schon durch?". Mittlerweile bin ich da gelassener. Wenn man dieses Forum verfolgt, fällt auf, dass dies wohl mit das häufigste "Problem" ist. Vielleicht möchte auch nicht jede Mama zugeben, dass ihr Kind noch nicht durchschläft. Das Buch "Schlafen und Wachen" ist wirklich gut und hat mich selbst darin bestärkt, dass auch diese Phase irgendwann vorüber ist. Bis dahin versuche ich auch die nächtliche Kuschelzeit zu geniessen, wenn´s auch manchmal schwer fällt:)!


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