Frage: (Ein-)Schlafprobleme und Stillen

Hallo, mein Sohn ist jetzt zehn Monate alt und seit drei Monaten haben wir größere Schlafprobleme und auch das einschlafen gestaltet sich etwas schwieriger. Er schläft nur ein, wenn ich ihm die Brust gebe. Ich stille ihn im Liegen. Er trinkt zuerst ordentlich und irgendwann nimmt er den Schnuller in den Mund und steht zwischendrin auf und meckert. Wir legen ihn dann immer wieder hin, er ist auch wirklich müde dann. Er trinkt dann auch noch mal, nimmt aber immer wieder den Schnuller in den Mund, dreht sich hin und her, nimmt den Schnuller wieder aus dem Mund und geht immer wieder an die Brust und trinkt ein paar wenige Schlucke, zwischendurch steht er auch immer wieder auf. Und wehe die Brust ist dann nicht mehr verfügbar, wenn er trinken möchte. Dann schreit er und weint und lässt sich gar nicht beruhigen. Wir haben alles versucht. Dieses Schnuller-Brust-Spiel geht dann solange bis er irgendwann einschläft. Teilweise wacht er auch nachts sehr oft auf und schläft ohne Brust gar nicht mehr ein. Das wird dann zu einem echten Dauergenuckel, da sobald ich wieder auf meine Seite möchte (er schläft in meinem Bett), er wieder wach wird und selbst nicht in den Schlaf findet. Der Schnuller fliegt dann gleich raus und es wird sich zur Seite gedreht zur Brust. Manchmal liege ich die halbe Nacht neben ihm, was wirklich anstrengend ist. Können Sie mir einen Tipp geben wie ich damit am Besten umgehe? Und ihm vielleicht helfen kann? Ich möchte auch irgendwann abstillen und ein Fläschchen nimmt er leider auch nicht. Herzlichen Dank vorab.

von Guisa am 01.07.2022, 22:15



Antwort auf: (Ein-)Schlafprobleme und Stillen

Liebe Guisa, ich persönlich wäre eher für klare Regeln, die sind leichter ertragbar als ein Abstillen. Eine Möglichkeit wäre es, dass du mit deinem Kind darüber sprichst, dass du das viele Stillen als unangenehm empfindest und dass du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen einzuschränken. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Dein Baby ist auch gerade erst zehn Monate alt und muss unheimlich viel verarbeiten, es erlebt die Welt gerade sehr intensiv. Kann es sein, dass dein Kind einfach noch nicht reif genug ist, um ohne die Brust zurecht zu kommen? Ich bin überzeugt, dass bis auf die wenigen Ausnahmen, die extrem „pflegeleichte" Kinder haben jede Mutter diesen Punkt kennt, an dem Du jetzt bist. Die Zweifel nagen und die Frage stellt sich „Will mein Kind mich nicht doch manipulieren?" Da es nicht nur jede Menge Menschen gibt, die der Meinung sind, dass ein Kind möglichst früh lernen muss „was Sache ist", sondern auch Bücher, die ein Kind vom ersten Lebenstag an als Wesen hinstellen, das nur darauf aus ist, mit den Eltern und ihren Bedürfnissen in Konflikt zu treten, ist es nur zu verständlich, dass sich alle Eltern, die nicht diesem Strom folgen, sondern einen anderen Weg im Umgang mit ihren Kindern suchen, in Zeiten besonderer Erschöpfung oder einfach dann, wenn auch noch andere Dinge das Nervenkostüm sehr dünn werden lassen, nachdenklich werden: ist unser Weg wirklich gut oder ziehe ich mir einen Tyrannen heran? Als dreifache Mutter von ebenfalls keineswegs immer „pflegeleichten" Kindern, kenne ich diese Gedanken nur zu gut. Doch inzwischen, wo mein ältester Sohn bereits ein Erwachsener ist, bin ich froh, nie auf die „andere Seite" übergelaufen zu sein. Ich bin überzeugt, dass der Weg, das Kind zu achten und auf seine Bedürfnisse einzugehen, richtig ist und das nicht nur, wenn ich mir meinen Großen anschaue (und mal wieder froh bin, dass er ungefragt dafür sorgt, dass die Blumen, die ich vergessen habe, gegossen werden, er für mich zum Tanken geht oder plötzlich mit einer Tasse Kaffee neben mir steht, weil „Du ihn jetzt sicher brauchen kannst"), sondern auch wenn ich andere Kinder und inzwischen Erwachsene erlebe, die in ähnlicher Weise erzogen wurden und ebenfalls fröhliche und in sich ruhende Menschen sind. Ich schreibe das jetzt deshalb so detailliert, weil es mir ungemein geholfen hat, die älteren Kinder und Jugendlichen in den Familien von anderen LLL Stillberaterinnen zu erleben, als ich das Gefühl hatte, dass meine Kinder mich zuviel fordern und ich jetzt endlich auch mal wieder jede Nacht oder zumindest jede zweite schlafen will. Kannst Du deinem Kind noch etwas Zeit schenken und noch ein paar Wochen abwarten? Es kann gut sein, dass dein Baby die Milch einfach noch braucht, doch oft ist es der Hunger nach körperlicher Nähe und Geborgenheit, den die Kleinen stillen, und das ist völlig natürlich und normal. In drei Monaten kann das ganz anders aussehen, darum mach dich bitte jetzt nicht verrückt deshalb. Erinnere dich daran, wie viel bisher in 3-Monatsschritten passiert ist. Kannst du zunächst versuchen, das Spiel mit dem Schnuller zu beenden? Lege dein Baby erst hin, wenn es wirklich sehr müde ist und biete nur die Brust an. Auch das wird einen Kampf geben für ein paar Tage, aber dein Baby kann langsam lernen, dass es gewisse Regeln gibt. Schau, dass ihr aus dem Teufelskreis rauskommt, in dem ihr euch gerade befindet. Die unruhigen Tage und Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ganz herzliche Grüße Biggi

von Biggi Welter am 02.07.2022



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