Soso1801
Liebe Stillberaterin, Unsere Tochter ist nun 9 Monate alt, 74cm groß und vor ca. 3 Wochen 7,6kg schwer. Ich habe sie bisher gestillt und Beikost eingeführt. Vor ca. 3 Wochen waren wir beim Kinderarzt. Dieser meinte sie sei von der 50 er Perzentile auf die 25er Perzentile gerutscht und ich sollte 3x täglich ein Fläschchen (120ml 1er Milch) zufüttern. Weiters meinte er, dass es ein Fehler war, zu versuchen sie tagsüber weniger zu stillen, denn Milch sei im ersten Jahr die Hauptmahlzeit und nur weil sie zu essen bekommt, darf ich das Stillen nicht reduzieren. Ich bin nun gänzlich verwirrt, denn ich kenne viele Gleichaltrige bei denen die Beikost das Stillen nach und nach ersetzt hat und welche, die schon mit 7,5 Monaten tagsüber nicht mehr gestillt werden. Seit wenigen Wochen schläft sie auch sehr schlecht und möchte bis zu 10x in der Nacht trinken. Vor dem Besuch beim Kinderarzt hätte ich nie daran gedacht, zu wenig Milch zu haben und ihr nicht das bieten zu können, was sie braucht. Nun bin ich stark verunsichert (Dr. Busse hier hat mir geraten, sie weiterzustillen und mehr am Familientisch mitessen zu lassen. Der Perzentilenwechsel lässt sich gut durch die viele Bewegung erklären) und das Einführen eines Fläschchens (abgesehen davon, dass ich von dem Pulver nichts halte und es vermeiden wollte) wirft nun folgende Fragen auf: 1. Ist anzunehmen, dass sie besser schläft, wenn sie vor dem zu Bett gehen eine Flasche bekommt oder ist es ein Mythos, dass Flaschenkinder besser schlafen? 2. Wirkt sich die Flaschengabe nicht insofern negativ auf das Essen (Beikost) aus, dass sie weniger isst, weil sie über die Flasche zusätzlich genährt wird/ Kalorien bekommt? 3. Sollte ich das Fläschchen nicht vermeiden, wenn ich ohnehin 12 Monate stillen wollte? 4. Wirkt sich die Zugabe von Flasche auf meine Milchproduktion aus? Beginnt mein Körper dann weniger MIlch zu produzieren? Ist das der Beginn des Abstillens? (das möchte ich eigentlich nicht!). 5. Kann man sagen, dass nach 12 Monaten abgestillt wird und dann ist Schluss, oder kann es auch so sein, dass ich auch nach 12 Monaten eine Flasche einführen muss, weil mein Kind so zart ist und sonst nicht genug Kalorien bekommt? 6. Stimmt es, dass 100ml 1er Milch genauso viel Kalorien hat wie 100ml Muttermilch und die Flaschengabe nicht wirklich etwas bringen würde? 7. Woher weiß ich nun also, ob weiterstillen ohne Flasche richtig ist, oder nicht... 8. Gibt es auch die Variante, dass Frauen nur hin und wieder eine Flasche geben, wenn sie mal etwas länger abwesend sind...? Entschuldigen Sie bitte meine vielen Fragen. Sie sehen, ich bin total verwirrt. Vielen, vielen Dank!
Liebe Soso1801, im ganzen ersten Jahr sollte Milch die Hauptnahrungsquelle eines Babys sein, das ist richtig. Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden. So lange ein Baby ausreichend oft gestillt wird, braucht es keine Säuglingsmilch. Nach dem ersten Geburtstag benötigt ein (ungestilltes) Kind etwa 350 ml Milch (oder etwas mehr als einen kleinen Joghurt) und 20 g Käse, um seinen Milchbedarf zu decken. Das heißt, dass ein Kind keineswegs zwingend Milch trinken muss und es ist sogar möglich, dass sich der Mensch nach dem Abstillen ganz milchfrei ernährt. Der Mensch ist ja ohnehin das einzige Säugelebewesen, das nach dem Abstillen noch weiter Milch einer anderen Art auf seinem Speiseplan stehen hat und auch beim Menschen gibt es eine ganze Reihe von Kulturen, die milchfrei und dennoch gesund leben. Notwendig ist die Milch auch wenn das in unserer Kultur oft nicht geglaubt wird nicht. Es gibt eine ganze Menge an kalziumreichen Nahrungsmitteln, mit denen sich der Kalziumbedarf decken lässt. Eine Tasse (227 g) gekochter Chinakohl ist eine alternative Möglichkeit zur Kalziumversorgung und bietet 86 % des Kalziumgehaltes einer Tasse (240 ml) Milch. Eine halbe Tasse (113 g) Sesamkörner die zu Backwaren und Pfannkuchenteig hinzugefügt oder über Salat oder Getreide gestreut werden können enthält doppelt so viel Kalzium wie eine Tasse (240 ml) Milch. Weitere Kalziumlieferanten sind Melasse, mit Kalzium angereicherter Tofu, Spinat, Broccoli, Zwiebelkraut, Winterkohl, Leber, Mandeln und Paranüsse sowie Dosensardinen und Lachs (die allerdings beide mitsamt der weichen Gräten gegessen werden). Als Eltern glauben und hoffen wir auch immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sechs oder neun Monaten. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Auch ich rate dazu, das Baby vermehrt anzulegen und zwar am Tag und in der Nacht, so steigert sich die Milchmenge automatisch. Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. LLLiebe Grüße Biggi
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