Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Schlachtplan für ruhigere Nächte ab 6. Monat

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Schlachtplan für ruhigere Nächte ab 6. Monat

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Liebe Biggi, mein drittes Kind ist morgen genau 4 Monate alt. Ich habe bisher alle Kinder die ersten 6 Mon. ausschließlich gestillt und dann ganz klassisch mit "Möhrchen" begonnen usw. Nun bin ich doch schon etwas erfahrener und möchte es diesmal ganz speziell aufs "durchschlafen" ausrichten, sprich nächtliche Sättigung, Mittags ein stundenlang schlafendes Baby finde ich ziemlich "unnütz" ;-) Vorschlag A: nach vollendetem 6. Monat einfach abends ein Fläschchen Sorte 1 oder 2? Wohl am einfachsten, aber ist ja auch nur veränderte Kuhmilch, nicht so toll im ersten Jahr, oder? Wichtige Info: Sie wird auch mind. ein Jahr gestillt, wie die anderen, außer sie sagt früher "Nein, danke!". Das Abendfläschchen wäre die einzige Retorten-Milch des Tages... Vorschlag B: Reisflocken als Muttermilch-Brei abends. Ist das Allergenärmer als die Folgemilch? HA-Milch mochte bisher keines meiner Kinder, musste immer die Katze trinken ;-) Vorschlag C: Pastinaken, Möhrchen usw. einfach abends füttern und "draufstillen" Wie würdest es du bei deinem machen, wenn das Schlafen oberste Priorität hat. Ich hatte jetzt drei Kinder in sechs Jahren, im siebten Jahr würde ich gerne mal wieder fünf Stunden am Stück schlafen. Ist das zu egoistisch...? Habe aber auch noch ein "akuteres" Problem: Kinderarzt war mit der Zunahme nicht besonders zufrieden. Er ist fürs Zufüttern, obwohl sie noch im Normalbereich liegt (nicht mal bei den leichten). Das möchte ich nicht so kurz vor dem Ziel "6 Monate ausschließlich stillen". Zumal ich genug Milch habe, aber die Madam nur eine Brust pro Mahlzeit trinkt. Die zweite biete ich ihr nach dem Bäuerchen jedesmal an, aber sie windet sich und will nix mehr. Hat aber minutenspäter das ganze Fäustchen im Mund und nuckelt stark am Schnuller. Wonach sieht das jetzt für dich aus? Soll ich mal abgepumpte Milch geben, zur Mengeneinschätzung? Sorry daß es so lang wurde, aber beim dritten Kind schreibt man nur noch bei etwas "komplexeren" Problemen. Die kleinen schafft man meistens selber ;-) Vielen Dank Simone


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Liebe Simone, ich bin schon beim Wort "Schlachtplan" ein wenig zusammen gezuckt. Es klingt so kriegerisch, so entschieden. Und du scheinst dir ja auch ganz sicher zu sein, dass ein 6 Monate altes Baby durchschlafen können MUSS. Selbstverständlich gibt es Kinder, die das schaffen, aber es ist eher ungewöhnlich und entspricht überhaupt nicht dem, was die Natur vorgesehen und wie sie Menschenkinder programmiert hat. Nun fürchte ich, dass ich nicht ganz mitspielen kann, wie du es gerade von mir erwartest. Denn deiner Auswahl fehlt meines Erachtens ein ganz wichtiger Punkt: Die Möglichkeit, dem Kind genau das zu geben, was es brauchen wird, auch wenn das was ganz anderes ist, als du dir jetzt vorstellen kannst. Denn Kinder lassen sich nur äußerst selten in Schemata pressen, und passen nur selten in starr vorgegebene Pläne. Klar kann ich verstehen, dass du Nachtruhe mittlerweile als höchstes Glück betrachtest, ist ja ganz logisch, nach sechs Jahren mit unterbrochenen Nächten. Doch ganz ehrlich: Was kann dein jüngstes Kind dafür? Ich möchte nicht urteilen, ob egoistisch oder nicht. Das steht mir nicht zu. Ich versuche nur ein wenig, dir einen anderen Blickwinkel aufzuzeigen. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts sogar (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Ich hoffe, du nimmst mir diesen Teil der Antwort nicht übel!! Was deine Frage zur Meinung des Kinderarztes betrifft, schreib mir doch bitte, was sie wiegt, und wie sich ihr Gewicht in den letzten paar Monaten entwickelt hat. Dann kann ich das besser beurteilen. Eine Flasche zu füttern zur "Mengeneinschätzung" hilft jedoch nicht viel, weil ein Baby aus der Flasche meist viel mehr am Stück trinkt als an der Brust (was aber auch wieder von der Natur gar nicht so gewollt ist, mit gutem Grund...). Solltest du wirklich wissen wollen, wieviel dein Baby in 24 Stunden getrunken hat, dann kannst du ja seine Windeln wiegen. Du kannst entweder die einzelnen Windeln wiegen, oder die von 24 Stunden sammeln, wiegen, und das Gewicht mit der gleichen Anzahl trockener Windeln vergleichen. Die Urinmenge entspricht nicht der Trinkmenge, denn dann wäre ja ausgeschlossen, dass das Baby zunimmt. Ein Teil der Flüssigkeit, die das Baby mit der Muttermilch aufnimmt geht über die Atmung verloren, ein Teil wird als Schweiß ausgeschieden, das Baby wächst und nimmt zu und auch der Stuhl wird letztendlich aus den unverwertbaren Resten der Muttermilch gebildet. Die Urinmenge ist also generell geringer, als die Trinkmenge. Was du beschreibst, wirkt auf mich aber ganz stark wie ein zahnendes Baby. Lieben Gruß, Kristina


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