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Liebe Biggi! Mein Sohn Felix ist nun 6 1/2 Monate alt und wiegt 9,5 kg. Seit ca. 1 Monat habe ich mit Beikost begonnen. Mittlerweile ißt er am Vormittag ein Hipp-Glas Obst, Mittags ein Hippglas Gemüse bzw. Menü, Nachmittags Brei und zusätzlich wird er noch alle 2-3 Stunden gestillt. Zu den Mahlzeiten biete ich ihm auch etwas Wasser an. Nun zu meiner Frage. Felix wird auch in der Nacht 3x gestillt. Er hat immer richtigen Hunger, sogar sein Bauch knurrt. Nun befürchte ich, daß die Milch Abends alleine nicht mehr ausreicht, und meine Kinderärztin hat mir geraten, ihm Abends zusätzlich noch ein Fläschchen zu geben! Hatte eigentlich nie vor ihm Fläschchen zu geben, sondern eigentlich nur zu Stillen. Aber das er so Hunger leiden muß will ich auch nicht! Was würden sie mir raten? Vielen Dank, Ute!
? Liebe Ute, auch wenn das Kind am Abend zusätzlich eine Flasche bekommt oder einen Brei, so garantiert das keineswegs, dass die Nächte ruhiger werden und das Kind weniger an der Brust trinken will. Außerdem ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Baby in diesem Alter nachts viel an der Brust trinkt. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Doch das heißt nicht, dass das Kind nachts Hunger leidet, denn es bekommt ja dann bei Bedarf Muttermilch. Doch wie gesagt; Nicht nur der körperliche Hunger lässt Babys in diesem Alter nachts vermehrt aufwachen, sondern es ist eine Entwicklungsphase, die mit unruhigen Nächten einhergeht. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Auch tagsüber können Sie versuchen, sich selbst Nischen zu schaffen, die Sie ganz gezielt für Ihre Erholung nutzen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. LLLiebe Grüße Biggi Welter
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