Hallo Biggi,
ich versuche kurz meine Situation zu schildern und hoffe, du kannst mir ein wenig weiterhelfen.
Unser 2. Baby ist jetzt vier Wochen alt. Schon beim 1. Kind (2 Jahre) hat das Stillen nicht geklappt, weil wir anfangs wegen Aufenthalt auf der Intensivstation getrennt waren. Sogar da hatte ich aber einen Milcheinschuss gespürt ... und damit zur jetzigen Situation.
Ich hatte einen geplanten Kaiserschnitt und unser Baby kam wohl doch etwas früher als berechnet - in der. 37. SSW.
Kurz nach der Operation haben wir das 1. Mal angelegt. Anschließend habe ich die ersten drei Tage bei jedem
Besuch von Schwestern oder Hebammen gefragt, ob das Baby auch ausreichend versorgt ist, weil er doch meistens 3-4 Stunden geschlafen hat. Diesmal war ich mir jedoch sicher, dass er gut und richtig saugt. Am 3. Tag hatte er ein Gewicht von 2960 g nach einem
Geburtsgewicht von 3220 g und der Blutzucker lag bei nur 35. Die Kinderärztin meinte, wir müssten sofort nach jedem Stillen 20-30ml zufüttern. Nachdem sich alles normalisiert hatte, konnten wir heim.
Einen Tag später kam meine Hebamme und der Kleine hatte nochmal 30g abgenommen. Wir haben anschließend 24 Stunden lang stündlich gepumpt und dann eine Woche lang nach jedem Stillen gefüttert, dass er zunimmt. Das waren oft 400 ml Mumi+Pre am Tag. Beim Pumpen kamen meist nur insgesamt 20ml aus beiden Brüsten. Nach 3 Stunden Pause waren es auch mal 50ml. Am Tag kam ich auf ca. 200ml.
Wir haben nach einer Woche versucht nur zu Stillen. Nachts und morgens klappte es meist gut, aber je später es wurde, desto weniger kam mir die Milch vor.
Ich kenne das Clusterfeeding, nur war es bei uns so, dass er von ca. 16 Uhr bis abends 22 Uhr fast nur an der Brust war. Kaum legte ich ihn ab, war er wieder am Suchen und Kopf drehen. Er hat in dieser Zeit auch kaum gesaugt, mehr genuckelt. Abends als ich das Gefühl hatte, er saugt ins „Leere“ hab ich ihm dann mal 40Pre gegeben und er war zufrieden.
So geht das seitdem ... wir versuchen bis zum Letzten nur zu Stillen und dann hab ich doch wieder das Gefühl er braucht mehr und füttere zu, weil er entweder weint oder gleich wieder sucht.
Wurde er über mehrere Mahlzeiten nur gestillt, hatte er auch öfter mal 4-5 Stunden kein Pipi in der Windel.
Während der Schwangerschaft wurde (wie schon mal in meiner Schulzeit, dann war es wieder weg) Schilddrüsenunterfunktion festgestellt, aber ich bin mit Tabletten eingestellt. Habe Bockshornklee, Domperidon, Piulatte etc. genommen und bis heute kein Gefühl eines Milcheinschuss gehabt.
Wie gesagt, nachts und morgens geht’s, ab Mittag kommt es mir vor als könnte er stundenlang gestillt werden, aber es reicht nicht ...
Wie schätzt du denn die Situation ein?
Kann es sein, dass wir es noch zum Vollstillen schaffen können? Wie kann ich vom Zufüttern weg?
Ich hatte mir diesmal so gewünscht, dass es klappt, aber, dass ich dieses Schlucken manchmal gar nicht oder nur am Anfang für 1-2 Minuten höre und er nachmittags meiner Meinung nach mehr als nur Clusterfeeding macht, macht mich unsicher ...
Danke dir und liebe Grüße
Miriam
von
Miri0802
am 18.03.2020, 22:41
Antwort auf:
Reicht die Milch? - Weg vom Zufüttern
Liebe Miriam,
die Milchmenge WIRD sich steigern, aber es kann sein, dass Dein Baby durch die Flasche saugverwirrt ist und nicht mehr so effektiv saugt.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Im Moment würde ich keine Flasche und keinen Schnuller geben, wenn Du zufütterst, dann mit einer alternativen Fütterungsmethode.
Abpumpen erlaubt überhaupt keinen Rückschluss auf die tatsächlich vorhandene Milchmenge, denn wenn dabei der Milchspendereflex nicht ausgelöst wird, fließt so gut wie nichts - oder nur sehr wenig, wie bei dir. Trotzdem könnte es sein, dass deine Brust deutlich mehr bildet.
Sie kann auch zu einer höheren Milchbildung angeregt werden, wenn dein Baby effizient saugt. Ein Baby kann das lernen, braucht aber Unterstützung dabei, die übers Internet kaum zu liefern ist.
Fürs erste kann auch euch die Brustkompression helfen (s.u.), weil dabei einfach mehr Milch in gleicher Zeit beim Baby ankommt.
Wenn es dann auch noch funktioniert, dass du an einer Seite stillst und an der anderen Seite pumpst (dabei fließt die Milch meist deutlich besser an der gepumpten Seite), kannst du deiner Kleinen auch einen Kalorienkick schenken, in dem du ihr Muttermilchsahne fütterst.
Schau, dass du Milch ausstreichst (wenn es mit der Hand gut klappt, vergiss die Pumpe weg!) oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln.
Dieses Infoblatt von LLLD kann die dabei helfen, deine Milch zu gewinnen:
http://lalecheliga.de/images/Infoblaetter/LLL_Muttermilch_gewinnen_und_aufbewahren.pdf
Im Idealfall verschreibt dein Arzt dir auch eine elektrische Milchpumpe (MIT DOPPELPUMPSET!!!), um deine Milchbildung zu stärken.
Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, empfiehlt sich das Wechselstillen, das du wohl schon durchführst. Machst du es so? Du legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
Falls Du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest Du dich an eine Stillberaterin vor
Ort wenden, die dich beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Dein Baby korrekt an der Brust
saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste.
Es könnte sein, dass das Baby doch saugverwirrt ist oder eine Saugschwäche hat inzwischen.
Sie kann dir Tipps zum Pumpen geben, um die Milchmenge zu erhöhen.
Welche Pumpe verwendest Du, hast Du ein Doppelpumpset?
Außerdem kann sie dir zeigen, wie es alternativen Fütterungsmethoden klappt.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Tut mir leid, wenn ich nicht mehr helfen kann….aber gib noch nicht auf!
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Brustkompression
"Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein.
Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes:
1. Es bekommt mehr Muttermilch.
2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch).
Die Brustkompression Wie funktioniert sie?
1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand.
2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein.
3. Schauen Sie wie das Baby trinkt. Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt.
4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt!
5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen.
6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt.
7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt.
8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust.
9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess."
(Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)
von
Biggi Welter
am 19.03.2020