Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nur Abends zu wenig Milch

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nur Abends zu wenig Milch

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Liebe Biggi, mein Sohn (3. Kind) ist nun 4 Monate alt und bisher relativ problemlos gestillt nach Bedarf. Nun schläft er seit einiger Zeit immer wieder die Nächte durch (23 - 6/7 Uhr). Morgens ist die Brust natürlich dann voll und die Mahlzeiten sind auch bis nachmittags völlig unproblematisch. Fange morgens mit nur eine Brust an und steigere mich dann bis nachmittags auf beide Seiten. Ab 18 Uhr habe ich ihn aber dann fast stündlich bis 23 Uhr an der Brust und er wird eindeutig nicht mehr satt. Ist in dieser Zeit auch sehr quengelig. Nun haben wir ihm abgepumpte Milch gegeben und seinen Bedarf zu decken, was er auch sofort angenommen hat. Nur eine kleinere Menge. Danach ist er aber trotzdem zufrieden. Ich könnte ihm auch noch mehr geben, aber ich denke mir er sollte lieber nach 2 Stunden wieder an meiner Brust trinken. Nun hatte ich schon einen größeren Vorrat an abgepumpter Milch, der nun dahinschmilzt, denn soviel wie er dann bekommt kann ich zwischendurch gar nicht abpumpen. Nehme ich denn tagsüber schon vorher etwas "weg" (abpumpen), dann geht das ganze früher los! Meine zwei großen Kinder habe ich voll gestillt bis 6 Monate und dann langsam umgestellt. Ich möchte das natürlich jetzt auch wieder machen. Bei ihnen hatte ich ähnliche Probleme ab dem Durchschlafen. Habe mich dann auch so durchgemogelt und dann eben auf HA-Nahrung zurückgegriffen und war schon etwas unglücklich. Im Grunde war es der Anfang vom Abstillen. Vielleicht hätte ich damals auch schon einen guten Tipp gebrauchen können, aber das gab es das mit dem Internet noch nicht so und meine Hebamme im Bereich Stillen nicht viel Ahnung und die Ortsansässige Stillberaterin...??? Ich hoffe es gibt einen guten Tipp für mich, oder nur ein paar aufbauende Worte. Lieben Gruß Marli


Biggi Welter

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? Liebe Marli, der Milchspendereflex hängt mit dem Oxytocin und nicht mit dem Prolaktin zusammen. Das sind unterschiedliche Hormone. Doch das Stillverhalten eines Babys ist permanenten Veränderungen unterworfen und die müssen keineswegs mit dem mütterlichen Hormonspiegel in Verbindung stehen. Dass Babys aufwachen, wenn sie alleine in einem Bett liegen, ist ebenfalls nichts Ungewöhnliches, denn Menschenkinder werden mit dem starken Bedürfnis nach Nähe und Körperkontakt geboren. Ich denke auch, dass es am besten ist, wenn Sie sich ausführlich und direkt mit einer Kollegin unterhalten können. Die nächstgelegene LLL-Stillberaterin dürfte Frau Carol Hunter 06257-942869 sein. Nicht erschrecken, wenn dort jemand englischsprachiges abhebt, Carol ist Amerikanerin, spricht aber auch deutsch. Falls es noch jemanden näher gelegenen gibt, weiß Carol das besser als ich. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Liebe Marli, die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Ein vier Monate altes Kind ist im klassischen Alter für einen Wachstumsschub. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal "mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Weiche Brüste sind KEIN Hinweis auf zu wenig Milch, im Gegenteil, nach den ersten Wochen ist es absolut normal, dass die Brust wieder weich (und oft auch kleiner wird). Das bedeutet nicht, dass die Milch weniger geworden ist, sondern ist ein Hinweis darauf, dass sich die Stillbeziehung eingespielt hat. Kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Das abendliche Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Achten Sie einmal auf die folgenden Anzeichen bei Ihrem Baby: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn alle diese Punkte erfüllt sind, können Sie davon ausgehen, dass Ihr Baby auch satt wird. Sollten diese Punkte wider Erwarten nicht erfüllt sein, dann wenden Sie sich bitte an eine Stillberaterin vor Ort, die mit Ihnen gemeinsam überlegt, wie Sie vorgehen können, um Ihre Milchmenge an den Bedarf Ihres Babys anzupassen. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Auch sonst kann ich Ihnen nur wärmstens ans Herz legen, sich direkt an eine Stillberaterin zu wenden, die sich anschauen kann, wie Ihr Kind trinkt und wie es angelegt ist und Ihnen viele von Ihren Sorgen nehmen. LLLiebe Grüße Biggi


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Liebe Biggi, vielen Dank für die ausführliche Antwort. Zu welchen Uhrzeiten sind Sie denn am Arbeiten? Ist ja beeindruckend! Bisher ist mein Kleiner bestens gediehen (über 7 kg inzwischen). Wir haben auch schon einen Wachstumsschub (12. Woche ?) hinter uns, den wir erfolgreich gemeistert haben mit stündlich stillen. Jetzt glaube ich gar nicht, das es der nächste Wachstumsschub ist, weil ich meinte ihn schon hinter uns zu haben vor 1 1/2 Wochen. Ähnliche Anzeichen: das er abends besonders viel wollte und auch nachts wieder gekommen ist. Was für mich aber kein Problem war. Nun schläft er aber wieder durch! Bekannt ist mir schon, das die Milch erst "zur" Mahlzeit produziert wird und das das auch mit dem Prolaktinspiegel zusammenhängt, der im laufe des Tages abnimmt. Deshalb ist der Milchspendereflex wohl auch abends schwerer auszulösen, oder liegt das an mir? Was ich aber nicht weis, ist, wie lange der anhält? Finde ich eine ganz spanndende Frage und konnte mir auch noch keiner Beantworten. (Ist ja vielleicht auch nicht wichtig.) Ich merke nur, das es abends für den Kleinen nur für max. 10 Schlucke ausreicht pro Mahlzeit. Wenn er dann quengelig ist und nach einer halben Stunde wieder die Brust anscheit, weil der Hunger hat, dann tu ich mich schwer mit dem Milchspendereflex, weil er nicht dranbleibt. Wenn er dann kommt ist auch abrupt Ruhe und er trinkt...eben nicht lange. Das Clusterfeeding habe ich noch nicht gehört, ist aber genau ähnlich seinem Verhalten. Macht immer mal wieder Kurzschläfchen an der Brust um dann 10-15 min später aufzuwachen und festzustellen das er noch Hunger hat. Ich habe ihn schon oft in sein Bettchen gelegt und dachte er schläft um ihn doch kurze Zeit später wieder an die Brust zu holen. Ich habe das Gefühl, das mein "Problem" etwas vielschichtiger ist. Das merke ich schon beim Schreiben, das ich nicht weis, wo ich eigentlich anfangen soll. Vielleicht wäre es aber auch hilfreich nochmal mit einer Stillberaterin vor Ort Kontakt aufzunehmen. Meine Postleitzahl ist 64347. Lieben Gruß Marli


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