Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nuckeln an der Brust wegen Zahnen?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nuckeln an der Brust wegen Zahnen?

Lena0105

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Liebe Stillberaterinnen, meine 13Wochen alte Tochter (01.05.19, 37+0) und ich hatten von Geburt an Schwierigkeiten mit dem Stillen. Zuerst abgepumpte MuMi und Pre, weil sie zu schwach zum Saugen war, dann mit Stillhütchen und "Kämpfen" beim Stillen (Kopfbewegungen wie ein Specht, Verschlucken, Herumfuchteln). Mit 6 Wochen habe ich das Hütchen mühsam abgewöhnt und das Stillen klappte besser. Sie trinkt oft nur eine Brust und nur 5min aber sie nimmt gut zu (Geburtsgewicht 2340g, jetzt 5,4kg). Seit kurzem möchte sie tagsüber an der Brust Nuckeln um einzuschlafen, abends und nachts nuckelt sie nach dem Einschlafstillen auch vermehrt. Außerdem ist sie beim Stillen wieder sehr zappelig, dockt an und ab, kratzt und tritt mich (ähnlich wie früher mit Stillhütchen). Ihre Schreistunde war gestern ungewöhnlich lang und intensiv. Nachts schläft sie unruhig. Sie sabbert sehr viel und saugt wie verrückt an ihrer Hand, am Spucktuch, am Gurt der Babyschale,...nur Schnuller und Beissring mag sie nicht. Heute ist mir die weiße Spitze eines Zahnes unten rechts aufgefallen. Ist es nicht ziemlich zeitig, dass sich bei ihr Zähne zeigen? Möchte sie aufgrund des Zahneinschusses häufiger an Brust und nuckelt und zappelt so viel? Wird das Nuckeln und häufige Stillen (alle 45min/1h) wieder nachlassen? Kia ist gegen Nuckeln und Einschlafstillen...ist es ok es trotzdem zu tun? Kann ich ihr Nuckeln irgendwie auf den Beissring, Schnuller o. ä. übertragen? Habe schon blaue Flecken an der Brust und das ständige Nuckeln ist in der Öffentlichkeit schwierig. Empfehlen Sie Osanit-Globuli? Vielen Dank im voraus! Entschuldigen Sie die vielen Fragen. Viele Grüße Lena


Biggi Welter

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Liebe Lena, manche Babys zahnen sehr früh und das Saugen an der Brust tut ihnen gut! Ich denke, dass das Baby von Anfang nicht korrekt und effektiv an der Brust getrunken hat und durch die Flasche saugverwirrt wurde. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Solange der Milchspendereflex dazu beiträgt, dass die Milch rasch fließt (und das ist in den ersten Minuten einer Stillmahlzeit so), geht es noch gut. Lässt er nach, wird das Baby ungeduldig denn: Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Im Moment würde ich auf alle künstlichen Sauger verzichten und nur die Brust anbieten! Das„Marathonstillen“ ist in diesem Alter so weit verbreitet, dass es als „normal“ angesehen werden sollte. Der Fachausdruck dafür lautet „Cluster Feeding“. So kleine Babys wollen häufig, aber vor allem in unregelmäßigen Abständen gestillt werden und fast alle Babys haben eine Tageszeit, zu der sie fast ununterbrochen an der Brust trinken (oder auch nur nuckeln) wollen. Das Marathonstillen kann für Sie sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Darum raten wir erst dann zur Gabe von künstlicher Milch, wenn keine andere Maßnahme geholfen hat - oder das Kind deutlich zu wenig zugenommen hat! Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Es ist also gut, wenn Ihr Baby lange an der Brust ist, auch wenn es nur nuckelt. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Baby eher nur saugen möchte, können Sie über einige Zeit nur eine Brust anbieten. Ich kann Ihnen gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi


Lena0105

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Ich habe eine Frage vergessen: Wir wollten aus verschiedenen Gründen (Untergewicht meinerseits, Flexibilität, Entlastung wg Wochenbettdepression) gern zufüttern, jedoch verweigert sie die Flasche seit wir Pre-Nahrung probiert haben. Jetzt trinkt sie auch MuMi nur zögerlich aus der Flasche. Sollten wir während des Zahnens das Zufüttern lieber nicht weiter probieren? Danke! Viele Grüße Lena!


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