Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nächtliches nuckeln abgwöhnen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nächtliches nuckeln abgwöhnen

Tme1984

Hallo Frau Welter, Unsere Tochter ist 12 Monate alt und ich möchte abstillen. Tagsüber ist sie quasi schon abgestillt (außer sie krank). Vor dem schlafen gehen stille ich sie, lese ihr etwas vor, singe ein Lied und lege sie ins Bett. Das klappt wunderbar und sie schläft gut ein. Dann schläft sie ca. 2-3 Stunden gut und dann geht der nächtliche "Kampf" los. Sie wird wach und will an die Brust. Mein Mann bekommt sie manchmal durch rumtragen beruhigt, legt sie ab und nach 10-30 min ist sie wieder wach und verlangt erneut nach der Brust. Ich habe auch schon versucht sie kurz zu stillen und abzulegen, aber dann kommt sofort Gebrüll. Was als einziges hilft: Sie liegt bei mir im Bett und nuckelt an der Brust (tatsächlich trinken tut sie nur ein paar Schlucke). Und das die ganze Nacht. Sie hat einen super leichten Schlaf und sobald ich sie abdocke und versuche mich wegzudrehen wird sie wach und verlangt nach der Brust. Nach 12 Monaten möchte ich nun aber abstillen. Mein Entschluss steht fest, obwohl ich weiß, dass es nicht einfach wird. Haben Sie Tips wie es dennoch nicht allzu schlimm für unsere Tochter wird? Unser Ziel ist, dass sie ohne nuckeln/stillen in ihrem eigenen Bettchen schläft, und nicht mehr dauernuckelnd an mir in meinem Bett. Schnuller hat sie keinen und Flasche (außer Wasserbecher) auch nicht. Vielen Dank für Ihren Ratschlag!


Biggi Welter

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Liebe Tme1984, ich würde zunächst abstillen und dann erst mit dem eigenen Bett beginnen, denn sonst könnte es sein, dass dein Baby überfordert wird. Wenn du für dich zu dem Schluss gekommen bist, dass Du sicher nicht mehr stillen magst, dann ist der erste Schritt, dass du diese Entscheidung wirklich aus ganzem Herzen triffst und keinerlei Zweifel daran hast, dass es euer Weg ist, jetzt die Stillzeit zu beenden. Sicherlich ist es für dein Baby ein liebgewonnenes Ritual und es wird die Brust schmerzlich vermissen, aber wenn es dich nur noch nervt, dann spürt dein Baby das auch. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und du deinem Kind klar erklärst und sagst, was du willst und was du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Vielleicht versuchst du es damit, die Stillzeiten immer weiter zu verkürzen. Damit meine ich, du stillst dein Kind eine bestimmte Zeit und dann nimmst du es sanft von der Brust und streichelst es, kuschelst mit ihm, bietest ihm zusätzlich ein Kuscheltier oder eine Schmusedecke an usw. Im Laufe der Zeit verkürzt du die Zeit an der Brust immer mehr. Auch wenn es deiner Kleinen nicht gefällt, musst du klar und konsequent bleiben. Es kann auch ablenkend wirken, wenn du dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt dich hinzulegen, wenn du dein Kind zum Einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeitausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. Wenn dein Partner nicht einspringen kann, bleibt es an dir, euer Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt, oft hilfreich. Sicherlich kannst du auch Wasser anbieten, was jedoch meistens vehement abgelehnt wird. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Probiere es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln. Liebe Grüße Biggi


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