Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen/ Nuckeln im Schlaf

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen/ Nuckeln im Schlaf

Mimi1312

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Hallo,  meine Tochter ist 9,5 Monate alt und wird noch(voll) gestillt. Ich stille sie Tag und Nacht nach Bedarf, sie isst aber auch sehr gut mit am Tisch. Bekommt mittags und abends Brei und isst aber auch schon Brot mit frischkäse, Nudeln, Spätzle usw Nun aber meine Frage. Sie macht es mir zur Zeit, vorallem beim Mittagsschlaf nicht leicht. Ich stille sie Mittag und Abend in den Schlaf. Mittags allerdings ist es schwer dass ich wieder aus dem Bett raus komme. Sie ist bei jeder Bewegung sofort wach. Wenn ich es dann doch mal raus schaffe, dann muss ich nach 10 min wieder zu ihr, mich hinlegen und sie nuckelt an der Brust bis sie wieder eingeschlafen ist. Und das geht oft täglich bis sie ihre 2 Stunden Mittagsschlaf gemacht hat. Das ist echt für mich sehr anstrengend und nervig. Wie kann ich das ändern? Schnuller nimmt sie leider nicht. es wäre schön wenn sie ohne der Brust zum schlafen kommen würde und auch ohne wieder einschläft bzw. Einfach länger mal Mittag schläft ohne aufzuwachen.  Abend ist das etwas einfacher. Da schläft sie auch an der Brust ein, da kann ich aber leichter ohne dass sie wach wird aufstehen und dann ist sie  nach 30 min wieder wach, ich leg mich dazu und sie schläft wieder ein und dann ist aber auch erstmal für paar Stunden Ruhe. Ich habe noch eine 5 jährige Tochter und ständig muss ich sie mittags allein lassen wenn ich zu meinem Baby rein muss und mein Mann nicht da ist.  Auch wenn es das natürlichste ist dass die Babys an der Brust einschlafen, ist es für mich derzeit einfach nur noch anstrengend und auch etwas nervig. Ich würde dies echt so gerne ändern wollen. Ich komme zuhause zu nichts und das macht mich fertig. Der Haushalt bleibt liegen, weil ich vorallem Mittag, wenn mal Zeit ist den Haushalt zu schmeißen unter der Woche, ich nur im Bett liege damit das Baby Mittagsschlaf machen kann. Das kann auf Dauer so nicht weiter gehen.  Vielen Dank für Ihre Hilfe.  Viele liebe Grüße   


Biggi Welter

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Liebe Mimi1312, ich kann dich gut verstehen und kann mich an diese so anstrengende Zeit wirklich gut erinnern. Trotzdem habe ich keine Lösung, denn in diesem Alter ist Anhänglichkeit völlig normal. Es scheint, dass dein Kind viel Nähe braucht, selbst wenn du nun abstillen würdest, würde dein Kind deswegen sicherlich nicht weniger anhänglich sein und genauso oft aufwachen wie bisher. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (Brei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. Die unruhigen Tage und Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht! Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Schau du, dass du gut auf dich achtest, Ruhepausen findest, vielleicht mal jemanden, der morgens oder am Nachmittag mit der Kleinen im Tragetuch spazieren geht, damit du dich ausruhen oder in die warme Wanne legen kannst. Wie wäre es denn, wenn du das Baby im Tragetuch schlafen lässt? So könntest du neben zu etwas erledigen. Wichtig ist auch, dass du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby. • Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. Liebe Grüße Biggi


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