Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nächtliches stillen/ nächtliches aufwachen durch Hunger

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nächtliches stillen/ nächtliches aufwachen durch Hunger

Pocahontas2020

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Guten Morgen! Seitdem under Sohn ca 3 Monate ist sind die Nächte sehr unruhig, d.h. er hat vorher immer zwischen 4-6 h am Stück geschlafen, wurde gestillt, weil er wach wurde und hat dann weiter geschlafen. Seitdem kommt er zwischen 1 und 2 h wegen Hunger. Er wird sogar wach und weint. 2 h wären sogar lang. Meist kommt er zur Zeit zwischen 30 und 60 min in der Nacht, weil er Hunger hat. Und er hat tatsächlich Hunger. Er isst 3 x am Tag- und das gut. 3-4mal wird er gestillt, morgens und vor dem schlafen am Mittag und abends. Auf Anraten des Kinderarztes haben wir die Abendbreimahlzeit schon recht früh, nachdem wir mit Beikost angefangen haben, ihm angeboten, die er auch gut annimmt. Wir vermuten, dass oftmals ein Wachstumsschub und vor allem jetzt das zahnen schuld an dem Hunger in der Nacht sind. Kann man ggf ihm helfen, dass er nicht immer Hunger hat und er mal wieder länger schlafen kann - und ich auch? Er ist ein sehr glückliches Baby, das immer spielt, lacht und immer gut gelaunt ist. Er wird nicht überfordert oder Langeweile zugemutet. Seit 1 Woche führen auf Anraten meiner Hebamme ein 24 h Protokoll und sollen versuchen ihn nachts nicht an der Brust Biel stillen einschlafen zu lassen und ihn vor dem schlafen gehen zu stillen und ihn dann in sein Bett legen, dass er einschläft. Doch das alleine einschlafen, ihn gestreichelt und leise gesungen, hat 1 mal funktioniert und sonst musste mein Mann oder ich ihn in den Schlaf schaukeln (war der Tipp meiner Hebamme, sollte er nicht einschlafen) oder tatsächlich musste ich ihn wieder stillen... Haben sie einen Rat für uns? Ganz lieben Dank!


Biggi Welter

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Liebe Pocahontas2020, der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich Dein Baby weiter entwickelt! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Trotzdem ist es für Dich natürlich sehr anstrengend und es gibt hoffentlich ein paar Tricks, die Dir helfen. Hast Du es schon einmal mit dem Kinn-Trick versucht? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst Du, wenn Du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen... Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-). Manchmal hilft es auch, wenn die Mutter ein getragenes Shirt neben das Kind legt, manchen Babys reicht tatsächlich der Geruch der Mutter aus. Wichtig ist auch, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby. • Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann Dir auch Deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für Dich tust ... • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit Deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder.“ Ich wünsche Dir, dass Eure Nächte bald länger werden und Du wieder zu Kräften kommen kannst. Herzlichen Gruß Biggi


Pocahontas2020

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Oh wie freundlich die Nachricht! Und vor allem für die schnelle Antwort. Ganz lieben Dank. Da hast du recht. Wir lassen alles wie vor 1 Woche, denn er war so glücklich und wir ja auch. Ich genieße ja die Zeit mit meinem Baby und das ist doch das schönste, oder :-) vielen lieben Dank für die tollen Worte!


Biggi Welter

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Danke für die liebe Rückmeldung :-))). Ich freu mich drüber! Biggi


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