Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

nächtliches Stillen, Angst

Frage: nächtliches Stillen, Angst

Äpfelchen

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meine Kleine ist 9 Monate alt und seit dem schrecklichen Krankenhausaufenthalt haben wir ein größeres Problem. Ich bin alleinerziehend, wir haben unglaublich viel zu tun, weil kein Auto, alles selbst backen/kochen wegen einer Kuhmilcheiweißallergie... kein soziales Umfeld, keine Familie. Also wirklich keine Hilfe. Schon vorher war ich völlig fertig, weil sie nachts seit dem sie 3 Mo alt ist erst alle 2 h, seit 2 Mo alle 45 min gestillt werden will. Seit der Klinik kommt sie gar nicht mehr in den Schlaf. Vorher habe ich sie hinelegt, gekuschelt, gesungen und sie ist schnell eingeschlafen. Falls sie noch nicht müde genug war, hat sie sich nochmal aufgesetzt, mit ihren Händen gespielt und wir haben es 5 min später erfolgreich versucht. Auch schlief sie immer auf dem Bauch. Seit dem Aufenthalt schreit sie nur, wenn sie schlafen soll, egal wie müde sie ist. Sie versucht nicht sich hinzusetzten oder zu drehen, sie schreit und weint ganz jämmerlich. Ob ich sie liegen lasse und weiter streichele, sie weint und weint. Auf dem Arm schlägt sie ihren Kopf hart vor und zurück, einmal hat sogar meine Lippe geblutet, weil es so doll war. Es scheint sie nicht zu stören. Auch ein Schmerzzäpfchen hilft nicht. Nachts ist auch nichts mehr mit 2 min Stillen und weiterschlafen. Sie versucht 20 min und länger zu trinken, an beiden Seiten, wo irgendwann natürlich nichts mehr kommt. Ander ist sie nicht zu beruhigen. Oft kann sie danach auch nur auf meinem Bauch weiterschlafen. Ich bin fix und fertig. Ich weiß nicht, was meine kleine Maus hat. Tagsüber will sie nicht gestillt werden, isst recht wenig. Ich weiß nicht weiter. Danke


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Äpfelchen, am liebsten würde ich dich erst einmal in den Arm nehmen, man spürt deine Erschöpfung richtig. Dein Kind ist in einer Phase, die Ihr zusammen überstehen müsst. Je mehr Du dagegen ankämpfst, um so schwieriger wird es werden…. Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. Die unruhigen Tage und vor allem Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Ich möchte dir zu diesem Thema das Buch „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte“ von Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears (Professor für Kinderheilkunde) hat zusammen mit seiner Frau Martha einige Bücher zum Thema Schlaf und Kindererziehung geschrieben, in die nicht nur sein Wissen als Kinderarzt sondern auch die reichhaltige eigene Erfahrung als achtfache Eltern eingeflossen sind. In „Schlafen und Wachen“ beschreibt er nicht nur, warum Kinder so schlafen, wie sie es nun einmal tun und wo sie am besten schlafen, er gibt auch Tipps wie Eltern und Kinder zu ruhigeren Nächten kommen können. Das Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich. Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf Statt nun zu versuchen, dein Kind zu längeren Abständen zu bringen, kannst Du es ja vielleicht mit einem anderen Ansatz versuchen: nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). • Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viele Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen und um neue Energie zu tanken Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. LLLiebe Grüße Biggi


Jupiter

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Hallo Äpfelchen, lass Dich mal drücken. Du bist momentan bestimmt am Limit und sehr erschöpft. Es kommen wieder bessere Zeiten, versprochen. Meine Tochter hatte auch mal eine Phase, in der sie nachts ganz ganz häufig an die Brust wollte. Das zehrt an den Nerven, aber halt es durch, es lohnt sich für Euch beide. Gerade, wenn sie eine schwierige Erfahrung (Krankenhaus?) gemacht hat, wird ihr das Stillen helfen, sich wieder geborgen zu fühlen und die Welt wieder ins Lot zu bringen. Vielleicht ist es ja aber auch "nur" ein Wachstumsschub. Dass sie tagsüber nicht gestillt werden will, kann damit zusammen hängen, dass die Welt einfach plötzlich so spannend geworden ist, vielleicht krabbelt sie oder kann sonst etwas neues? Abends war meine Tochter in solchen Phasen oft total ko und wenn man den Punkt nur ein kleines bißchen überschritten hat, war sie nur noch am weinen, weil die Eindrücke des Tages so überwältigend waren. Versuch, diese Phase "anzunehmen", wenn Du weißt was ich meine. Es geht vorbei und wenn Du Deiner Maus weiterhin so viel Nähe durch viel Stillen, v.a. nachts, ermöglichst, wird es ihr gut gehen. Alles Liebe für Euch 2! Jupiter


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