RocknRosi
Guten Tag. Meine Tochter ( 7.vollendete Monate alt) bekommt seit ca 7 Wo. Mittagsbrei und seit 4. Wo. Abendbrei. Ich stille sie 10 Uhr, 15 Uhr und nochmal kur vorm Schlafen 19 Uhr. Sie wacht nachts ständig auf und lässt sich nur mit der Brust wieder beruhigen und das manchmal im 3 Stunden Takt. Kann es bedeuten, dass ich am Tag zu selten die Brust gebe? Ich dachte nur, es wäre richtig am Tag einen festen Rhythmus einzuhalten. Seit einer Woche haben wir ihr erfolgreich das " an der Brust einschlafen" abgewöhnt. Sie schlief nie von alleine ein sondern benötigte stets unsere Hilfe beim Einschlafen. Könnte auch das der Grund sein, warum sie nicht von selber Nachts wieder einschläft? Ich schlafe nun seit Ende August nicht mehr durch und sie auch nicht. Langsam möchte ich das nächtliche Stillen gerne einstellen. Vielen Dank schonmal.
Liebe RocknRosi, es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys in diesem Alter nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt und deshalb ist die Einführung von künstlicher Säuglingsnahrung oder Beikost, oder selbst das Abstillen, auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Wo schläft dein Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Gönne dir selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Mach den Tragetest. Bügele etwas und trage es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügelst Du es nicht und trägst es für zehn Minuten. Dann vergleichst Du: ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Du kannst dann eine Hälfte einfrieren und hast damit schnell eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Versuche dir am Tag Freiraum für dich zu schaffen. Vielleicht kann dir dein Mann, deine (Schwieger)Mutter, eine Freundin oder ein verantwortungsbewusster Teenager dein/e Kind/er für eine Stunde oder so abnehmen, mit ihm spazieren gehen oder spielen und diese Zeit nutzt du für DICH. Selbst wenn Du nur in Ruhe in der Badewanne liegt, einmal um den Block joggst oder dich mit einer Zeitung und einer Tasse Tee in einen anderen Raum begibst, so ist das ein Weg aufzutanken und wieder neue Kraft zu schöpfen für den anstrengendsten Beruf der Welt: Mutter. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Suche dir wirklich Hilfe und Unterstützung. LLLiebe Grüße, Biggi
RocknRosi
Danke für die ausführliche Antwort. Genau, die Kleine schläft den ersten Teil der Nacht im Kinderbett, welches direkt an meinem steht. Wacht sie nachts das erste Mal auf, dann schläft sie bis zum Aufstehen in der goldenen Mitte ^^ Es stört mich auch keineswegs, sie nachts zu stillen. Ich mache mir nur Gedanken, wie es wird wenn sie doch mal eine Nacht bei Oma verbringen soll, wie sie sich dann dort beruhigen lässt. Aber wahrscheinlich lassen wir das mit dem weggeben auch einfach und warten bis sie nicht mehr gestillt wird. Kann ich sie eigentlich nach einer vollständig aufgegessenen Breimahlzeit trotz´dem stillen oder mäste ich sie dann? LG
Liebe RocknRosi, keine Sorge, Du mästest dein Baby nicht. Generell ist es so, dass ein Kind in den ersten sechs Monaten ausschließlich gestillt werden sollte und dann wenn das Kind seine Bereitschaft dazu erkennen lässt wird ERGÄNZEND zur Muttermilch die Beikost eingeführt. Die Empfehlung lautet darüber hinaus, dass während der gesamten Stillzeit, die mindestens bis zum zweiten Geburtstag des Kindes dauern sollte, weiterhin nach Bedarf gestillt wird. Wegen den Besuchen bei der Oma würde ich mich jetzt noch nicht verrückt machen. Ich kenne unzählige Babys, die niemals bei der Mutter durchschlafen, aber bei der Oma wunderbar ruhig werden ;-). Wenn die Oma geduldig ist und dein Kind beruhigen kann, kannst Du es auf einen Versuch ruhig ankommen lassen. Nimm das Handy mit, so kannst Du sofort umkehren, wenn es nicht klappen sollte. LLLiebe Grüße, Biggi
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