Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Milchrückgang?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Milchrückgang?

Lindsey

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Schönen guten Tag, ein Sohn ist 5,5 Monate alt, wurde bis vor 5 Wochen voll gestillt und bekommt seither einen Mittagsbrei. Nun habe ich permanent das Gefühl, dass er nicht zufrieden ist. Er ist unruhig, hat große Probleme mit dem alleine Schlafen und besonders dem Einschlafen, wacht nachts noch immer 4 Mal auf und beißt 'sehr aggressiv' auf alles, was ihm in den Weg kommt auch meine Schulter oder meine Wange. Nun habe ich gestern und heute abgepumpt, um zu sehen, dass er genug bekommt. Ich habe gerade mal so mit Ach und Krach 40 ml bekommen (nach dem Abpumpen beider Brüste). Das ist doch viel zu wenig!??! Damals habe ich (als er 2 Monate alt war) mit selbiger Pumpe 150 ml an einer Brust bekommen und zwar sehr schnell! Muss ich denn nicht davon ausgehen, dass er immer Hunger hat? Ich möchte nun gerne versuchen, ihm einmal ein Fläschchen Anfangsmilch von Alnatura zu geben. Als zweite 'Stillmahlzeit' am Morgen? Halten Sie das zum jetzigen Zeitpunkt für in Ordnung? Vielen Dank.


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Liebe Lindsey, wie viel Milch eine Frau abpumpen oder ausstreichen kann sagt NICHTS darüber aus, wie viel Milch sie tatsächlich bildet. Erstens gibt es ganz große Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Milchpumpen (und noch dazu arbeitet nicht jede Pumpe bei jeder Frau gleich wirkungsvoll). Zweitens ist das Abpumpen oder Ausstreichen eine Technik, die erlernt werden muss (die Frau muss auch lernen mit der Pumpe einen Milchspendereflex auslösen zu können) und drittens gibt es keine Pumpe, die so wirkungsvoll eine Brust entleeren kann wie ein Baby. Dazu kommt, dass der Milchspendereflex bei der Mutter um ein vielfaches besser durch ein Baby als durch eine Milchpumpe ausgelöst wird. Selbst wenn es früher gut geklappt hat, bedeutet das jetzt nicht, dass Sie zu wenig Milch haben. Wenn Ihr Baby noch unruhig ist, dann legen Sie es einfach wieder an, die Milchmenge wird dadurch erhöht. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder selbst das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Außerdem kann es leider passieren, dass Ihr Bay sich recht schnell zur Flasche hin abstillt, wenn es diese bekommt. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte“ von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi


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