Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Milch reicht am Abend nicht mehr

Frage: Milch reicht am Abend nicht mehr

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Hallo! Ich habe ein Problem beim Stillen meiner 3 Wochen alten Tochter, das ich schon bei meiner 1., mittlerweile 2 1/2 Jahre alten Tochter hatte: Die Milchmenge reicht am Abend nicht mehr aus! Während meine Brüste sich nachts und bis zum Mittag bis zum Platzen prall mit Milch füllen (wo die Kleine meist schläft und ich sie sogar wecken muss, um Erleichterung zu bekommen), ist ab dem späten Nachmittag bis zum Schlafen gehen das Angebot äußerst mager. Ich merke es nicht nur daran, daß die Brust sich dann weich und "leer" anfüllt, sondern auch an einem verzweifelten Baby, das seinen Hunger nicht mehr gestillt bekommt. Nun lege ich sie in dieser Zeit zum Anregen der MIlchproduktion natürlich immer und immer wieder an, doch genau wie milchanregende Mittel (Tee, Malzbier etc) kann das ja keine tageszeitbedingte Milchmengenbereicherung bringen, oder? Eher laufen mir dann die Brüste nachts und vormittags noch mehr aus! Ich muss auch noch erwähnen, daß die geringe Milchmenge im späteren Tagesablauf nicht am Streß liegen kann. Den habe ich nämlich gar nicht: Da das Baby sehr friedlich ist und bis zum Nachmittag und auch in der Nacht überwiegend schläft, bekomm ich genug Schlaf und habe auch keine Hektik. Meine große Tochter geht in den Kindergarten, so daß es mir also rundrum gut geht, wenn da nicht dieses Milchproblem am späteren Tag wäre....


Biggi Welter

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Liebe Pia, kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Mit drei Wochen ist dein Baby im klassischen Alter für einen Wachstumsschub. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Deine Tochter verhält sich also absolut so, wie es von einem so kleinen Baby zu erwarten ist. Babys in diesem Alter haben oft eine geradezu „klassische“ Unruhephase am Abend. Nicht immer ist Stillen dann die Lösung. Diese unruhige Zeit ist so verbreitet, dass es im englischen Sprachraum sogar einen Ausdruck dafür gibt: Omastunde, d.h. dass jetzt eine liebevolle Großmutter gebraucht wird, die nichts Dringenderes vorhat, als das Baby zu wiegen und im Arm zu halten, bis seine Unruhe vorbei ist. Leider ist so eine Großmutter nicht immer verfügbar und der Vater des Babys ist auch nicht unbedingt zu diesen Zeiten zuhause. Doch es kann für dich und das Baby eine große Erleichterung bedeuten, wenn jemand anderes dann einspringt. Der Wechsel in andere liebevolle Arme und eine andere liebevolle Stimme bewirken oft, dass sich ein aufgebrachtes Baby beruhigt. Vielleicht kannst Du dann in Ruhe unter die Dusche gehen, einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft machen oder sonst etwas für dich tun. Bei den meisten Babys legt sich dieses Verhalten Gott sei Dank, wenn sie etwa drei Monate alt sind. So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen. Je mehr Du versuchst um das Kind zu beruhigen und je hektischer Du wirst, um so aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr. Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer :-). Wenn Du das Gefühl hast, dass dein Kind saugen möchte, aber keine Milch mehr mag, kannst Du entweder über einen längeren Zeitraum immer die gleiche Brust anbieten (aus der die Milch dann nicht so stark fließen wird) oder aber Du bietest ihm einen Finger (das muss nicht unbedingt dein Finger sein, Väter haben auch Finger und können Babys tragen) zum Saugen an. Ich wünsche euch, dass euer Baby bald aus dieser anstrengenden Phase herauswächst. LLLiebe Grüße Biggi


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