Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kneifen, zwicken, Rippen bohren beim stillen - wie damit umgehen?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Kneifen, zwicken, Rippen bohren beim stillen - wie damit umgehen?

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Liebe Stillberaterinnen, mein Sohn (Nr. 2) ist mittlerweile 10 Monate alt und von Anfang an war er ein ganz anderes Stillkind als der Große. Ich habe mich (unwillig, aber es hilft ja nix) daran gewöhnt, dass er eben nur 3-5 Minuten trinkt und dann fertig ist (zu längerem trinken überreden verursacht fiese Spuckerei), und damit die kuscheligen endlosen Stillzeiten diesmal ausfallen. Woran ich mich immer noch nicht gewöhnen kann, ist, dass er mir das Stillen durch seine konstante "Aktivität" wirklich verleidet, bis zu dem Punkt, dass ich schon mehrfach über das Abstillen nachgedacht habe, obwohl mich der Gedanke sehr traurig macht. Die "Aktivität" besteht aus folgenden Elementen, irgendwas ist immer dabei: - Greift mit der "oberen" Hand in mein Gsicht, packt die Lippen, versucht meinen Mund aufzureißen. - Greift mit der oberen Hand mein Schlüsselbein und kneift es so, dass sich seine Fingernägel in meine Haut bohren. - Bohrt die Finger der "unteren" Hand zwischen meine Rippenbogen, was ich als sehr schmerzhaft empfinde. - Tritt mich mit den Füßen gegen meinen "freien" Arm (also den, auf dem nicht sein Kopf liegt, logischerweise). Es gibt kaum eine Stillmahlzeit, die ohne diese Dinge abläuft, selbst wenn er sehr müde ist, ist er zumindest anfangs so aktiv, dass ich innerlich schon fast koche, weil es mir so weh tut, ich ihn aber natürlich nicht während des Stillens anmotzen will. Ich nehme immer nur möglichst sanft seine Hände/ Füße von den genannten Stellen weg oder halte meine Hand dazwischen, aber er geht einfach wieder dran oder sucht sich dann eben eine andere schmerzhafte Beschäftigung. Natürlich weiß er nicht, dass mir das weh tut. Aber: was kann ich tun, um das zu unterbinden? Es stört mich so sehr, es verleidet mir das Stillen fast vollständig, ich bekomme natürlich von allen, denen ich das schildere, nur die lapidare Bemerkung "dann still doch ab" - aber das wäre ja nur der allerletzte Ausweg :-( Ich hoffe sehr, dass Sie mir Tipps geben können! Zwar ist der Kleine schon recht alt, aber da er Brei weiterhin recht vehement verweigert und vom festen Essen noch nicht komplett satt wird, stille ich schon noch ca. 4x pro Tag. Danke und viele Grüße Lea


Biggi Welter

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Liebe Lea, wie so oft im Leben mit den Kleinen geht es hier nicht so sehr um das, was dein Kind macht, als um das, was du mit dir selbst machst. Uns Müttern fällt es oft schwer, auch für uns selbst da zu sein. Wie sehr achten, lieben und respektieren wir uns selbst? Wo sagen wir "STOP, du überschreitest eine Grenze und das lasse ich nicht zu!" Gerade wenn wir selbst (und das betrifft ja die meisten unserer Generation) nicht unbedingt mit liebevollen, einfühlsamen Eltern gesegnet waren machen wir oft den Fehler, davor zurückzuscheuen, unseren Kindern ein klares NEIN vorzugeben. Wir möchten sie ja nicht unglücklich machen! Nur machen wir sie auch nicht glücklich damit, dass wir sie alles machen lassen, alles ertragen und erdulden - oder dadurch, dass wir bestimmte Situationen vermeiden (so wie du das ja auch beschreibst), denn damit präsentieren wir ganz klar das Bild einer schwachen, hilflosen Mutter. Und das wiederum verunsichert unsere Kinder und gibt ihnen eine Macht, die sie nicht brauchen, nicht wollen und nicht haben sollten. Zurück zum "Kneifen": Es ist eine Angewohnheit, die sich dein Kleiner jetzt erst wieder abgewöhnen muss. Das ist nicht ganz einfach, weil es von dir ganz klar Konsequenz verlangt. Immer wenn er kneifen oder kneten möchte, sagst du ganz deutlich NEIN und hältst sein Händchen fest. Wird er selig weiter trinken? Keinesfalls, er wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deine Sohn ja trotzdem gut, er bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Er ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass er sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihn ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald er sich etwas beruhigt hat. Vielleicht kannst du ihm auch eine Knet- und Kneif-Alternative anbieten, ein weiches Schnuffeltuch etwa. Es gibt auch Mütter, die sich eine spezielle "Still-Halskette" basteln, an der dann einige haptisch interessante Dinge hängen (Holzringe etwa, oder kleine Igelbälle, oder auch Styroporkugeln mit verschiedenen Stoffüberzügen) an denen die Kleinen "fummeln" können. Wenn du konsequent bleibst, sollte er in 2 bis 3 Tagen damit aufgehört haben. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... LLLieben Gruß und viel Erfolg! Biggi


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