Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kneifen und Beißen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Kneifen und Beißen

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Guten Tag, vielen Dank erstmal für Ihre bisherigen Antworten, die mir bisher sehr geholfen haben. Nun sind wir in einer weiteren Phase des Stillens bzw. eher Abstillens. Mein Sohn (15 Monate) ist immer noch sehr "brustverrückt", d.h. wenn er mich sieht, will er meistens an die Brust, meistens wenn er müde ist, aber auch zwischendurch. Da er sich beim Stillen aber nicht immer beruhigt oder wie früher direkt einschläft, macht es mir nicht wirklich Freude. Auch wenn wir ausgehen ist es mir zusehends unangenehm, denn er zieht mir meinen Pullover hoch und will trinken. Hinzu kommt, daß er wesentlich entspannter z.B. bei meiner Mutter oder bei unserer großen Tochter ist und auch dort besser einschläft als bei mir. Mein Mann wiederum kann ihn gar nicht mehr ins Bett bringen. Es kommt mir so vor, als wäre er regelrecht "süchtig" wenn er bei mir ist, dabei möchte ich es auch öfter genießen ihn einfach in den Arm zu nehmen und zu kuscheln, ohne daß er direkt nuckelt. Etwas Neues ist nun aufgetreten: wenn ich ihm versuche klarzumachen, daß es jetzt genug ist an der Brust, wehrt er sich ersteinmal heftig schreiend, dann - nachdem er es wahrscheinlich kapiert hat - kneift er mich voller Zorn in die Backen, in den Hals und beißt in die Hand. Es tut richtig weh. Meine Frage nun: was kann ich machen ? Soll ich nun doch weiterstillen wenn er will? P.S. Nicht daß ein falscher Eindruck entsteht - mein Sohn ist ein total goldiges kleines Kerlchen, der überaus interessiert an allem ist und den ich von Herzen liebe !!! Vielen Dank schonmal für eine Antwort ! Liebe Grüße, Claudia


Biggi Welter

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Liebe Claudia, dein Baby spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit und aggressivem Verhalten. Babys sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Ob Du jetzt abstillst oder nicht, das kannst nur Du alleine entscheiden. Doch das Stillen ist nicht die Ursache für das Verhalten deines Kindes. Stillen bedeutet nicht automatisch eine größere Abhängigkeit und ganz sicher wird dein Kind auch wenn es nicht mehr gestillt wird emotional von dir abhängig sein. Eltern sein bedeutet unabhängig vom Stillen, dass das Kind auf einen angewiesen ist und dass es eine Bindung zwischen Mutter/Eltern und Kind gibt. Abstillen wird dich nicht aus der Abhängigkeit entlassen, die Elternschaft automatisch mit sich bringt. Natürlich ist es dein gutes Recht, abzustillen, wenn Du nicht mehr stillen möchtest. Ich lese aus deinen Zeilen, dass du gern abstillen würdest, aber meinst, dass das deinem Kind schaden könnte. Abstillen an sich schadet keinem Kind, doch es spürt ganz genau, wenn Mama gemischte Gefühle hat, oder vielleicht sogar Gewissensbisse. Diese Unsicherheit überträgt sich auf das Kind, es klammert umso mehr. Nicht, weil es brustfixiert wäre (das sind manche Erwachsene, aber keinesfalls ein kleines Kind!), sondern weil seine Instinkte ihm immer noch signalisieren, dass Mutters Brust = Sicherheit bedeutet. Er hat nicht viele Alternativen, und ganz klar fehlt ihm die intellektuelle Reife zu begreifen, was Abstillen bedeutet. Mach es deinem Sohn leichter und glaub daran, dass es ok ist, ein Kind abzustillen, wenn man nicht weiter stillen MAG. Ja, es ist wirklich ok! Es heißt ja nicht, man MUSS so oder so lange stillen, um eine gute Mutter zu sein. Sondern nur: Wenn Mutter und Kind es genießen, dann KÖNNEN sie weiter stillen ohne Angst davor, dass es einem von ihnen schaden könnte. Konkret: Entscheide, was du WILLST. Teile das mit, akzeptiere die Reaktionen deines Kindes als das, was sie sind: Ausdruck davon, dass er anderer Meinung ist, und halte an deiner Entscheidung fest in der Überzeugung, dass es ok ist. Allein die Veränderung der zu Grunde liegenden Einstellung bewirkt Wunder, glaub mir! Abstillen IST NICHT DRAMATISCH. Wir machen es nur dazu, wenn wir unsicher sind und uns vor den Gefühlsäußerungen unserer Kinder fürchten (vielleicht, weil mit unseren eigenen in diesem Alter lieblos umgegangen wurde?). Sonst würde ich wirklich jeder Mutter empfehlen, so früh abzustillen, dass ihr Kind das noch nicht "mitbekommt" - was ich ja nicht tue... Tatsache ist aber auch, dass du nicht von heute auf morgen abstillen solltest, da das für dich und dein Kind negative Auswirkungen haben kann. Allmähliches Abstillen ist da wirklich die beste Lösung, in dem du z.B. erst tagsüber abstillst und dann nachts. Mit der "nicht anbieten, nicht ablehnen"-Methode oder der Ablenk-Methode kommst du tagsüber sicher schon ein gutes Stück voran. Ein radikaler Brustentzug wird für dein Kind sicher sehr schwierig sein und mit vielen Tränen verbunden. Vielleicht kannst Du statt von jetzt auf gleich nicht mehr zu stillen, die Zeit an der Brust schrittweise immer weiter verkürzen, so dass der Übergang fließend ist. Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt dir dein Partner (oder eben die große Schwester) die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Wenn dein Partner nicht einspringen kann, bleibt es an dir, dein Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du allmählich und mit viel Liebe vorgehst und nicht zu schnell die Geduld verlierst. Denke daran, dass das Stillen für dein Kind viel mehr ist, als nur Ernährung. LLLiebe Grüße, Biggi


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