Liebe Biggi,
ich hadere nun schon viele Wochen mit diesen Schwierigkeiten beim Stillen und hoffe, du hast noch den einen oder anderen Tipp für uns. Das wäre toll!
Mein Sohn ist jetzt fast 1 1/2 Jahre alt. Unser Stillstart war voller Hürden und als es endlich reibungslos lief, war ich sehr erleichtert. Nun stören wir schon seit eineinhalb Jahren und insgesamt ist es leichter geworden mit wachsenden Kommunikationsmöglichkeiten und verbesserter Motorik meines Sohnes. Er ist sehr quirlig und aufgeweckt.
Das Problem ist folgendes: wir stillen noch relativ häufig, insbesondere als Schlafbrücke zum Mittagsschlaf und abends. Zu Beginn der Einschlafbegleitung ist er häufig noch relativ aufgedreht, turnt viel herum und beißt in meine Brust. Außerdem kneift er mich täglich. Das Beißen hat sich mittlerweile eingebürgert und häufig macht er es sogar tagsüber, dass er sich erst „satttrinkt“ und dann vor dem Abdocken noch einmal zubeißt. Nicht selten tut es mir sehr, sehr weh. Wenn ich dann mittels Finger den Saugschluss und die Zähne gelöst habe, kneift er oft unmittelbar und krallt sich mit den Händen in meine Brust. Ich habe gar nicht genug Hände, um das so schnell zu verhindern. Ich habe schon versucht, es ihm zu erklären, streng zu reagieren, die Brust erstmal wegzupacken. Oft lacht er dann und nichts hat sich bisher geändert. Im Rahmen der Einschlafbegleitung geht auch das Brust wegpacken nur auf meine Kosten, denn so dauert das Einschlafen endlos, bis ich ihn dann wieder stillen lasse, da er es braucht, um in den Schlaf zu finden. Ich fühle mich dann echt hilflos und ausgeliefert. Oft werde ich mittlerweile auch richtig wütend, da es täglich mehrfach passiert und ich den Eindruck habe, das Ganze einfach aushalten zu müssen. Abstillen ist für mich adhoc keine Lösung, da ich es eigentlich noch nicht möchte und auch spüre, dass mein Sohn es noch braucht.
Dass er seit Wochen durchgehend zahnt, denke ich nicht. Es kommt mir auch eher wie ein Spiel vor als wie ein Zahnschmerzbeißen. Nicht auf das Beißen zu reagieren, fällt sehr schwer, da es einfach ziemlich weh tut.
Ich hoffe, Sie haben vielleicht die eine oder andere Idee für uns.
Liebe Grüße
Svenja
von
Freezing
am 08.08.2022, 14:22
Antwort auf:
Kleinkind beißt und kneift beim Stillen
Liebe Svenja,
wie so oft im Leben mit den Kleinen geht es hier nicht so sehr um das, was dein Kind macht, als um das, was du mit dir selbst machst. Uns Müttern fällt es oft schwer, auch für uns selbst da zu sein. Wie sehr achten, lieben und respektieren wir uns selbst? Wo sagen wir "STOP, Du überschreitest eine Grenze und das lasse ich nicht zu!"
Gerade wenn wir selbst (und das betrifft ja die meisten unserer Generation) nicht unbedingt mit liebevollen, einfühlsamen Eltern gesegnet waren machen wir oft den Fehler, davor zurückzuscheuen, unseren Kindern ein klares NEIN vorzugeben. Wir möchten sie ja nicht unglücklich machen!
Nur machen wir sie auch nicht glücklich damit, dass wir sie alles machen lassen, alles ertragen und erdulden - oder dadurch, dass wir bestimmte Situationen vermeiden, denn damit präsentieren wir ganz klar das Bild einer schwachen, hilflosen Mutter. Und das wiederum verunsichert unsere Kinder und gibt ihnen eine Macht, die sie nicht brauchen, nicht wollen und nicht haben sollten.
Zurück zum "Kneifen und Beißen": Es ist eine Angewohnheit, die sich dein Kleiner jetzt erst wieder abgewöhnen muss. Das ist nicht ganz einfach, weil es von dir ganz klar Konsequenz verlangt. Immer wenn er kneifen oder beißen möchte, sagst du ganz deutlich NEIN und hältst sein Händchen fest.
Sobald dein Sohn zubeißt, reiße ihn bitte nicht von der Brust weg, sondern ziehe ihn nahe an dich heran. Wenn du ihn nahe an dich heranziehst, muss er los lassen, weil er sonst nicht mehr atmen kann. Es ist besser für die Brust, wenn das Baby loslässt, als es von der Brust zu reißen.
Wird er sich freuen? Keinesfalls, er wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Sohn ja trotzdem gut, er bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Er ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass er sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihn ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald er sich etwas beruhigt hat.
Wenn Du konsequent bleibst, sollte er in 2 bis 3 Tagen damit aufgehört haben. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es…
Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter.
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 08.08.2022
Antwort auf:
Kleinkind beißt und kneift beim Stillen
Hallo Biggi und danke für die ausführliche Antwort.
Das Problem ist: eigentlich mache ich das schon. Ich löse ihn und wir machen eine Pause. Er regt sich darüber gar nicht auf. Er spielt dann, kommt irgendwann wieder und stillt wieder und beißt auch wieder. Dabei packe ich meine Brust relativ konsequent weg wenn er beißt… aber bisher hat das leider keinen Effekt gezeigt.
Liebe Grüße
Svenja
von
Freezing
am 08.08.2022, 20:05
Antwort auf:
Kleinkind beißt und kneift beim Stillen
Liebe Svenja,
dann würde ich strenger reagieren und die Pausen verlängern.
Dein Kind muss die Konsequenzen spüren, wenn es beißt oder kneift.
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 08.08.2022