Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kann meine Tochter zu viel von der Brust bzw. zu wenig feste Nahrung zu sich neh

Frage: Kann meine Tochter zu viel von der Brust bzw. zu wenig feste Nahrung zu sich neh

sandi

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Meine Tochter, im 15. Monat (35+2) ernährt sich schätzungsweise zwischen 70% und 80% durchs Stillen. In der Nacht will sie zwischen 1h und 3h immer wieder gestillt werden. Sie ist von der Größe und dem Gewicht her im oberen Bereich des "Normalen". Sie isst unser Essen mit (viel gedünstetes Gemüse mit VK-Teigwaren, Reis, Couscous, Fleisch, Schinken, VK-Brot, jegliches Obst (sie beist gerne vom großen ab, isst auch teils die Schale von Mandarinen, Weintrauben, beim Apfel verkutzt sie sich von der Schale) rohes Gemüse(geschälter Paprika, Paradeiser, Gurke). Sie isst wenig bis ungewürz,t ohne Wurst und nur minimal Milchprodukte (Empfehlung von Arzt wegen Hautproblemen). Meißtens isst sie aber nur wenige Bissen. Sie will teils vor bzw. nach dem Essen die Brust. Mit der Temperatur habe ich experimentiert, scheint egal zu sein. Hängt ihr Verhalten von meinen Ess- bzw. Trinkgewohnheiten ab? Was kann ich machen, damit sie lieber bzw größere Mengen Fesgtes isst - oder ist es egal, dass sie noch so viel MM trinkt? Haben sie irgendwelche Tipps bezüglich den Nächte. Ich würde so gerne wieder mal längere Einheiten schlafen. :-) Sie hat einen "Kugelbauch", hat sie den vielleicht, weil ich gern Süßes esse? Sie bekommt außer Obst (und MM) noch nichts Süßes.


Biggi Welter

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Liebe sandi, es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass ein 15 Monate altes Kind noch sehr viel gestillt werden will. Häufig sieht es so aus, als esse das Kind sonst kaum etwas, was sich allerdings bei näherer Betrachtung meist als nicht richtig erweist. Wurde der Eisenwert des Kindes kontrolliert? Kann dein Kind eventuell einen Zinkmangel haben? Beides kann die Ursache für ein schlecht essendes Kind sein. Setze auf den Nachahmungstrieb des Kindes und biete ihm an, was auch ihr esst (natürlich nur, wenn es sich um etwas babygeeignetes handelt). Stillkinder sind durch die immer wieder auftretenden Geschmacksveränderungen der Muttermilch (je nach dem was die Mutter isst, schmeckt die Milch unterschiedlich) an den Speiseplan der Mutter gewöhnt und lehnen andere Nahrung dann oft ab. Wenn Du zum Beispiel nie gekochte Karotten isst, dann kennt dein Kind diesen Geschmack nicht über die Muttermilch und wird sie höchst wahrscheinlich auch vom Löffel ablehnen. Der Kugelbauch kommt nicht von der Schokolade, die DU isst. Wenn Du gerne naschst, dann darfst Du das in Hinblick auf das Stillen unbesorgt. Deine Milch wird nicht schlechter oder gehaltvoller durch den Genuss von Schokolade oder anderen Leckereien. Meist ist es nur so, dass sich die Schokolade leider auf den Hüften der Frau absetzt ;-). Wenn wir uns die Geschichte der Menschheit anschauen, dann wissen wir, dass es sich ein Urmensch und auch heute noch Menschen, die nicht so komfortabel wie wir in einem fest gemauerten Haus in „zivilisierter" Umgebung wohnen, nie leisten konnten und könnten, ihr Kind einfach „wach" irgendwo hinzulegen, damit es alleine schläft. Das Risiko, dann innerhalb von kürzester Zeit den Verlust eines Kindes betrauern zu müssen ist da viel zu groß. Der Punkt ist der, dass Babys und Kleinkinder ganz gleich was alle diesen Bücher und Hochglanzbroschüren sagen nicht dazu gedacht sind, alleine (ein)zuschlafen. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. „Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Alleine sein bedeutet für ein Baby oder Kleinkind aus seiner Sicht Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys „begreifen" dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch „nur fünf Minuten" oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt. Dein Kind braucht deine Nähe und wahrscheinlich auch das geborgene Gefühl an der Brust. Das ist sicher nicht immer einfach für die Mutter, die auch mal gerne was anderes tun würde, aber letztlich kostet es nicht mehr Nerven und Zeit, als sich ständig neue Methoden auszudenken und das Baby weinen zu lassen. Sobald das Kind die nötige Reife hat, wird es von selbst alleine (ein)schlafen. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. LLLiebe Grüße Biggi


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