Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ist Zufüttern wirklich sooo schlimm??

Frage: Ist Zufüttern wirklich sooo schlimm??

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Hallo Biggi, ich bin neu hier im Still-Forum und habe gleich meine erste Frage: Ich wollte eigentlich von Anfang an, mindestens 6 monate lang, voll stillen. Doch nun habe ich das Gefühl, die Milch würde nicht ausreichen. Ich habe genügend gelesen über "Angebot und Nachfrage" und so. Und trotzdem glaub ich,d as die Mumi nicht ausreicht - abends zumindest. Meine Kleine wurde am 30.1.03 geboren -ist also 5 1/2 Wochen alt. Seit dem wir zuhause sind, hat sie immer geschrien (vor allem nachts). Sie war kaum zu beruhigen und hat uns nächtelang (wirklich die ganze nacht lang) voll beschäftigt. Da wir nun wirklich am Ende waren (die Kleine wurde wirklich mehr als häufig angelegt), haben wir PRE-Nahrung von HIPP gekauft und geben ihr abends immer eine Flasche. Ansonsten bekommt sie weiterhin die Brust. Das funktioniert seit gut 2 Wochen wunderbar. Unsere Kinderärzten reagierte darauf gleich mit einem Vortrag von wegen, das müsse nicht sein. Doch seitdem unsere Süße das "Abend-Fläschen" bekommt, schläft sie nachts wenigstens einige Stunden. Wir sind auch der Meinung, sie sieht wieder viel gesünder aus als nach den durchgezogenen Nächten. Ist es denn wirklich so schlimm, mal eine Flasche pro Tag zuzufüttern? Wir meinen, der Kleinen geht es gut. Natürlich nimmt sie auch gut zu und es gab bisher (auch ohne zufüttern) keine Probleme mit ihrem Gewicht, aber ist das Wohlbefinden nicht das Wichtigste? Zumal es wirklich allen besser geht: die Kleine schläft mit ihrem Fläschen ca. 4 STunden und weckt mich dann zum Stillen einmal in der Nacht. Somit sind alle ausgeschlafener und das Gezeter tagsüber kann viel einfacher bewältigt werden. Undas wichtigste: Wir sind der Meinung, IHR geht es gut damit! Viele Grüße von Djuna


Biggi Welter

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? Liebe Djuna, auch wenn Sie der Meinung sind, dass er Ihrem Kind mit (jetzt) gut geht, so ist dies kein Beweis dafür, dass sich aus dem Zufüttern keine Probleme ergeben. Fakt ist nun mal, dass es sich die Probleme, die sich aus der Gabe der zusätzlichen Nahrung ergeben, nicht unmittelbar zeigen müssen, sondern dass sich diese Auswirkungen erst langfristig zeigen können. „Wir sind der Meinung sie sieht gesünder aus" ist ein kurzfristiger, subjektiver Eindruck. Einem Baby schadet es nicht, wenn es nachts mehrmals aufwacht, denn Babys sind von Natur aus darauf „programmiert" nachts aufzuwachen und mehrmals kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Dass dies mit dem üblichen Schlafverhalten von Erwachsenen kollidiert ist eine andere Sache. Wenn ein Baby sehr unruhig ist und viel weint, dabei aber gut zunimmt, dann ist die Unruhe nicht mit Hunger zu begründen. Das Kind schläft jetzt also nicht, weil es vorher hungrig war und nun nicht mehr hungrig ist, sondern wohl eher, weil die (deutlich schwerer zu verdauende) künstliche Säuglingsnahrung dazu führt, dass es damit beschäftigt ist die Nahrung zu verdauen, weil die Mutter/Eltern ruhiger sind (denn sie haben jetzt die „Gewissheit", dass das Kind ja „satt" ist) oder vielleicht auch, weil es inzwischen einfach aus der Phase, in der es so unruhig war herausgewachsen ist. Der letzte Punkt ist nämlich nicht gering zu schätzen: Babys kommen auf die Welt und haben keine Vorstellung davon, was Tag und Nacht ist. Alles ist neu und fremd und ein gewisses Maß an Unruhe (vor allem in der Nacht) ist bei vielen Babys in den ersten Wochen sehr verbreitet. Wenn die Kinder dann erst einmal „auf dieser Welt angekommen sind", werden die Tage und Nächte einfacher. Es ist an den Eltern, abzuwägen, was sie tun und doch sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass dieses Zufüttern eine ganze Reihe von Risiken für das Kind mit sich bringt. Es ist in so einer Situation wichtig zu unterscheiden, wird zugefüttert, weil - aus welchem Grund auch immer - die Muttermilchmenge (zur Zeit) nicht ausreicht. Dann steht die oberste Regel aller Stillberaterinnen „Füttere das Baby" selbstverständlich im Vordergrund. Bei einem gut gedeihenden Kind, sollten jedoch wirklich die Risiken, die das Zufüttern mit sich bringt gut gegen den (scheinbaren) Vorteil ruhigerer Nächte abgewogen werden. Ich hänge Ihnen einen Artikel an, der sich mit dem Thema „nur ein Fläschchen" beschäftigt und ihnen zeigt, warum auch die Kinderärztin nicht begeistert auf die abendliche Flasche reagiert. LLLiebe Grüße Biggi Welter Nur ein Fläschchen..... Autor: Anna Vnuk MBBS, DipObs, RACOG, IBCLC Titolo Originaltitel: "Just one bottle" Wusstest du.......dass nur eine einzige Flasche Pulvermilch ernste Auswirkungen auf Mutter und Kind haben können? Leider ist es sehr leicht, einem gestillten Baby "nur eine Flasche" zu geben und die Gründe dafür sind meistens Sorge für das Wohlergehen der Mutter oder des Kindes. Zum Beispiel: · Um der Mutter nach einer langen Entbindung Ruhe zu goennen. · Um ein hungriges Baby, das Schwierigkeiten dabei hat, von der Brust zu trinken, zu füttern. · Um wunde Brustwarzen zu schonen Studien haben jedoch herausgefunden, dass "nur eine Flasche von Milchersatznahrung" sowohl für die Mutter als auch für das Baby schädlich sein kann, und zwar: · Erhöhtes Risiko einer ernsthaften Milchproteinallergie (Host et al. 1988) · Erhöhtes Risiko von Darminfektion und Durchfall aufgrund der Änderung des PH's der Darmflora. Es kann bis zu einem Monat dauern, bevor dieses wieder sicherere Werte aufweist. (Bullen et al. 1977) · Kann zu Saugverwirrung führen (Newman, 1992) · Stört das empfindliche Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage der Milchproduktion (De Coopman, 1993) · Erhöhtes Risiko eines Milchstaues, da die Brust nicht entleert wird. (Moon & Humenick) · Vermindert das Vertrauen der Mutter, ihr Baby stillen zu können. (Howie, 1981) · Verkürzt die Stilldauer (Gray-Donald et al. 1985). Viele Mütter würden es vorziehen, dass ihren gestillten Babys keine Flasche mit synthetischer Milch gegeben wird, vor allem, wenn sie die Auswirkungen kennen würden, daher wäre es wichtig, sie, bevor ihr Baby dem Risiko ausgesetzt wird, über die möglichen Konsequenzen zu informieren und ihr Einverständnis einzuholen. Viele Mütter würden akzeptieren, ihr Baby zu stillen, auch wenn sie müde sind, oder ihre Brustwarzen schmerzen, wenn sie wüssten, wie wichtig es ist. Vergiss nicht; Stillen ist ein wertvolles Geschenk. Unterstütze und schütze es in diesen ersten wichtigen Tagen. Referenzen: Bullen, CL, Tearle, PV, Stewart MG 1977 The effect of humanized milks and supplemented breastfeeding on the faecal flora of infants. J. Med. Microbiol 10:403-413. De Coopman, J 1993 Breastfeeding after pituitary resection: Support for a theory of autocrine control of milk supply? J Hum Lact 9(1):35-40. Gray-Donald, K, Kramer, MS, Munday, S, Leduc, DG 1985 Effect of formula supplementation in the hospital on the duration of breastfeeding: A controlled clinical trial. Pediatrics 75:514-518. Host, A, Husby, S, Osterballe, O 1988 A prospective study of cow's milk allergy in exclusively breastfed infants. Acta Paediatr Scand 77:663-670. Houston, MJ, Howie, PW 1981 The importnace of support for the breastfeeding mother. Health Visitor 54(6):243. Moon, JL, Humenick, SS 1989 Breast engorgement: Contributing variables and variables amenable to nursing intervention. JOGNN 18:309-315. Newman, J 1990 Breastfeeding problems associated with the early introduction of bottles and pacifiers. J Hum Lact 6(2):59-63. Erschienen in: "Breastfeeding Review", Volume II, Number 8, November 1993, page 358. Copyright © Breastfeeding Review Adresse der Autorin: A. Vnuk, 57 Alicante Ave, Wynn Vale, SA 5127, Australia Übersetzt von Ulrike Schmidleithner


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liebe Djuna! Ich habe genau das gleiche Problem wie du! Mein Sohn ist jetzt 3 Wochen alt, und ich gab ihn abends nach dem Stillen noch ein Fläschen von 60ml Hipp Pre. Er bekam Probleme mit seinen Stuhlgang, das wir sogar einen Arzt aufsuchen mussten. Er riet mir das Fläschen weg zu lassen, weil er es nicht bräuchte, da er schon genug zugenommen hat. Da ich aber immer noch glaube, das meine Milch Abends nicht ausreicht, Pumpe ich tagsüber ein kleines Fläschchen ab, und gebe es ihn nach bedarf. Jetzt wird es langsam wieder besser mit dem Stuhlgang. Versuch es auch mal so , damit hat man keinen negativen Einfluss. LG Sandra


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Hallo Biggi, vielen Dank für die Antwort! Ich habe es letzte Woche allerdings bereits versucht, wirklich NUR die Brust zu geben. Aber es scheint meine Kleine nur zu stressen. Ich selbst bin (meiner Meinung nach) recht ruhig. Selbst mein Mann hat sich schon gewundert. Aber ich bin ja nicht umsonst zuhause - eben um mich genügend um mein Baby kümmern zu können. Ich weiß echt nicht, wie ich unsere Kleine satt bekomme. Wie gesagt, sie schreit die ganze Nacht ununterbrochen. Ist nicht so, dass sie mal einschläft - obwohl ihr die augen schon vor müdigkeit wegrollen. Sie quält sich nur und tut mir dann anch mehreren Tagen solcher Qual einfach nur noch leid. Diese Quängeleien hören sogar tagsüber nicht auf, wenn ich die ganze nacht über regelmäßig stille. Gebe ich aber die besagte Flasche. Wird nachts geschlafen und eben nur zum stillen wird sie wach (1-2mal). Tagsüber klappt es dann auch viel besser und sie wirkt einfach freundlicher. Soll ich sie wirklich weiterhin so stressen? Ich will doch nicht, dass sie nur weint. Sie scheint eben einfach "glücklicher" zu sein, wenn auch sie mehr Schlaf bekommt. Ich weiß, dass Stress übergeht, aber ich selbst würde mich eher ruhig einschätzen. Mein Mann und unsere Große (11Jahre) übernehmen all den Rest, so dass ich mich wirklich 100%ig auf unsere Kleine konzentrieren und auf sie eingehen kann. Daran kann es meiner meinung nach einfach nicht liegen. Woran denn aber dann??


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