Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Er will nur Brust und nix essen, ist das normal???

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Er will nur Brust und nix essen, ist das normal???

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi! Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr hier, muss mich aber mal wieder hilfesuchend an dich wenden. Mein 2. Kind (Ende des Monats 8 Monate alt) will nicht essen. Ende Januar habe ich begonnen mit Möhren am Mittag: er würgte und schluckte überhaupt nicht, nach 3 Wochen habe ich aufgegeben und 2 Wochen wieder voll gestillt. Dann habe ich wieder angefangen, auch wieder Möhren, dann Pastinaken und jetzt zum Schluss gemischt mit bissel Kartoffel. Er hat auch plötzlich von heute auf morgen endlich mal den Mund zugemacht und offensichtlich auch geschluckt! Aber die Freude darüber währte nicht lange, von Mal zu Mal wurde es wieder schlechter und sobald er im Hochstuhl den Latz umbekam und der Brei in seine Nähe: Kopf nach hinten schmeissen, Brüllarien, so dass ich völlig gefrustet seit 3 Tagen wieder voll stille. Mal ganz abgesehen davon, dass er Miniminiminiportiönchen zu sich genommen hat und nie viel. Jetzt bin ich ganz verunsichert: was soll ich tun (KiA meinte, Mittagsbrei per Saugflasche einführen: möchte ich aber nicht!)? Es jeden Tag versuchen oder ihn jetzt einfach mal ganz in Ruhe lassen? Jetzt ist er fast 8 Monate, ist das denn normal (Annalena, meine Tochter hat mit Beginn des Breialters super gegessen!) Wie lange ist es denn möglich voll zu stillen? Ab wann sollte denn wirklich Beikost dazukommen? Reicht ihm die Muttermilch überhaupt aus um auch mal durchzuschlafen oder kann ich das dadurch getrost erstmal vergessen? Viele Fragen, ich hoffe du kannst mir mal wieder helfen??? Vielen Dank im voraus Lenah 70


Biggi Welter

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? Liebe Lenah, ein Kind zum Essen zwingen zu wollen, ist immer ein schlechter Rat. Druck erzeugt Gegendruck und es hat keinen Sinn, ein Kind zum Essen zwingen zu wollen. Bei so einem Kampf gibt es immer nur Verlierer und wenn es blöd geht, wird der Grundstein zu einer langfristigen Essstörung gelegt. Ich weiß, dass überall zu lesen ist, dass „ab x Monaten die erste Brustmahlzeit zu ersetzen ist und ab x+1 Monaten die zweite usw". Doch diese immer noch in vielen Büchern und Broschüren verbreitete Empfehlung verursacht bei sehr vielen Müttern und ihren Kindern nur Probleme, denn die Kinder können noch nicht lesen und halten sich nur ungern an das, was da beschrieben wird. So entsteht der Eindruck von „Chaos", wo das Kind sich doch ganz normal verhält und vielleicht einfach eines von den Kindern ist, die eben etwas später dran sind mit der Beikost. Bei der Beikost geht es ja zunächst nicht um das Ersetzen einer Stillmahlzeit, sondern um die ergänzende Fütterung. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI-Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT-Kost heißen. Wenn Eltern sich das bewusst machen, dann ist schon viel Stress vermieden, denn dann ist es nicht mehr „unnormal" oder „anstrengend", dass ein Kind nur wenige Löffel voll isst. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Beikost ist auch keineswegs automatisch „sättigender" als Muttermilch. Ob ein Kind durchschläft oder nicht, hat nur sehr wenig bis gar nichts damit zu tun, was es isst. Der Weg, dem Baby immer dann feste Nahrung anzubieten, wenn die ganze Familie isst, ist optimal. Langfristig ist es doch ohnehin das Ziel, dass alle an einem Tisch essen. Dein Kind darf essen, aber es muss nicht. Mit dem Ansatz „Die Mutter bietet an, was es gibt und das Kind entscheidet wieviel (oder wie wenig) es davon isst" fahren Eltern und Kind gut und der Stress für alle Beteiligten wird minimiert. Es gibt Kinder, die sehr wohl essen würden, aber absolut keinen Brei wollen. Viele Kinder hassen es auch gefüttert zu werden und wollen selbst essen. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, denn schließlich lässt sich sehr viel an fingergerechter Nahrung anbieten und außerdem hat es den Vorteil, dass diese Kinder in aller Regel sehr bald sehr gut selbst mit Besteck umgehen können und so problemlos am Familientisch mitessen können. Probier es doch einmal mit fingergerechter Nahrung und lass dein Kind selbst essen. Brei ist kein Muss. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse- und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Versuche das einmal und setz auch auf das Nachahmungsbedürfnis der Kinder. Zusammen mit ein paar anderen Kindern oder auch Erwachsenen macht Essen mehr Spaß. Sicher ist auch für dich das Buch „Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3-932022-12-2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. LLLiebe Grüße Biggi


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Hallo, wir haben 2 Töchter. Die erste habe ich 11 mon. gestillt und sie ist dann zu Brot und Stückkost übergegangen (bis heute isst sie keinen Brei) und die 2. ist jetzt 1 Jahr und wird nach Bedarf gestillt. Als Beikost gibt es für sie das, was wir essen in Fingerfood-Form; irgendetwas ist immer einigermaßen babygerechtes dabei. Das wird ihr angeboten, wobei selber essen bei ihr an erster Stelle steht (Die Küchenwände sehen dementsprechend aus...). Sie verweigert Nuckelflasche, Schnuller und Brei. Der KA sieht uns zum Impfen und zu den Vorsorgeuntersuchungen. Mach Dir keinen Stress, Du bist damit nicht allein. LG, Discus


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