Mitglied inaktiv
Liebe Biggi! Gerade habe ich dieses Forum gefunden und dachte spontan - jetzt schreibe ich einfach. Nun weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll! Ich erzähle am besten von ganz vorne und hoffe, dass es Dir nicht zu viel zu lesen wird. Also: Mein Sohn (mittlerweile 10 Monate alt) wurde leider per Kaiserschnitt auf die Welt geholt (per Ultraschall diagnostizierte Nabelschnurumschlingung um den Hals). Alle hielten ein Operation einfach für das sicherste fürs Baby. Die Schwangerschaft war traumhaft! Mir ging es bis zum Schluss blendend und ich habe jeden Tag mit Bauch genossen und mich unbeschreiblich auf mein Wunschbaby und die kommende Zeit gefreut. Ich würde sagen, es war die glücklichste Zeit in meinem Leben. Dann kam alles anders. Nach dem (für mich schrecklichen) Kaiserschnitt war plötzich nichts mehr wie vorher. Ich habe mich selbst nicht wieder erkannt. Ich hätte den ganzen Tag nur weinen können und das Kind, auf das ich mich monatelang so sehr gefreut hatte, kam mir so unendlich fremd vor. Am liebsten wäre ich aus der Klinik fort - ganz weit weg und nie wieder zurückgekommen. Ich hatte dabei ein fürchterlich schlechtes Gewissen und fühlte mich so schuldig - weil der kleine Wurm konnte ja überhaupt nichts dafür! Also ich bemühte mich, mir nichts anmerken zu lassen und versuchte doch so glücklich zu sein wie es eigentlich auch normal ist! Ich gab mir Mühe alles richtig zu machen und vorallem mein Baby nicht merkenn zu lassen wie es in mir aussah. Ich fing gleich nach der Geburt an zu stillen - Jonas weinte viel und hatte Bauchweh. Ich stillte nach Bedarf (trotz vieler Brustentzündungen und blutender Brustwarzen - viiiiel Eincremen half meistens) so alle 2 Stunden manchmal auch jede Stunde! Er beruhigte sich einfach prima an der Brust! So schlief er immer an der Brust ein oder nachts auch weiter. Er war und ist immernoch ein schlechter Schläfer und braucht die Brust nachts einfach immer zum Weiterschlafen. Die Brust zum Beruhigen und Einschlafen war für uns normal. Als mein Baby dann 2,5 Monate alt war, überwies uns der Kinderarzt in die Klinik - mein Sohn sollte besser schlafen lernen und einen Stillabstand von mind. 3h einhalten lernen. Es war schrecklich - nach 3 Tagen bin ich gegangen und hab meinem Baby versprochen, dass sowas nie wieder passieren wird. Ab jetzt wollte ich selbst bestimmen was passiert und versuchte mir mein seit der Geburt abhanden gekommenes Selbstvertrauen wieder anzueignen. Ab da wurde absolut nach Bedarf gestillt - egal was die anderen sagten. So ging es Tag für Tag bergauf und ich erreichte nach ca. 6 Monaten eine relativ normalen Alltag ohne Weinkrämpfe meinerseits, ordentlichem Haushalt und zufriedenem Kind. Inzwischen klappt soweit alles ganz gut: Mein Sohn ist ein aufgewecktes Kerlechen, das viel lacht und krabbelt und jede Ecke erforscht - nur das "Schlafproblem" ist geblieben. Mein Kind möchte nachts immernoch alle 2 Stunden manchmal auch jede Stunde an die Brust. Ich erzähle es keinem sonst, aber mein Baby schläft ebi mir im Bett! Ja ich weiß es ist gefährlicher als wenn er im eigenen Bettchen schläft! Aber ich passe wirklich gut auf! Ich schaffe es einfach nicht mehr anders - ich komme so schon kräftemäßig an meine Grenzen. Auch wegen seinem Schlaf tagsüber plagt mich etwas das schlechte Gewissen. Ich versuche nicht mehr so oft zu stillen und habe jetzt einen Buggy für die Wohnung besorgt - so schläft er manchmal beim durch die Zimmer fahren ein - ganz ohne Weinen. Manchmal bin ich einfach zu nüde um raus zu gehen. Nur enke ich dann, ich gewöhne ihm schon wieder eine schlechte angewohnheit an (Stillen, Herumfahren, Herumtragen) - aber ich kann ihn einfach nicht weinen lassen. Dauernd werde ich gefragt, ob er denn nun endlich durchschläft und tagsüber in seinem Bettchen schläft? Ich müsse endlich strenger mit ihm sein und endlich ganz abstillen - ich ziehe mir sonst ein verwöhntes Terrorkind heran, das mir auf der Nase rumtanzt und immer seinen Willen durchsetzen möchte. Dabei wollte ich eigentlich immer nur eins - eine gute Mutter sein - eine Mutter, die auf die Bedürfnisse ihres Kindes eingeht und es tröstet wenn es weint - in unserem Fall heißt das Stillen. Von Anfang an fühlte sich Jonas an der Brust wohl und geborgen und beruhigte sich immer sofort. Auch jetzt noch. Ab wann kann ich denn mit längeren Schlafphasen rechnen? Habe ich ihn durch das häufige Stillen davon abgehalten, das Durchschlafen zu erlernen? Soll ich ihn vormittags oder nachmittags,wenn er 2h schläft schon nach 1h wecken, damit er vielleicht nachts besser schläft? Ich glaube nochmal 10Monate halte ich diese Nächte nicht mehr durch! Jetzt ist es doch sehr lang geworden - ich hoffe, Du findest Zeit mir zu antworten. Viele Grüße Anne
Liebe Anne, Du machst NICHTS falsch und Jonas ist ein absolut normales Stillkind. Wenn wir uns die Geschichte der Menschheit anschauen, dann wissen wir, dass es sich ein Urmensch und auch heute noch Menschen, die nicht so komfortabel wie wir in einem fest gemauerten Haus in "zivilisierter" Umgebung wohnen, nie leisten konnten und könnten, ihr Kind einfach "wach" irgendwo hinzulegen, damit es alleine schläft. Das Risiko, dann innerhalb von kürzester Zeit den Verlust eines Kindes betrauern zu müssen ist da viel zu groß. Der Punkt ist der, dass Babys und Kleinkinder - ganz gleich was alle diesen Bücher und Hochglanzbroschüren sagen - nicht dazu gedacht sind, alleine (ein)zuschlafen. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. "Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Alleine sein bedeutet für ein Baby oder Kleinkind aus seiner Sicht Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys "begreifen" dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch "nur fünf Minuten" oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt. Dein Kind braucht deine Nähe und wahrscheinlich auch das geborgene Gefühl an der Brust. Das ist sicher nicht immer einfach für die Mutter, die auch mal gerne was anderes tun würde, aber letztlich kostet es nicht mehr Nerven und Zeit, als sich ständig neue Methoden auszudenken und das Baby weinen zu lassen. Sobald das Kind die nötige Reife hat, wird es von selbst alleine (ein)schlafen. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys in diesem Alter nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder selbst das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare ückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. Und suche dir Menschen, die dich nicht immer in deinen Entscheidungen und Taten in Frage stellen, sondern dir helfen deinen Weg zu finden. Es geht um dich, dein Kind und deine Familie. Du musst mit deinen Entscheidungen leben und niemand sonst. Vielleicht magst Du auch einmal ein Stillgruppentreffen besuchen und dich dort mit anderen Müttern austauschen. Dort kannst Du wahrscheinlich auch Mütter mit größeren Kindern kennenlernen, die dir zeigen, dass die anstrengende Zeit mit schlaflosen Nächten nicht ewig dauert (auch wenn man es manchmal glaubt) und dass Kinder, deren Mütter auf ihre Bedürfnisse eingehen, keine kleinen Monster, sondern einfühlsame und selbstständige Menschen werden. LLLiebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
hallo anne, ich wollte nur kurz sagen, dass das alles bei meinem 1. kind ziemlich genauso war wie du es beschreibst und ich konnte mir auch nicht vorstellen dass es jemals besser werden würde. mittlerweile ist er 5 und alles ist gut, er schläft schon lange ganz unkompliziert und ist ein ganz umgängliches kind. ich fand dass nach dem ersten jahr alles besser und einfacher wurde. nur hat mir das damals auch niemand gesagt und ich habe mir auch ständig sorgen und ein schlechtes gewissen gemacht. jetzt bei meinem 2. kind mache ich alles ganz entspannt nach gefühl und das funktioniert viel besser! lass dich nicht von anderen verunsichern. alles gute iris
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