Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beikost und nächtliches Nuckeln

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Beikost und nächtliches Nuckeln

Mitglied inaktiv

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Hallo Mein Sohn ist 4 Monate alt und wird voll nach Bedarf gestillt. Er hat schon immer nachts so 2-3 mal gestillt, was mich aber nicht weiter gestört hat, da er bei uns im Bett schläft und das ganze im Halbschlaf geht. Momentan ist es aber so, daß er die halbe Nacht nuckeln will. Einen Schnuller nimmt er nicht. Durch das stundenlange Nuckeln liege ich einfach total verkrampft und bin ja auch ständig wach, weil ich ihn immer wieder andocken muß. Ich habe nun schon richtige rückenschmerzen und bin einfach total müde. Hast Du einen Tipp für erholsamere Nächte?Ich habe auch das Gefühl, daß er sein Saugbedürfnis einfach nachts stillen muß, da er tagsüber ganz schnell trinkt und sonst weder am finger noch woanders nuckelt (eben nur an mir)- kann das sein? So dann hätte ich noch eine Frage und zwar möchte ich 6 Monate voll stillen und dann mit Beikost anfangen aber eigentlich möchte ich keine Pulvermilch geben, sondern so lange stillen bis das nicht mehr nötig ist. Kannst Du mir da ein Buch empfehlen, daß mit so einer Vorgehensweise übereinstimmt? Vielen Dank für die Hilfe


Biggi Welter

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Liebe Jess79, als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zeri Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder sechs Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte und ein vier bis fünf Monate altes Baby ist in aller Regel auch noch viel zu jung für Beikost. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Ein Baby sollte in den ersten sechs Monaten nichts anderes als Muttermilch oder falls Muttermilch nicht oder nicht in ausreichender Menge vorhanden ist, künstliche Säuglingsnahrung als Ersatz erhalten. Erst ab etwa sechs Monaten, wenn das Kind seine Bereitschaft für Beikost zeigt, sollte langsam mit der Einführung der festen Kost begonnen werden. Die Bereitschaft des Babys für die Beikost erkennst Du an den folgenden Anzeichen: o es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, o der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, o es zeigt Bereitschaft zum Kauen, o es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, o es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Dies ist meist etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Eine zu frühe Einführung der Beikost ist nicht sinnvoll, da dadurch der Organismus des Kindes überfordert werden kann, vor allen der Darm und die Nieren des Kindes können überlastet werden und außerdem erhöht eine zu frühe Einführung der Beikost das Allergierisiko. Die Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Außer der bei uns traditionell verwendeten Karotte können auch Zucchini, Kürbis, Fenchel, Brokkoli, Kohlrabi, Pastinake oder anderes Gemüse angeboten werden. Wenn der Gemüse Kartoffelbrei gut vertragen wird, kann als nächstes ein Obst (zunächst gekocht und dann roh) gegeben werden, das zu einem Getreide Obst Brei erweitert werden kann. Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen ilchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. In Heft 1/2003 des "buLLLetin die andere Elternzeitschrift für den Still und Erziehungsalltag" mit dem Titel "Tischlein deck dich" wird das Thema Beikost ebenfalls ausführlich behandelt werden. Sicher wäre dieses Heft auch etwas für Sie. Das buLLLetin kann sowohl im Abonnement als auch als Einzelheft (buLLLetin Versand, Simone Kamer, Neumattstraße 20, CH3053 Münchenbuchsee oder auch beim Stillshop auf dieser Seite) bezogen werden. Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen, für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. LLLiebe Grüße Biggi


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Hallo Erstmal Danke für die ausführliche und schnelle Antwort. Nun noch eine Nachfrage bezüglich des nuckelns in der Nacht. Das stillen macht mir ja wie gesagt nichts aus, aber da er wirklich stundenlang nuckeln will (vorallem in den frühen Morgenstunden) hab ich echt soo Rückenschmerzen, weil ich einfach ewig in der gleichen Position verharre. Ich wechsle zwar immer mal die Seite aber irgendwie hilft das nicht so recht. Ich denke mal, daß ich ja wahrscheinlich nicht so einfach etwas gegen das Nuckeln machen kann,oder? Könnte ich sein Nuckelbedürfnis irgendwie anders stillen (Schnuller nimmt er nicht und meinen Finger ganz selten)oder ihn tagsüber zum nuckeln bringen?Ansonsten gibt es noch irgendeine andere Position in die ich wechseln könnte?Bisher liegen wir beide auf der Seite, Füße zueinander.Ich finde das für längere Zeit aber irgendwie unbequem, ich kann die Beine nicht weit genug anziehen um bequem zu liegen, da wir uns dann im Weg sind (er ist schon recht groß.Nochmals Danke für Deine Mühe Jess


Biggi Welter

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Liebe Jess, viele Mütter nehmen sich ein Stillkissen mit ins Bett und stützen sich so gut ab, ansonsten würde ich immer wieder versuchen, die Brust aus dem Mund des Kindes zu nehmen, wenn es schläft. Den Saugschluss des Babys unterbrechen kannst Du, bevor es von der Brust genommen wird, indem sanft am Kinn des Babys oder an seinem Mundwinkel gezogen wird. Probiers doch mal. LLLiebe Grüße Biggi


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