Hallo!
Wenn ich mir die typischen Beikostfahrpläne anschaue, habe ich den Eindruck, dass es darum geht, nach und nach alle Stillmahlzeiten zu ersetzen, bis das Kind eins ist, dann kann man abstillen und Kuhmilch geben.
Da ich aber sehr gerne stille und vom Stillen überzeugt bin, würde ich sehr gerne über das erste Lebensjahr hinaus stillen und frage mich deshalb, ob Sie Ratschläge und Hinweise haben zur Beikosteinführung beim Stillkind.
Darüber hinaus habe ich folgende konkrete Fragen:
- Sollte man möglichst vor oder nach der Beikost stillen (oder ganz unabhängig davon)?
- Ist Muttermilch immer besser als Kuhmilch, oder hat Kuhmilch auch Vorteile ggü der Muttermilch?
- Bei der Beikosteinführung geht es ja auch darum, das Kind an die Familienmahlzeiten heranzuführen, also auch an das Konzept, dass man nicht überall und jederzeit isst, sondern eben zu bestimmten Zeiten, gemeinsam, an einem Tisch. Beim Stillen nach Bedarf stillt man aber überall und jederzeit. Sollte man das beibehalten? Wie kann man das vereinbaren?
Vielen Dank vorab!
von
annakowalska
am 11.01.2023, 17:25
Antwort auf:
Beikost beim Stillkind
Liebe annakowalska,
wichtig ist, dass das Baby altersgemäß Beikost angeboten kommt.
Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen.
Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden.
Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden.
Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte.
Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung.
Wenn du also noch nicht abstillen möchtest, kannst Du das Stillen als Milchmahlzeit rechnen.
Wenn du dein Baby später langsam an Kuhmilch gewöhnen möchtest, kannst du auch ab und zu einen Joghurt anbieten oder ein Stück Käse.
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 11.01.2023