Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Baby will nachts dauerhaft an die Brust zum Nuckeln

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Baby will nachts dauerhaft an die Brust zum Nuckeln

Tara1986

Guten Tag und ein frohes neues Jahr, Meine Tochter ist im Mai geboren, als Frühchen in der SSW 31+0. Errechneter ET war der 16.7. sie wäre also jetzt korrigiert fast 5 1/2 Monate alt. Zu Beginn wurde sie natürlich nur mit der Flasche mit abgepumpter Milch gefüttert. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus habe ich auch angefangen sie hin und wieder zu stillen, sie hat dann eine längere Zeit Brust und Flasche akzeptiert und auch den Schnuller. Irgendwann hat sie dann angefangen die Flasche und auch den Schnuller gänzlich abzulehnen. Was OK war, da sie nachts höchstens zwei Mal gestillt werden wollte. Seit einigen Wochen will sie nachts dauerhaft an die Brust, jedoch nicht zum trinken, sondern zum nuckeln, sie nutzt die Brust also wie einen Schnuller. Ich habe schon mehrfach versucht die Brust dann durch einen Schnuller zu ersetzen, wenn sie eingeschlafen ist, sie wird dann aber sofort wach. Auch wenn ich ihr die Brust wegnehme ist sie nach einer halben Stunde bis Stunde wieder wach und fordert sehr vehement die Brust zum Nuckeln ein. Ich kann einfach nicht mehr, bin nur noch erschöpft, schlafe so gut wie gar nicht mehr und denke schon darüber nach, sie abzustillen. Unsere so schöne Stillbeziehung ist mittlerweile wirklich zerstört, die Nächte sind ein Kampf und meine Brustwarzen durch das permanente Nuckeln wund. Wir haben nun auch schon versucht sie in ihr eigenes Bett zu legen, auch in einen seperaten Raum, wo mein Mann dann bei ihr war, damit sie mich und die Brust nicht permanent riecht. Sie schreit sich dann die Seele aus dem Leib, was mir einfach im Herzen weh tut, aber wie wissen nicht mehr weiter. Können sie uns helfen? Liebe Grüße


Biggi Welter

Biggi Welter

Liebe Tara1986, viele Mütter erleben eine herbe Enttäuschung, nachdem sie ihr Baby abgestillt haben, in der Hoffnung, dass die Nächte besser werden. Die Kinder wachen trotzdem auf und müssen beruhigt werden, was Aufstehen bedeutet, Flasche herrichten und herumtragen… Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten. 

 Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht.
 In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! 

 Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch!

 Wichtig ist auch, dass du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby.

 Du kannst natürlich trotzdem versuchen, die Situation etwas zu verändern. Hast du es mal mit dem "Kinn-Trick" probiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen... Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-) Probiere es mal aus! Wichtig ist auch, dass du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby. Ehe Du aber jetzt zusammenklappst, weil du nicht mehr genug Schlaf bekommst, muss eine Lösung gefunden werden, die dich entlastet. Das kann durchaus eine vermehrte Einbeziehung des Vaters sein, wenn es nachts nicht geht, dann eben mal am Tag, damit du eine Möglichkeit hast, dich auszuruhen und neue Energie zu sammeln. Auch wenn dein Baby sich beschwert und protestiert, ist das völlig okay, denn Ihr lasst es ja nicht alleine, sondern steht ihm bei. Suche für dich eine Möglichkeit zum Entspannen und Abschalten. Gönne DIR etwas. Wenn es dir besser geht, wird es auch deinem Kind besser gehen. • Nimm ALLE Hilfe an, die du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du Dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder.“ Liebe Grüße Biggi


NadineS91

Hallo,    Darf ich fragen ob sich bei euch irgendwas geändert hat, und wenn ja wie?    Wir haben das gleiche Problem.  Noch dazu mag er schon immer eine Brust viel lieber, was das ganze noch schmerzhafter macht...  Nuckel fand er bis das angefangen hat auch super, jetzt wird er fast schon aggressiv wenn ich ihm den anbiete.  Er schläft tags auch maximal 45min, nachts max. 2h am Stück, aktuell auch eher 45min...


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