Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

abstillen/nachts stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: abstillen/nachts stillen

Mitglied inaktiv

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hallo biggi, bin zur zeit (ein wenig) am ende. mein sohn ist jetzt 8 monate alt. habe 2 mahlzeiten ersetzt, mittag und abend, jetzt fange ich mit vormittags an. das problem ist das nächtliche stillen. er kommt meist so um 11 abends, dann wieder gegen 3 und dann zwischen 5 und 6. ich bin total ko. habe noch eine tochter mit 2 und meine nerven sind teilweise zum zerreissen gespannt... macht es sinn die nächtliche mahlzeit um 3 "auszusitzen" , kann er verstehen, dass es da nix gibt.??? ich weiss grad nimmer weiter. er schläft bei mir im bett und es ist ja keine grosse mühe, aber ich fühle mich so ausgesaugt und manchmal schlaf ich dann nicht mehr ein. was ist deine meinung dazu.? man hört so oft: kinder können in dem alter lernen, tagsüber den bedarf an esssen zu stillen, brauchen nachts nix und dann hört man wieder von den vielen die durchschlafen, das macht mir was aus, obwohl ich mir sag, nicht jedes kind ist gleich.... danke für deine antwort, heike


Biggi Welter

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Liebe Heike, es ist abgesehen von der Anwendung der sehr umstrittenen und von Stillexperten einhellig abgelehnten Schlaftrainingsprogrammen nicht möglich ein Kind an das Durchschlafen zu gewöhnen, ehe es nicht von selbst dazu reif ist. Es ist ja auch nicht möglich ein Kind an das freie Laufen oder das Sprechen zu gewöhnen. All diese Fähigkeiten entwickelt jedes Kind dann, wenn der für das jeweilige Kind richtige Zeitpunkt gekommen ist. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: "Babys are Human Beeings"') habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden "Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem "modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht ebensowichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? Gerade ab vier bis neun Monaten gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass Du etwas "falsch" machst, wenn Du deni Kind nachts bei dir schlafen lässt (ob im eigenen Bett oder im gleichen Zimmer) und es nach Bedarf stillst und auch zum Einschlafen stillst. Lass dich unbesorgt von deinem Instinkt leiten. Dein Gefühl und dein Kind werden dir zeigen, was das Beste für euch alle ist. Du enthältst deinem Kind keineswegs etwas vor, wenn Du ihm hilfst, seine innere Zufriedenheit und Vertrauen in sich und dich zu entwickeln, statt es alleine weinen zu lassen. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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hallo, vielen dank für deine antwort. hat mir doch sehr gut getan, denn ich hab mich verunsichern lassen (das baby gewöhnt sich dran etc.) dein empfohlenes buch haben wir. unsere 2 jährige schläft bei meinem mann und der kleine bei mir und wir werden jetzt unser bett vergrössern und alle in einem raum schlafen, hoffe, das funktioniert und die beiden wecken sich nicht gegenseitig ... vielen dank nochmal, hat mir gutgetan. heike


Biggi Welter

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Liebe Heike, es ist schön zu hören, dass dir meine Tipps zu mehr Selbstvertrauen geholfen haben. Genau aus diesem Grund mag ich auch die Bücher von William Sears. Er steht nicht mit erhobenem Zeigefinger da, sondern er zeigt, wie Eltern und Kinder ihren Weg finden können. Es gibt keinen Weg, der für alle passt, denn wir Menschen sind alle eigene Persönlichkeiten, mit besonderen Vorlieben, Abneigungen und unseren ganz eigenen Wesenszügen. Patentrezepte nach dem Motto "jedes Kind" oder "jeder Mensch" gibt es nun einmal nicht. Es ist nun einmal eine Sache der Einstellung, ob ich mein Kind als "Feind", der mich "drangsalieren" will ansehe und so schnell wie möglich diesem Kind klar machen will, dass ich am längeren Hebel sitze und in der Lage bin, es zu etwas zu zwingen, was dann für mich vielleicht von Vorteil ist, aber die Bedürfnisse und Persönlichkeit des Kindes in keinster Weise berücksichtigt oder ob ich das Kind und mich, ja die ganze Familie, als gleichberechtigtes "Team" sehe, in dem auf das schwächste Glied Rücksicht genommen wird und dem Kind und seinen Bedürfnissen Achtung entgegengebracht wird. Die meisten Mütter haben durchaus noch ein Gefühl dafür, was ihre Kinder brauchen und schaffen es, trotz aller Ratschläge von außen, doch ihrem Gefühl zu folgen. Einige Frauen haben zwar noch das Gefühl, dass ihr Kind Bedürfnisse hat, die gestillt (ist es nicht interessant, dass hier von "stillen" gesprochen wird) werden müssen, sind aber so verunsichert, dass sie gegen ihre innere Stimme handeln. Lass dich nicht verunsichern, in deinem Innern weißt Du, dass dein Kind nicht dein Feind ist, der bekämpft werden muss. LLLiebe Grüße Biggi


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