Abgestillt nach 35 Monaten und nun Zweifel an Entscheidung

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Abgestillt nach 35 Monaten und nun Zweifel an Entscheidung

Liebe Biggi, sehr interessiert habe ich gerade Ihre Antworten zum Abstillen durchgelesen. Leider 5 Tage zu spät. Am Freitag entschied ich meine Tochter abzustillen, nachdem wir schon einige Versuche mit nächtlichen Abstillen hinter uns hatten. Und ich vor Erschöpfungen und weil ich mir nicht anders zu helfen wusste immer wieder zurück schwang (zB in der Nacht als ich schon sagte es gibt erst wieder morgens die Brust oder meine Brust schmerzte und ich dann doch sagte, „nur kurz“) Tochter ist ein sehr intelligentes, sensibles und kraftvolles tolles Mädchen. Ich habe das Stillen geliebt, hatte aber das Gefühl das meine Tochter zunehmend sehr bestimmend meine Brüste einforderte, vor allem auch um Stress oder Frust zu bewältigen. Ich merkte leider, das ich zunehmend genervt wurde, mir die Brüste auch immer öfters weh getan haben und ich das Gefühl hatte, das ich sie in ihrer zunehmenden Selbständigkeit mit dem Stillen im Weg stand. Ich wollte nicht die Mutter sein, die angestrengt und Augen rollend ihr die Brust gab, so entschied ich ihr Freitag Abend zu sagen, das ich entschieden habe, ihr nicht mehr die Brüste zu geben, weil es für uns beide besser so ist und sie mir vertrauen soll. Wochen vorher erzählte ich ihr das die Brüste müde sind, zunehmend weh taten und ich sehr dankbar bin, dass die Brüste so lange Milch geschenkt haben und das es nun Zeit sei danke zu sagen und die Brüste loszulassen. Ich erklärte das die Brüste nach wie vor zum Kuscheln da sind und ich sowieso immer und sie sehr lieb hätte. Ich merkte allerdings, das ich aus Erschöpfung bei sämtlichen Abstilversuchen, ob nur in der Nacht oder auch tagsüber immer wieder einknickte. Freitag und Samstag war ich dann sehr klar und liebevoll in meiner Entscheidung. Es gab starke Proteste, um sich treten, aber meine Tochter beruhigte sich dann auf meinem Arm wiegend. Wir hatten zwei sehr berührende Abstilltage. Und wir fanden ein neues Einschlafritual: Massieren am ganzen Körper und Geschichten erfinden und beim Vorlesen ganz doll kuscheln. Sonntag entdeckte sie dann einen Schnuller, den ich schon wegschmeißen wollte und sie seit sie 6Monate war nicht mehr anrührte (ein noch ungebrauchter Schnuller, den ich zu ihrer Puppe legen wollte). Nun fordert sie nicht mehr die Brust aber den Schnuller ein. Mein Mann findet diesen Ersatz total schlimm und ich ehrlich gesagt auch, weil ich ihr dann lieber die Brust gegeben hätte. Seit Sonntag bin ich total verzweifelt, habe Schuldgefühle und das Gefühl das Abstillen nicht richtig und vielleicht doch nicht zum richtigen Zeitpunkt für mich gemacht zu haben. Heute Morgen hätte ich mich fast entschieden zurück zu kippen und sie morgens wieder zu stillen. Ich vermisse unser schönes Morgenritual auch, nachdem sie heut morgen noch bitterlich weinte und mich macht es sehr unglücklich meine Tochter so verzweifelt und traurig zu sehen. Ich weiß nur, dass wenn ich jetzt zurück gehe, meine Tochter gar nicht mehr darauf vertrauen kann was ich sage. Und mache dann sicher alles noch viel schlimmer? Seit letzter Woche ist meine Tochter innerhalb von zwei Tagen windelfrei geworden, weil sie es entschieden hat. Wir feiern das richtig zusammen und rufen dann immer freudig „Windelfrei“. Vielleicht hätte ich auch beim Abstillen darauf warten oder vertrauen sollen?! Aber es gab immer wieder Situationen, das ich merkte, das es sich für mich nicht mehr stimmig anfühlte. Dazu kommt eine große körperliche Erschöpfung und auch der Druck von meinem Mann, der das Schreien nach den Brüsten nicht mehr ertrug. Nun schreit sie nach dem Schnuller… Ich fühle mich schrecklich. Und ich weiß, das ich mit meiner Unsicherheit alles noch viel schlimmer mache. Aber ich werde das Gefühl nicht los, einen Fehler gemacht zu haben. Und weiß nicht weiter. Vielleicht haben Sie einen Rat, auch wie ich mit meiner Tochter reden kann. Ich blende das Abstillthema mit ihr im Gespräch aus und bin bei ihren heftigen Wutausbrüchen einfach da und nehme sie dann wenn sie danach verlangt auf den Arm, beruhige, wiege sie liebevoll und sage ihr, das ich da bin, ich sie sehr lieb habe und alles wieder gut wird. Ich würde mich sehr freuen zeitnah von Ihnen zu hören. Und wünschte ich hätte vorher ihre Beiträge hier gelesen… LG von Katrin

von MarenSch am 29.06.2023, 02:03



Antwort auf: Abgestillt nach 35 Monaten und nun Zweifel an Entscheidung

Liebe Katrin, ich kann dich gut verstehen, die Zweifel machen dich fertig und auch dein Kind..... Solange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren.
 Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht.
Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und du deinem Kind klar erklärst und sagst, was du willst und was du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung.

 Setze dich einmal in einer ruhigen Minute hin und überlege genau, was du noch willst und was nicht. Du könntest mit deinem Kind vereinbaren, dass es noch einmal am Tag an die Brust darf und euer geliebtes Morgenritual noch weiterführt, aber nur dann! Danach solltest du wirklich liebevoll und konsequent beim Nein bleiben. Auch wäre es evtl. sinnvoll, mit deinem Kind zusammen ein Kuscheltier auszusuchen, am besten mit einem Lutschetuch. Dein Kind scheint ein noch hohes Saugbedürfnis zu haben und das muss sie ausleben dürfen. Ein Kleinkind aus meiner Gruppe war ganz glücklich, wenn es an einem weichen Frotteewaschlappen saugen durfte, ein anderes hate einen Hasen, dessen Ohr aus weichem Stoff war, wo es saugen konnte. Lass die Zeit mit deiner Entscheidung, denn dein Kind muss sich auf deine Worte verlassen können. Wenn du es jetzt wieder einmal an die Brust lässt, ist das völlig okay, nur würde ich dann nicht wieder nach einer Woche damit aufhören. Ich wünsche dir von Herzen, dass ihr eine gute Lösung finden werdet und würde mich über eine Rückmeldung sehr freuen! Ganz liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 29.06.2023



Antwort auf: Abgestillt nach 35 Monaten und nun Zweifel an Entscheidung

Hallo liebe Biggi, ich danke Dir sehr für Deine schnelle Nachricht! Ich werde morgen vormittag versuchen Dich zu kontaktieren! Heute ist mein Kind nicht in den Kindergarten gegangen und ich habe mir viel Zeit für uns genommen. Wir haben ein neues Morgenritual gefunden: Yoga machen. Das war ganz schön, auch wenn ich das Kuscheln morgens vermisse, was sie gar nicht so wollte. Gleich werde ich mich in Ruhe hinsetzen und schauen, was ich wirklich möchte. Mir ging es heute leider mit meiner Entschiedung vom Abstillen am Freitag gar nicht gut, aber ich habe genauso Angst es wieder rückgängig zu machen. Ich weiss einfach gerade überhaupt nicht mehr was Richtg ist. Mein Mann bringt unser Kind nun ins Bett. Das erleichtert ich gerade etwas. Und ich habe etwas Zeit für mich. Ich habe mich selber in einer blöde Situation gebracht. Aber sicher ist hier auch Liebe und Verständniss für mich selber am angebrachtesten. Lieben Gruss von Maren

von MarenSch am 29.06.2023, 21:12



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