Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Muss Zweijährige abgestillt werden?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Muss Zweijährige abgestillt werden?

Polli84

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Hallo Biggi, meine 25 Monate alte Tochter ist eine schlechte Esserin (geringe Mengen von ca. 100Gramm und relativ kleine Auswahl), in der Kita verweigert sie das Essen komplett. Zudem ist sie (von Beginn an) recht lütt (aktuell 9,5kg bei 80cm), weswegen ich sie mittags aus der Kita abhole und mit ihr gemeinsam zu Hause Mittag esse. Ich arbeite im Homeoffice, da geht das. Ich stille sie noch zum Einschlafen. Mir wurde nun von ärztlicher Seite geraten, das Stillen aufzugeben mit folgender Begründung: „Die Ablösung beiderseits hat bisher nicht funktioniert. Das ist ein Prozess, der schon im ersten Lebensjahr beginnt. Stillen ist ja eine enge Bindung, die jetzt nicht mehr förderlich ist. Mit fast zwei Jahren sollten Sie das nicht mehr tun, sondern abends etwas anderes zum Trinken geben, am besten aus einem Becher und das Einschlafritual muss sich anpassen. Könnten Sie in den Kindergarten etwas zum Essen mitgeben? Ich halte es auf jeden Fall für einen Rückschritt und Festigung der aktuellen Situation, wenn es nicht gelingt, sie in den Rhythmus des Kindergartens mit einzubinden. Ein Kind in diesem Alter ist am Tisch bei Erwachsenen mit und hat mit der Säuglingsernährung nichts mehr zu tun. Der Übergang mag schwierig sein, aber er muss ja irgendwann vollzogen werden. Die Sorge vor der Gewichtsentwicklung würde ich mal hinten anstellen, auch Ihre Tochter wird Hunger haben und etwas essen. Es muss nur das Richtige mit den adäquaten Nährstoffen und Mineralien sein. Milch ist dazu nicht geeignet.“ Mir behagt diese Antwort nicht und ich hätte gerne eine zweite Meinung. Sehen Sie das genauso? Behindert das Langzeitstillen die Entwicklung meiner Tochter? Beste Grüße, Polli


Biggi Welter

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Liebe Polli, es ist bei den Meinungen rund um das Thema Stillen nicht anders als bei anderen Themen: es gibt immer unterschiedliche Meinungen. Die Foren sind unabhängig voneinander und es gibt auch keine Absprachen zwischen den einzelnen Experten. Von daher kann es natürlich passieren, dass du in dem einen Forum eine andere Sichtweise der Dinge erfährst, als in einem anderen. So stellt sich eigentlich auch nicht die Frage: „Wer hat nun Recht?“, sondern jeder Experte antwortet nach bestem Wissen und Gewissen und auch aus seiner Erfahrung auf seinem Fachgebiet heraus. Es tut mir leid, wenn du verunsichert bist, aber letztendlich ist es dadurch wie in anderen Dingen des Lebens auch, dass man sich mitunter aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Meinungen und Fakten ein eigenes Urteil bilden muss. Von einer Hauruck-Aktion würde ich dir persönlich abraten, denn das könnte eine traumatische Erfahrung für dein Kind werden. Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase, aber dein Kind spürt jetzt deine Unsicherheit und das ist etwas, was Kinder extrem schlecht vertragen. Kinder brauchen Klarheit und Zweifel sowie Unsicherheit der Eltern verwirren sie und beeinflussen ihr Verhalten, so dass sie z.B. besonders klammern oder eben sehr lange und häufig an der Brust trinken. Das Problem ist nicht das Stillen - das in diesem Alter außerdem noch vollkommen normal ist, denn statistisch gesehen findet ein selbstbestimmtes Abstillen meist irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag statt - sondern der Druck, der von außen auf dir lastet.




 Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen.

Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. 


 Auch ich war damals verunsichert und wurde als Glucke und sonst was bezeichnet ;-). Heute sind meine Kinder meine größten Stützen und ich weiß, dass Achtsamkeit nichts mit Verwöhnen zu tun hat.
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass niemand fragt „Wann muss das Kind selbstständig atmen lernen" oder „Wann muss das Kind frei laufen können"? Beim ersteren geht jeder davon aus, dass dies eine Fähigkeit ist, die ein gesundes Kind selbstverständlich beherrscht und bei zweiten wird eine große Zeitspanne von vorneherein als normal angenommen. Nur beim Stillen, da wird dem Kind nicht die Kompetenz zugestanden, dass es auch diese Fähigkeit selbst und in dem für es passenden Tempo entwickeln wird. Da wird immer wieder behauptet, dass die Eltern das Kind entsprechend „trainieren" müssen.

 Trotzdem würde ich abklären lassen, warum dein Kind das Essen so ablehnt, denn Muttermilch ist für das Gedeihen deines Kindes tatsächlich nicht mehr ausreichend. Könnte es sein, dass evtl. ein Zink- oder Eisenmangel vorliegt? Dieser kann appetitlos machen. Wurde denn ein Blutbild gemacht? Wenn das abgeklärt ist, würde ich auf den Nachahmungstrieb des Kindes setzen, oft klappt es viel besser, wenn ein Baby beim Essen nicht alleine gefüttert wird, sondern am Familientisch mitessen darf. Werden die Kleinen in der Kita gefüttert oder dürfen sie selbst essen? Oft klappt es erstaunlich gut, wenn ein Baby alleine essen darf, stelle einfach mal einen Teller mit Nudeln hin oder ein Stück Banane, Wassermelone oder kleine Stückchen Kartoffel. Wie gesagt, ich würde jetzt erst mal nach der Ursache forschen. Lieben Gruß Biggi


Polli84

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Vielen Dank für deine Rückmeldung! Ich bin, offen gestanden, sehr erleichtert, dass ich jetzt nichts durchziehen muss (abstillen), was meinem Gefühl widerspricht. Manchmal komme ich mir schon verdächtig vor, weil ich es schön finde, dass meine zweijährige Tochter gestillt werden möchte. So als wäre die Erwartung, dass ich das nicht genießen darf, sondern gefälligst darauf hin zu wirken habe, dass sie ohne Brust zurecht kommt. Aber wieso soll ich ihr denn das nehmen, was ihr Nahrung und Geborgenheit spendet? Natürlich biete ich ihr verschiedene Lebensmittel an, wir essen gemeinsam am Familientisch, sie darf auch mitkochen, -backen usw. Bei der nächsten U-Untersuchung werde ich das Thema Blutwerte mal ansprechen. Danke für den Hinweis!


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