Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abends zu wenig Milch!

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Abends zu wenig Milch!

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Hallo liebe Biggi, ich stille meine 8 Wochen alte Tochter voll. Bei der letzten Untersuchung wog sie 5080 g,das war 6 Wochen nach der Geburt. Geburtsgewicht war 3390 g. Nun habe ich das Gefühl,dass meine Brust nur früh morgens richtig voll und prall ist. Dann verschluckt sich meine Tochter auch oft.Aber z. B. gerade habe ich nach einem unruhigen Sillen(Kleine zappelt mit den Beinchen und zieht wie wild an der Brustwarze...lässt sie los und weint heftig)mal "abgepumpt"..bzw. ausgestrichen,da mit der Pumpe gar nichts kam. Aber es kamen nur Tropfen,nur 20 ml. Morgens habe ich oft 120 ml von einer Seite,und das in 10 Min. gepumpt...und auf der anderen Seite lief es genauso. Muss ich mir nun Sorgen machen? Ich meine,wenn ich schon ganze Flaschen von einer Brust gepumpt habe,dann habe ich doch generell die "Fähigkeit" genug Milch zu bilden(also kein mangelndes Drüsengewebe,oder?) Aber es ist oft so,dass morgens alles voll ist ,weil meine Kleine schon so gut durchschläft. Aber im Laufe des Tages wird die Brust immer schlaffer und weicher. Und der Test eben bestätigte je den Verdacht,dass dann echt keine (kaum)Milch mehr da ist. Aber ich muss doch IMMER genug haben,nicht nur morgens. Auch habe ich Sorge,weil meine Ganzkleine manchmal 8 Stunden nachts durchschläft ohne essen zu wollen. Würde sie sich denn bestimmt melden,wenn sie großen Hunger hätte? Danke für Ihre Antwort! Anne


Biggi Welter

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Liebe Anne, das ist absolut in Ordnung. Es ist kein Zeichen von zu wenig Milch, wenn Ihre Brüste wieder weich und vielleicht sogar wieder kleiner werden. Im Gegenteil, es ist vollkommen normal, dass die anfängliche Fülle und das pralle Gespanntsein der Brust nachlässt, die ist ein Zeichen, dass sich die Stillbeziehung gut eingespielt hat. Die Brust ist dann nur nach einer langen Pause sehr voll, was aber keineswegs bedeutet, dass nur dann genügend Milch gebildet wird! Sie haben auch sicher nicht zu wenig Drüsengewebe, keine Bange. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Wie viel Milch eine Frau abpumpen oder ausstreichen kann sagt NICHTS darüber aus, wie viel Milch sie tatsächlich bildet. Erstens gibt es ganz große Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Milchpumpen (und noch dazu arbeitet nicht jede Pumpe bei jeder Frau gleich wirkungsvoll). Zweitens ist das Abpumpen oder Ausstreichen eine Technik, die erlernt werden muss (die Frau muss auch lernen mit der Pumpe einen Milchspendereflex auslösen zu können) und drittens gibt es keine Pumpe, die so wirkungsvoll eine Brust entleeren kann wie ein Baby. Dazu kommt, dass der Milchspendereflex bei der Mutter um ein vielfaches besser durch ein Baby als durch ein Milchpumpe ausgelöst wird. Es kann sein, dass Sie nicht die richtige Pumpe verwenden, welche nehmen Sie denn? Babys in diesem Alter haben oft eine geradezu "klassische" Unruhephase am Abend. Ein so kleines Baby will durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass dein Baby durch den Stillmarathon deine Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ob Ihr Kind gedeiht können Sie bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein. Sollten diese Punkte wider erwarten nicht erfüllt sein, besteht Handlungsbedarf, um Ihre Milchmenge wieder an den Bedarf Ihres Babys anzupassen. Wenn Ihr Kind also nicht genügend nasse Windeln hat und auch nur zögerlich zunimmt (nicht mindestens 120 g pro Woche im Schnitt, ausgehend vom niedrigsten Gewicht gerechnet), dann besteht ein Handlungsbedarf und Sie müssen öfter anlegen, eventuell sogar zum Anlegen wecken. Es gibt nämlich ruhige Kinder, die so ruhig sind, dass sie sich selbst bei Hunger nicht melden und diese "pflegeleichten" Babys können dann zu wenig Nahrung bekommen, nehmen nicht genügend zu usw. In einem solchen Fall, muss die Mutter regulierend eingreifen und das Kind zu häufigerem Stillen anregen. Sie schreiben auch noch, dass Ihr Baby an der brust sehr unruhig ist. Bekommt die Kleine einen Schnuller oder eine gelegentliche Flasche? Dann könnte eine Saugverwirrung vorliegen. Manche Kinder reagieren auch so auf einen starken Milchspendereflex. Dann schießt die Milch geradezu aus der Brust und damit kommen nicht alle Kinder zurecht. Es kann auch sein, dass das Kind sehr leicht ablenkbar ist. Bei Babys, die in einer der Phasen sind, in denen sie besonders leicht ablenkbar sind, hat sich bewährt, sich zum Stillen mit dem Baby in eine ruhige und ablenkungsarme, "langweilige", eventuell auch abgedunkelte Umgebung zurückzuziehen. Am besten wenden Sie sich einmal an eine Kollegin vor Ort und besprechen Ihre Situation in aller Ruhe mit Ihr. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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