hallo,
Mein Sohn ist kürzlich 1 Jahr geworden. Das brei Essen war schon immer sehr schwierig mit ihm, er wollte immer nur von unserem Teller einen Happen essen und dann bitte ne Flasche Milch! Zum Ende hin wurde es besser aber nun sollte man ja wirklich anfangen ihn am familienessen teilhaben zu lassen.. Soweit so gut! Klar dass ich ihm keine Pommer gebe, ausreichend Fleisch und Fisch, genug Wasser (ab und zu auch Tee). Ich habe aber nun folgende Fragen:
1.der Kinderarzt sagte ich bräuchte ihm nun keine (pre)Milch mehr geben, wenn dann Vollmilch, 3,5 oder 3,8% fett. Gibt es in Bezug auf Milchprodukte eine maximale Grenze oder kann er beliebig viel trinken?
2.er hat bis jetzt immer lefax in seine Milch bekommen da er sonst Bauchweh hatte, soll ich das fortführen?
3.er isst nicht mehr so viel! Klar dass er bei so nahrhaftem essen nicht mehr alle 3 Stunden Hunger hat, aber es gibt Tage an denen er morgens, mittags und abends kaum was isst, zwischendurch etwas Obst, etwas Brot und ein paar Kekse, aber sonst nichts! Ich esse extra mit ihm zusammen! Um ihn zu motivieren (sonst möchte er ja auch alles machen was ich mache)! Abends trinkt er dann wieder so viel Milch wie es nur geht!
Ich habe etwas Angst, dass er nicht satt wird bzw kann ich nun nicht mehr einschätzen ob er satt ist oder nicht!
Ich bin für jeden Rat dankbar
Vielen Dank im Voraus
von
ilaysmami
am 11.04.2015, 12:48
Antwort auf:
wie stelle ich die Ernährung ab dem 1.geburtstag um und worauf muss ich achten?
Hallo ilaysmami
du kannst deinem Kleinen ab sofort Kuhmilch geben, die du am besten aus einer Tasse oder einem Bucher anbieten solltest. Kann denn dein Kind schon aus einem Becher trinken? Wenn nicht, dann übt das fleissig!
Für die Übergangszeit, bis das Trinken aus einem Trinkgefäß gut klappt, kannst du deinem Kleinen 1x täglich vorerst noch eine Flasche mit Milch geben. Befülle sie mit lauwarmer Kuhmilch und ersetze den Sauger durch einen Schnabelaufsatz.
Kuhmilch sollltest du am Tag nicht mehr als ca 300 ml (inklusive anderer Milchprodukte) geben. 100ml Milch können durch ca 100g Joghurt oder je 15g Schnittkäse bzw 30g Weichkäse ersetzt werden. Miteinberechnet werden auch Milchprodukte, die in Speisen verarbeitet wurden: in Kartoffelbrei, Pfannkuchen, Pizza, Auflauf, Kuchen und Gebäcken, Pudding...
300 ml sind ein Richtwert, bei dem gewährleistet ist, dass dein Kind genügend Calcium aber nicht zu viel Eiweiß bekommt. Zu viel (Kuhmilch-)Eiweiß ist für die Nieren weniger gut. Und - zu viel Milch hemmt den Appetit, weil sie satt macht.
Beim Speisenangebot kannst du dich an der sog. optimale Mischkost orientieren. Diese besteht aus:
Reichlich Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, Reis etc
reichlich Obst und Gemüse, 5 P am Tag
gefolgt von Milch- und Milchprodukten
Fleisch, Fisch
Fette und Öle
am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein
ausreichend Getränke, Wasser
Diese Liste basiert auf den Empfehlungen des FKE, bzw der sog. optimierten Mischkost = Optimix
Bei der Einführung der Familienkost geht es jetzt vor allem auch um die Anpassung, den Essgenuss, die Gewöhnung an neue Essgenüsse, an neue Aromen, neue Konsistenzen, um Erlebnis.
In dieser Altersphase, in der die lieben Kleinen selbständiger werden wollen, auch alleine essen möchten, braucht man als Eltern viel Geduld und Toleranz :)
Kinder erleben das Essen mit allen Sinnen und Essen dient in diesem Alter nicht mehr nur zur Ernährung, sondern vor allem zum Sammeln von neuen Ess- bzw Sinneseindrücken. Die Kleinen unterscheiden auch noch nicht wirklich zwischen Spiel und Mahlzeit. Sie beobachten ihre Mitwelt und imitieren gerne. Deshalb sind die Speisen besonders begehrt, die andere Familienmitglieder essen, Dinge die sie immer und immer wieder sehen. Ein Brötchen kann zerlegt werden, die Kruste bröckelt ab, das Innere ist weich und lässt sich formen, wie Knete. Es kann gut geschluckt werden. Die Kleinen begutachten die Speisen, die auf dem Tisch stehen sehr genau. Kontinuität ist deshalb wichtig. Sie untersuchen die Dinge zuerst mit den Händen, dann mit dem Mund und manches wird dabei geschluckt und manches aber wieder ausgespuckt. Butter ist oft ein interessantes Untersuchungsobjekt. Da werden die Finger versenkt, oder Nudeln werden auf den Boden geworfen, der Belag vom Brot heruntergeholt und gekostet, der Belag nur abgeleckt, Hände im Kartoffelbrei gebadet...
Für die Kleinen ist jetzt alles spannend. Als Mama ist man dadurch sehr gefordert. Doch diese Experimentierphase gehört unbedingt dazu und sie vergeht auch wieder. Lass deine Tochter viele Esserfahrungen machen und lass sie immer die gewöhnliche Familienkost mitessen, sodass eure Tochter viele Esseindrücke sammeln und damit ihre gustatorische Wahrnehmung schulen kann.
Dein Kind kann jetzt einfach essen, ohne dass du grammgenau kontrollieren musst, wie viel er isst. Gesunde Babys/Kinder essen nicht zu viel. Gib deinem Sohn ruhig auch schon ein eigenes (Kinder-)Besteck. Erlaube aber unbedingt das Essen mit den Fingern. Denn das ist wichtig, wie oben erwähnt, für das sinnliche Erlebnis.
Biete als Grundlage eine gewöhnliche Mischkost mit 3 Hauptmahlzeiten und 2 ZMZ. Biete Routine und Verlass bei der Speisenauswahl Wenn dein Kind eine Sorte Brot mit einer Sorte Belag isst, dann solltest du es jeden Morgen/Abend genau so richten. Dazu kann sich dein Kleiner am Angebot vom Esstisch bedienen und so langsam Neues kennen - und lieben lernen
Lass deinen Kleinen vermehrt selbständig essen. Schneide ihm mundgerechte Brotstückchen, die mit einem "happs" im Mund landen.
Als Belag reicht vorerst Butter oder Margarine. Das Brot kannst du in mundgerechte Häppchen (vorerst noch Rinde wegschneiden) schneiden. Das erleichert das Essen und erfordert kaum Kauaufwand, der aber trotzdem erwünscht ist. Die Kaumuskeln sollten trainiert werden.
Bei einem ausreichenden Angebot kann und wird dein Kind so viel essen, wie er benötigt. Du brauchst ihn dazu nicht zu animieren. Reduziere einfach die MIlchportion und biete ihm ein bekanntes Speisenangebot, das du mit Familienkost ergänzen solltest.
Bringe Routine und Verlässlichkeit in den Speisenplan und vertraue darauf, dass er gut und ausreichend, sowie ausgewogen essen wird.
Für einen evtl Zahlen/Mengenabgleich, gebe ich dir noch eine kleine Orientierung:
Konkrete Zahlen und Mengen für Essempfehlungen für 1-jährige Kleinkinder lauten in etwa so:
täglich
80g Getreide/Brot bzw
120g Kartoffeln (bzw Reis**, Nudeln etc)
120g Gemüse
120g Obst
300ml Milch, Milchprodukte
30g Fleisch/Wurst
1-2 Eier pro Woche
25g Fisch pro Woche
15g Streichfett/Öl
geduldet sind ca 10% Süßigkeiten am Gesamtanteil der zugeführten Energiemenge*
(*tägl Energiemenge ca 950 kcal)
Quelle: FKE, DO, 2006
die Angaben entsprechen OptiMIX
- ** Reis u. a. Getreidebeilagen
- 100 ml Milch entsprechen ca 15 g Schnittkäse/30 g Weichkäse
- je 100 kcal = 1 Kugel Eiscreme / 45 g Obstkuchen /4 Butterkekse /4 EL Flakes /4 TL Zucker /2 EL Marmelade / 30 g Fruchtgummi oder 20 g Schokolade/ 10 Stck. Chips / 1 Glas (200 ml) Limonade, Fruchsaftgetränk
Es ist gut, wenn du dich an den üblichen Empfehlungen zu orientierst, aber es ist nicht notwendig, Mengen bei gesunden Kindern täglich zu kontrollieren. Die Mengenangaben können auf eine Woche hochgerechnet werden. Denn häufig ist es so, dass auf scheinbare Fastentage, Tage an denen ein Kind nur lustlos im Essen stochert, sog. Freßtage folgen, Tage an denen ein Kind schier unersättlich scheint - und umgekehrt. Im Mittelmaß bleiben die Mengen in etwa gleich. Auch Wachstumsschübe gehen mit größerem Appetit und entsprechend größeren Essmengen über einen begrenzten Zeitraum einher.
Der Fokus liegt ab jetzt besonders in der Vielfalt der Speisen - bei Geschmack und neuen Eindrücken, Gemeinsamkeit bei Tisch und dem Kennenlernen unserer bzw eurer (familieninternen) Esskultur.
Zum "Lefax" kann und darf ich dir im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum Kochen für Kinder leider keine Antwort geben.
Sind deine anderen Fragen soweit für dich beantwortet?
Oder brauchst du noch ein paar Ideen für Familienspeisen, kleinkindgerechte Rezepte oder sonstige Tipps?
Also dann
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 13.04.2015