Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

verweigert plötzlich den brei

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Frage: verweigert plötzlich den brei

MelindasMama

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Hallo, mein töchterchen, 9 1/2 monate alt, will ganz plötzlich keinen brei mehr essen. Alles andere isst sie liebend gerne zb. vom familientisch, waffeln, brot, obst usw. einfach alles. das ist ja eigentlich nicht schlimm, nur weiß ich immer nicht recht was ich ihr alles geben kann und was nicht. darf sie zb selbstgemachte pizza essen? welches gemüse darf sie? welche gewürze müssen gemieden werden? darf sie kuhmilch trinken? ich bin da noch völlig unsicher. bisher hat sie schon fast alles probiert ob fischstäbchen oder spagetthi sogar eis. ich hatte nicht den eindruck dass ihr das nicht bekommt, aber die unsicherheit ist trotzdem da. Können sie mir ein paar einfach etipps geben zu dem thema? oder evtl ein kochbuchtipp? ich bin schon ganz gespannt. mfg


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo MelindasMama dein Kind scheint sich prächtig zu entwickeln. Dein Baby möchte größer werden und schliesslich auch den Mund und die Zähne zum Kauen benutzen. Mit 10Lm etwa ist die Zeit des schnellen Wachstum allmählich vorbei und die Zunahme stagniert. Das äußert sich auch in verringertem Appetit. Die Kinder wollen selbständiger werden und die Welt erkunden. Gestalte die tägliche Ernährung noch einfach und nicht allzu sehr verwürzt oder versalzen, dann passt das meiste. Probieren lassen ist zusätzlich immer gut . Die Stagnation im Längenwachstum, merkst du übrigens bald auch an den Kleidergrößen. Die passen jetzt jeweils über einen längeren Zeitraum. Und weil dein Kind jetzt nicht mehr so schnell wächst und dadurch weniger Kalorien benötigt, ist auch der Appetit evtl vermindert und evtl Nahrungsdefizite machen sich nicht so schnell bemerkbar. Hunger kommt vor allem dann, wenn sich die Kleinen ausgiebig bewegen. Spätestens, wenn sie laufen und rennen können :-)Häufig auch schubweise. Das äußert sich in vorübergehenden Fressphasen. Du kannst auf jeden Fall darauf achten, dass ihr/du gemeinsam mit eurem Kind die Mahlzeiten einnehmt und einfache Dinge anbietet. Ein reichhaltig gedeckter Tisch mit immer ungefähr gleichbleibendem Angebot weckt die Neugier und fördert das soziale Lernen, das einen sehr großen Stellenwert in der Ernährungserziehung einnimmt. Neue Esssitten und Rituale treten nun an Stelle althergebrachter Gewohnheiten. Spielerisch erlebt, immer wieder die gleichen Dinge präsentiert, mit vielen Sinnen erfahren, das prägt nachhaltig und die Freude bei Tisch bleibt erhalten. Erste Schritte in Richtung einer angleichenden Ernährung habt ihr schon unternommen Deine Kleine isst eifrig mit und sie scheint es zu mögen. Ist doch prima :-). Mit diesen einfachen Speisen, den Basics wie Kartoffeln und Nudeln,Brot und Milch etc schaffst du einen großen Meilenstein fürs Fundament der täglichen Ernährung. Auf solchen einfachen Speisen kann später aufgebaut werden. Wie schnell du eine Umstellung von Brei zur Familienkost hinkriegst, hängt im Wesentlichen auch von deinem Kind ab. Ein langsames Heranführen ist besser, als die Kinder ad hoc mitessen zu lassen. Auch wenn dein Kleiner zunächst scheinbar begeistert alles isst. Biete zunächst Sicherheit beim Essen. Besonders gut ist Fingerfood, weil so das Essen spielerisch erlebt wird, was die Akzeptanz erhöht, Essmengen steigern kann und zusätzlich die Feinmotorik schult. Die Familienkost ist eine erste größere Liberalisierung für die Ernährung beim Baby. Der Verdauungstrakt ist schon besser in der Lage sich auf neue Lebensmittel einzustellen und zu verdauen. Auch das Schlucken größerer Partikel fällt den Babys leichter. Der Reifeprozess ist vorangeschritten und die Babys neugierig. Sie wollen selber essen, wollen am Familienleben teilhaben, wollen ihr Essen erkunden und freuen sich über neue Geschmackserlebnisse. Auch als Eltern freut man sich über neue Essgewohnheiten, dass die Babys selbständiger werden und man nicht mehr so aufpassen muss. Schön ist es, wenn ihr gemeinsam esst und dein Baby jetzt bereits schon seinen eigenen Teller und Besteck bekommt. Es gibt wirklich kaum noch Verbote. Manches erschliesst sich der Logik wie Verzicht auf Alkohol oder Kaffee. Manches ist Typsache und Empfehlungen kann man nicht pauschal aussprechen - etwa bei Chili und Knoblauch. Wer schon durch Fruchtwasser und Muttermilch darauf "geeicht" ist, verträgt das meist problemlos. Empfindliche Babys haben damit eher ihre Schwierigkeiten. Bei Gewürzen wie Zimt sind gewöhnliche Mengen völlig okay. Wenn du unsicher bist, dann nimm erst mal wenig und nicht täglich. Ungefähr daran kannst du dich sonst orientieren: Honig sollte im 1.Lj nicht gegeben werden. Erhitzter Honig allerdings sei unbedenklich. Im 2. Lj sei Honig (bei normal entwickelten und gesunden Babys) kein Problem mehr. Das steht im Zusammenhang mit der gereiften Darmflora. Kaffee und Alkohol (auch erhitzt in Speisen) ist für Kinder tabu. Wegen des Geschmacks und der einhergehenden möglichen Prägung. Fischgräten können ein Problem beim Schlucken sein. Deshalb Fischgerichte (auch bei Filet) immer genau auf Gräten prüfen. Fischstäbchen (können nach dem Garen von der Panade befreit werden) sind i.d.R. aber grätenfrei und eignen sich deshalb besonders gut. Hirse, Quinoa und Amaranth sollten regelmäßig und in größeren Mengen besser erst ab dem 3. Lj auf den Tisch kommen. Kleine Mengen und das mal ab und zu sind kein Problem. Ausnahme: Baby-Hirseflocken. Nüsse sind wegen der Verschluckungsgefahr noch nicht gut geeignet. Da sie hart sind, können sie beim Verschlucken Probleme verursachen. Verschlucken von Brot oder Apfel wäre weniger problematisch. Nüsse als Mus sind geeignet. So wäre es auch mit den kleinen Kernchen bei Himbeeren und Johannisbeeren (bei Marmelade drauf achten). Leinsamen sei in größeren Mengen weniger gut geeignet. Sojamilch als Kuhmilchersatz oder in allgemein zu großer Menge wäre noch nicht geeignet. Zwiebel, Knoblauch, scharfe Gewürze sind individuell unterschiedlich verträglich und deshalb gibt es keine Empfehlung :-) Betreffs Rohmilchkäse (und Listeriengefahr i.A.) ist es ähnlich wie bei den Schwangeren: siehe hier: http://www.rund-ums-baby.de/kochecke/beitrag.htm?id=23628 So auch Toxoplasmose oder Salmonellen. Siehe hier: http://www.rund-ums-baby.de/kochecke/beitrag.htm?id=25395&step=2 Hast du sonst noch konkrete Fragen wegen bestimmter Lebensmittel? Hast du noch ganz konkrete Fragen oder Unsicherheiten? Also dann Grüße B.Neumann


MelindasMama

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ach ja, hätten sie anregungen für frühstück, abendessen und für zwischendurch?? danke


MelindasMama

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Danke für die nette Antwort. Das hat mir schon sehr geholfen. Ich hätte da tatsächlich noch Fragen. Darf sie Pizza essen oder den Pizzarand? Wie sieht es mit Fix-Soßen aus? Darf sie Kuhmilch trinken und wenn ja, in welchen Mengen? Und dann noch eine ganz andere Frage. Sie isst immer sehr wenig 3-4 löffel und dann wars das. ist das schlimm? soll ich ihr dann einfach öfters am tag eine warme mahlzeit anbieten? danke schon mal für die antworten


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo MalindasMama deine Kleine kann Kuhmilch trinken. Erst mal kleine Mengen*. Gib die vorerst noch abgekochte Kuhmilch aus einer Tasse zusätzlich zur sonst gewohnten Milch. Einfach erstmal zum Gewöhnen eine kleine Menge. Oder magst du Kuhmilch anstatt Säuglingsmilch geben bzw zum Stillen dazu? Pizzarand von selbstgemachter Pizza ist super. Andere Pizzen sind noch viel zu salzig. FixProdukte - ja das ist so eine Sache. Besser drauf verzichten. Ab und zu mal was aus der Packung - kein Problem. Nur nicht jeden Tag. Fürs Baby sollten erst mal nur ganz einfache Zutaten zur Verwendung kommen. Die Dinge sollten basic sein und auch so schmecken - einfach und ursprünglich. Das ist langfristig besser. Denn die einmal erlernten Geschmacksmuster, in frühester Kindheit, werden treu bis ins Erwachsenenalter hinein beibehalten. Muttermilchersatzpulver bspw. enthält gewöhnlich den Aromastoff Vanillin. Das Münchner Sensorikunternehmen ASAP hat hierzu eine Versuch durchgeführt: 130 Jugendliche und Erwachsene erhielten zwei fast identische Proben Ketchup. Die Proben unterschieden sich in der Zugabe von Vanillin zu einer Ketchupflasche. Der vanillinhaltige Ketchup wurde von ehemaligen Flaschenkindern 4 mal so häufig bevorzugt, als von ehemals gestillten Personen. Eine neuere Studie ergab, dass Kinder, die häufig aromatisierte Fruchtjoghurts assen, sich so sehr an die Aromen gewöhnen, dass sie dann den im Testversuch selber angerührten Joghurt mit frischen Früchten, als Kunstprodukt zu identifizieren glaubten. Fazit: Das Aroma der echten Früchte war ihnen so fremd, dass sie die künstlichen, naturidentischen, natürlichen Aromen, jeweils als den Geschmack von "echtem Obst" abgespeichert hatten und künftig diesen "unechten" favorisieren. Regelmäßige Mahlzeiten bieten Rhythmus und Struktur. Eine warme Mahlzeit gibt es mittags und ggf abends. Öfters solltest du deiner Kleinen das nicht anbieten. 3-4 Löffel sind für dein Baby evtl schon ausreichend. Du kannst auf jeden Fall darauf achten, dass ihr/du gemeinsam mit eurem Kind die Mahlzeiten einnehmt und einfache Dinge anbietet. Ein reichhaltig gedeckter Tisch mit immer ungefähr gleichbleibendem Angebot weckt die Neugier und fördert das soziale Lernen, das einen sehr großen Stellenwert in der Ernährungserziehung einnimmt. Besonders gut ist Fingerfood, weil so das Essen spielerisch erlebt wird, was die Akzeptanz erhöht, Essmengen steigern kann und zusätzlich die Feinmotorik schult. Daneben kannst du versuchen, dein Kind zu füttern. Achte vor allem darauf, dass du entspannt isst und dich sättigst - mit "gesunden" Speisen. Schön ist es, wenn euer Baby seinen eigenen Teller und Besteck bekommt. Gib ruhig weiterhin den gewohnten Brei, falls gewünscht oder gefordert, denn das vermittelt deinem Baby Sicherheit, und durch Neugier wird sich das Repertoire langsam erweitern. Lasst euer Kind probieren. Diese Eindrücke sind wichtig. Nicht alles, was euer Kind in den Mund nimmt, wird es auch hinunterschlucken. Trotzdem erreicht ihr damit eine erste Annäherung an die Speisenvielfalt. In diesem Alter noch wollen die Kleinen eigentlich alles probieren und reissen Mama oder Papa ihr Brot aus der Hand. Begutachten die Speisen, die auf dem Tisch stehen, zuerst mit den Händen, dann mit dem Mund und manches wird dabei geschluckt und manches aber wieder ausgespuckt. Butter ist oft ein interessantes Untersuchungsobjekt. Da werden die Finger versenkt, oder Nudeln werden auf den Boden geworfen, Brot in sämtliche Einzelteile zerpflückt, der Belag vom Brot heruntergeholt und gekostet, der Belag nur abgeleckt, Hände im Kartoffelbrei gebadet.... Spielerisch erlebt, immer wieder die gleichen Dinge präsentiert, mit vielen Sinnen erfahren, das prägt nachhaltig und die Freude bei Tisch bleibt erhalten. Also dann Grüße B.Neumann *http://www.rund-ums-baby.de/kochecke/beitrag.htm?id=34427&suche=protein&seite=1#start


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