Mitglied inaktiv
Hallo, ich hoffe, Sie haben einen Rat für mich, mich überrollt langsam die Verzweiflung. Meine Tochter ist nun 19 Monate und sie war von Anfang an keine besonders gute Esserin. Die Beikost hat sie einigermaßen angenommen, auch wenn sie nie allzugroße Mengen gegessen hat. Der Brei musste allerdings bis vor fünf Monaten immer feinst pürriert sein. Bei dem kleinsten Stückchen hat sie sofort das Essen komplett verweigert. Brötchen und Brot hingegen konnte sie schon mit 7 Monaten lutschen/essen - die können gar nicht groß und körnig genug sein. Von jetzt auf gleich verweigerte sie vor fünf Monaten den Mittagsbrei. Seitdem isst sie mittags jedoch ausschließlich Dinge in Form von 'Bratlingen'. Das bedeuted, dass sie zwar fast alles isst - jedoch nur, wenn ich es vorher fein pürriere, mit Eiern oder ähnlichem mische, in Frikadellenform bringe und anschließend in der Pfanne brate. Wenn ich dann Glück habe isst sie dann auch ein paar Bratlinge. Ansonsten piekst und matscht sie das Essen nur einmal quer durch den Teller. Wenn ich aber z.B. Paprika sehr fein schneide und untermische isst sie die Bratlinge schon wieder nicht mehr. Lege ich ihr Kleinstmengen von unserem Essen auf den Teller ist der Zirkus groß - dann fliegt das Essen mit riesigem Tamtam tief. Wenn 'unser' Essen dann von ihrem Teller ist, beschäftigt sie sich auch wieder mit ihren Bratlingen. Obst isst sie momentan überhaupt nicht. Sie versucht noch nicht einmal mehr die Obstbreie oder Getreide-Obstbreie. 'Richtiges Obst', also rohe Äpfel oder Bananen fasst sie noch nicht einmal an. Wenn ich es ihr hinhalte verzieht sie das Gesicht, sagt 'NEIN' und schiebt scheinbar angeekelt meine Hand weg. Sie trinkt auch keine Obst- oder Gemüsesäfte. Ihr Essensplan sieht momentan so aus: ca. 9:00 h aufstehen - 10:00 h Butterbrot 12:00 h Mittagsschlaf - 14:00 h Bratlinge 16:00 h Snack (Butterbrot / Reiswaffeln / Brezeln) 19:30 h Butterbrot 24:00 h 150 ml Pre-Milch Wie bringe ich sie denn am Familientisch mitzuessen? Hungern lassen funktioniert nicht, das habe ich schon versucht. Sie bekommt Abends ja wieder Butterbrot und es macht ihr anscheinend nichts aus zwischen Frühstück und Nachmittagssnack / Abendessen nichts zu essen. Aber ich kann sie doch nicht nur von Butterbrot ernähren?! Alles Liebe & vielen Dank für´s 'zuhören'! Tanja
Hallo Tanja wenn es beim Nachwuchs ums Thema Essen geht, ist man schnell besorgt, wenn nicht so gegessen wird, wie man sich das vorstellt und wünscht und wie es laut der allgemeinen Empfehlungen gefordert wird. Man ist oft sehr bemüht und erfüllt die Wünsche des Kindes, damit es isst. Wird die Ernährung dadurch auf lange Sicht aber sehr eintönig oder speziell, wie bei euch, tauchen auch wieder Zweifel am Handeln auf. Die Bewertung von speziellem Essverhalten liegt auch teilweise in der eigenen Einstellung dazu begründet. Anfangs hast du mitgemacht und Bratlinge aus dem Essen geformt, weil diese deine Kleine gegessen hat. Inzwischen aber akzeptiert sie das Essen nur noch so und duldet kaum etwas anderes. Eine mögliche Erklärung für dieses Verhalten findest du weiter unten. Je weniger Sorgen du dir machst, desto besser klappt es künftig. Da kann ich dich hoffentlich beruhigen. Wenn dein Kind grundsätzlich isst, wenn auch nicht immer das, was du gerne sehen würdest, wenn dein Kind gut gedeiht und fröhlich und aktiv ist, wenn deine Tochter also gesund und munter ist, keine Auffälligkeiten laut KiA hat und gut zunimmt - so scheint alles in Ordnung zu sein. Es spräche deshalb nichts gegen die Butterbroternährung. Im Gegenteil könntest du damit sogar sehr erfolgreich werden :-) Auf Basis dieser verlässlichen Nahrungsquelle könnte deine Kleine neue Essabenteuer wagen. Probiere das ruhig einmal aus. Und hier kommt die Begründung für diesen zunächst seltsam klingenden Vorschlag: Dein Kind hat möglicherweise eine sehr ausgeprägte Neophobie. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben diese mehr oder weniger stark ausgeprägte sog. Neophobie. Das ist eine Art Angst vor dem "neuen" Essen. Ursprünglich eine gute Schutzfunktion., denn gegessen wird nur das, was man kennt, denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Phänomen ist sogar in der Tierwelt vorzufinden - neue Dinge werden auch hier nur zögerlich von Jung und Alt gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Hier stehen immer wieder die gleichen Dinge und ab und zu etwas Neues. Aber auch das Neue wird wieder irgendwann angeboten werden und irgendwann frohlockt es doch, zuzugreifen. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Die Neugier siegt gegenüber der Skepsis. Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das soziale Lernen. So kann die Neophobie am besten überwunden werden. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Sie suchen sich hierzu Vorbilder, Das kann Mama oder Papa sein. Aber auch ganz andere Weggefährten können als Vorbild dienen. Das kann Oma sein oder eine Freundin, auch Vorbilder aus den Medien. Hier kannst du mit Geschichten (Bücher, Lillifeeheften, etc) evtl gut nachhelfen. Langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte erweitern. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc Lass dein Kind aus dem Kochtopf probieren. Bereitet Mahlzeiten gemeinsam zu und lass deinen Sohn schon mal vorab kosten. Gib deinem Kind die vertrauten Speisen und erweitere spielerisch das Angebot. Meine Tochter war auch immer sehr skeptisch. Gefallen fand sie häufig an "exotischen" Dingen wie Litschis oder Physalis, Oliven, Falafel (Kichererbsenbällchen), Erbsensuppe, Couscous, etcetc. Dinge, die ich ihr nicht extra gegeben hätte, die sie aber durch vorsichtiges Probieren, für sich entdeckte. Spielerisch erlebt, immer wieder die gleichen Dinge präsentiert, mit vielen Sinnen erfahren, das prägt nachhaltig und die Freude bei Tisch bleibt erhalten. Ermuntere dein Kind immer wieder dazu, mal etwas Neues zu probieren. Denn nur darüber können neue Esserfahrung gesammelt werden und neue Dinge akzeptiert werden. Das kann die Auswahlpalette vergrößern und Appetit auf Neues bilden. Schaue auch, dass du adäquates Esseverhalten vorlebst. Iss selbst das, was du gerne magst, Iss auch immer wieder die gleichen Sachen, im Wechsel. Routine, Rituale. Geht zusammen einkaufen, erfreut auch an der Farbenpracht der Obsttheke, esst daheim zusammen etwas, das ihr gerade gekauft habt. Kocht zusammen frische Marmelade und lass dein Kind direkt aus dem abgekühlten Topf probieren. Rede dabei ganz viel mit ihm und erkläre, was du tust. Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken... Nicht nur die Konsistenz (Stückchen), sondern auch die Vielfalt charakterisiert die Familienkost. Und neue Geschmackserlebnisse, spielerisch erlebt, sind in diesem Alter sehr wichtig für die spätere Akzeptanz von Essen. Es müssen niemals Riesenmengen von Neuem gegessen werden. Oft reicht es auch, wenn das Kind überhaupt nur probiert. Auch wenn es nur bspw eine einzige Nudel ist. Beim nächsten Mal sinds zwei und so weiter. Achte auf Vielfalt beim Essen. Lass dein Kind querbeet probieren, koche schmackhafte Gerichte, die euch Erwachsenen auch schmecken. Spielerisch mit viel Liebe und Geduld sowie selbst als Vorbild agierend, wirst du das Speisenangebot für euren Kleinen stetig erweitern können. Du kannst klare Regeln aufstellen. Damit lernen Kinder i.d.R. schnell umzugehen. Überleg dir, welche hilfreich sein könnten. Es sollten welche sein, die für alle Beteiligten kompromissloss durchführbar sind. Bspw: Es muss immer erst probiert werden, dann darf abgelehnt werden. Bpsw auch dass es was Süßes nur gibt, wenn vorher ordentlich gegessen wurde. Wenn das Mittagessen wirklich nicht schmeckt, dann gibt es stattdessen Alternativen wie herzhaft belegte Brote o.ä. Eine Wahlmöglichkeit sollte vorhanden sein. Habt ihr feste Zeitstrukturen und Rituale bei Tisch? Isst du selbst gerne? Kochst du kindgerechte und schmackhafte Gerichte? Pflanzt doch mal auf der Fensterbank eine Bohnenpflanze in einem kleinen Töpfchen an. Die könnt ihr bald ernten und ein Festessen draus kochen (Bohnen niemals roh essen). Da soll deine Tochte ihr Kuscheltier einladen und mit ihm die eigene Ernte verspeisen. Auch wenn es nur eine einzige Bohne ist....So kriegst du sie evtl dazu einmal zu probieren- Spiele helfen immer. Auch Erbsen wachsen super schnell. Und auch das Pulen macht riesig viel Spass. Lebensmittel stecken nicht nur voller Energie und Vitamine u.ä., sondern enthalten eine Vielzahl weiterer Inhaltsstoffe, die eine Wirkung auf den Körper haben. Ob etwas schmeckt, ist sehr stark abhängig davon, wie es dem Körper bekommt, welchen Nutzen die Speise für den Organismus hat. Das geht oft über die reine Nährstoffanalytik hinaus, in Richtung stimmungsverändernder Substanzen. Diese gibt es in unserer Nahrung zuhauf. Sogar die Muttermilch ist schon voll davon. Kinder müssen bis zu 10 mal etwas probieren, beovr sie es wirklich gut akzeptieren. Zum Probieren genügen oft schon mimimale Mengen. Und ausspucken sollte erlaubt sein. Ein einziger Bissen reicht für den Anfang oft schon aus. Oft sind Kinder, die eher zögerlich essen, insgesamt vorsichtiger und zurückhaltender und vorsichtiger. Kinder wählen instinktiv die Speisen, die sie am besten nähren - Kinder wissen nichts von Ernährungsempfehlungen und essen einfach dann, wenn es ihnen schmeckt, oder wenn sie hungrig sind. Ob etwas schmeckt, kann individuell unterschiedlich ausfallen. Die Pre Milch solltest du unbedingt gegen Kuhmilch oder Kindermilch tauschen. Denn Pre Milch ist nicht mehr altersgerecht. Probiert Joghurt mit Marmelade, probiert Pudding. Also ich wünsche dir viel Geduld, weniger Sorgen ums Essen, viel Freude mit deiner Tochter, viel Spaß beim Kochen und Essen. Beziehe deine Tochter auch viel mehr ins Zubereiten der Speisen mit ein. Betrachtet die Küche als Erlebnisplätzchen, als Spielplatz für alle Sinne. Lass sie beim Tischdecken mithelfen. Kauft schönes Geschirr, das nur für die da ist: Tasse, Teller, Besteck. Esst leckere Sachen, auch wenn sie vielleicht nicht super gesund sind. Ab und zu ist das völlig okay. Über solche ausgesprochenen Leckerbissen findet sie vielleicht Anreiz. Also dann du kannst ja mal berichten. Ich freu mich drauf Grüße B.Neumann
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