Hallo Frau Neumann,
meine Tochter ist 14 Monate alt und ist erst seit gar nicht so langer Zeit, zu einer ganz guten Esserin geworden (vorher fast alles bis auf wenige Löffel abgelehnt)
Sie mag Sachen meist fein püriert, selbst bei Brei der eher fester ist würgt sie noch immer. Stücke isst sie, aber nur, wenn sie diese in die Hand nehmen kann (Beispiel Fischstäbchen, Brot, Brötchen, Banane)
Sie lässt sich keine Stücke anreichern und wirft dann (wenn ich ihr zum Beispiel Nudeln mit Soße geben würde)
Finden Sie das problematisch oder ist das ok?
Abends hat sie oft nur wenig Hunger, ich habe aber den Eindruck, dass sie Brot mit Frischkäse und dazu Obstmus langweilt, das bekam sie bisher.
Milchprodukte fallen weg, da sie davon am Tag schon genug bekommt, sonst hätte ich gerne öfter Grießbrei gegeben.
Haben sie vielleicht noch Alternativen die ich regelmäßig abends anbieten kann?
Vielen Dank
von
Lynn..
am 05.11.2021, 15:41
Antwort auf:
Stücke, Alternative zu Brot abends?
Hallo Lynn..
das Beste was du jetzt tun kannst ist, deine Tochter gut und sinnvoll in ihrem Prozess zu unterstützen und zu begleiten. Schau einmal zu allererst ob du beim Sitzplatz noch etwas verbessern kannst. Deine Tochter sollte sicher und bequem und fest in ihrem Stühlchen (oder bei dir) sitzen, so dass sie ihre Hände frei bewegen kann, und sollte dabei nicht herumwackeln, sondern sicher und fest sitzen. Sie sollte außerdem den Esstisch gut überblicken können und euch Eltern beim Essen zusehen können.
Vor ihr sollte eine großzügige Fläche sein, auf der ein Teller, ein Brett, eine Unterlage oder was auch immer steht. Auf diesem Geschirr kannst du nun das Essen anbieten. Lege es überschaubar, in kleinen und größeren Stückchen vor sie hin und lass sie das Essen ausgiebig mit den Händen untersuchen. So kann sie sich Stück für Stück daran annähern.
Das hat bisher auch schon gut funktioniert und deine Tochter hat dabei schon so manche Speise kennenlernen können und gegessen.
Nimm in Kauf, dass sie manche der angebotenen Speisen nur betatschen und zerpflücken und ggf sogar herunterwerfen wird und manche Speise zwar in den Mund nehmen wird, aber diese allerdings vielleicht wieder ausspuckt. Das alles sind vollkommen normale Entwciklungsprozesse. Denn Kinder lernen ganzheitlich und mit allen Sinnen. Auch das Essen.
Dein Kind muss sich jetzt noch im Besonderen an ein neues Mundgefühl gewöhnen. Das braucht manchmal etwas Zeit. Während Babys beim Breiessen eher passiv essen, d.h. das im Mund platzierte Essen einfach nur schlucken müssen, erfordert das selbständige Essen viel mehr Erfahrung. Gib deinem Kind darum jetzt genügend Gelegenheiten, damit sie diese Erfahrungen sammeln kann. Da deine Tochter auch noch viel würgen muss, dürft ihr hierbei ganz behutsam und vorsichtig vorwärts gehen. Achte auf ihr Tempo, auf ihre individuellen Entwicklungsschritte.
Im Mund wird Essen auf seine Eignung geprüft - und zwar mit den Geschmacksknospen und dem Tastsinn im Mundraum - was gefällt wird auch geschluckt. Alle Kinder mögen eine weiche, samtige Textur. Sie mögen lauwarm und süß. Diese Speisen wie bspw Grießschnitten sind darum eine ideale Kost für Essanfänger. Damit dein Kind aber auch lernt andere Konsistenzen und Aromen, andere Temperaturen, anderen Geschmack zu mögen, muss sie andere Speisen in den Mund nehmen und bewerten. Bei Nichtgefallen wird die Speise ausgespuckt. Aber: beim nächsten Mal gefällt die Speise häufig schon viel besser - es sind bis zu 10 dieser Kontakte nötig, damit sich Kinder an Neues gewöhnen und akzeptieren oder mögen. Kleine Mengen sind für den Anfang darum immer schon wirklich prima.
Aber forcieren kannst du das nicht. Wenn deine Tochter mit verschiedenen Konsistenzen noch Probleme beim Schlucken hat, darfst und müsstest du darauf Rücksicht nehmen und solche Speisen anbieten, die deine Tochter zwar selbständig aufnehmen, aufpicken kann, diese aber auf jeden Fall gut und gefahrenfrei und gerne essen und schlucken kann.
Einen Grießbrei könntest du bspw mit Pflanzendrink (ggf selbstgemachten Mandeldrink oder Reisdrink*) kochen. Du könntest den Brei in eine festere Konsistenz bringen - zu Schnitten - so kann deine Tochter den Brei vielleicht schon selbständig essen.
Bei vielen Speisen klappt das doch auch schon gut, wie du schreibst.
Wichtig bei festeren Speisen ist: deine Tochter muss diese Speisen selbständig aufnehmen und sich selbst in den Mund geben.
Nudeln mit Sosse kannst du so servieren: ein paar Nudeln aufgeben, daneben einen Klecks Sosse geben und daneben eine Mischung aus Nudeln mit Sosse.
In den Soßenklecks kann deine Tochter den Finger dippen und ablecken - eine super Übung und prima zum Kennenlernen vom Geschmack.
Also dann
Grüße
Birgit Neumann
*
Grießschnitten mit Reisdrink
200 ml Reisdrink
35-40g Weichweizengrieß
Grieß im Reisdrink, Grieß ausquellen lassen, auf einen Teller streichen, stehen lassen, Stücke schneiden, etwas zerlassene Butter dazugeben, dazu Obstmus oder weiche Obststückchen
Rezept für Kürbiscremesuppe, zur Weiterverarbeitung für das Brot
Man nehme einen Hokkaidokürbis -
Waschen, halbieren, Kerne rauskratzen. In Stücke teilen und diese mit dem stabilen Schälmesser schälen. In ca 1cm² große Stücke schneiden und in einen ausreichend großen Topf geben. Bis zu ca 3/4 mit Wasser auffüllen. Salz zugeben, etwas Zucker. Weich kochen. Einen Schuß Sahne zugeben, pürieren, abschmecken, essen.
oder so:
750 g Hokkaidokürbis
2 EL Olivenöl
1/2 l Gemüsebrühe, Salz
etwas Sahne
Den Hokkaido waschen, entkernen und in kleine Stücke teilen, in Öl andünsten und in der Gemüsebrühe kochen. Wenn der Hokkaido gar ist, pürieren und mit der Sahne abschmecken.
Nach Belieben würzen (Curry, Curcuma)
fertig ist die Suppe.
Die Suppe kann für Brot verwendet werden:
Kürbis(suppen)brot
1/2 Würfel frische Hefe
ca 250 ml Kürbissuppe
500g Mehl (Weizenmehl Type 1050)
2 EL Öl
Salz (ca 4 g), weil in der Suppe bereits Salz enthalten ist (sonst: ca 8g)
Teig zubereiten. alle Zutaten zusammen geben und verkneten. Je nach dem wie fest der Teig ist, noch etwas zusätzliches Wasser vorsichtig dazu geben. Der Teig sollte weich und geschmeidig sein. Nicht zu trocken und nicht zu klebrig. Teig so lange kneten, bis der Teig eine gute Konsistenz hat. Das dauert bis zu 15 - 20 min.
Dann den Teig abdecken, 10 min ruhen lassen. Dann den Teig zu einem kleinen Laib formen, aufs Backblech setzen (Backfolie) und abdecken, ca 30 min gehen lassen, so dass er deutlich an Volumen zugenommen hat, sonst weiter gehen lassen. Den Laib mit den Händen mit Wasser benetzen oder mit Wasser beprühen. Den Laib 4 mal einritzen. Einmal mittig längs und davon abgehend nochmals jeweils 4 Schnitte schräg.
Den Ofen auf 220° hochheizen und das Brot bei 200° ca 40 min backen.
Aus dem Ofen holen und wenn die Kruste sehr hart ist, diese nochmals mit Wasser besprühen. Dann abkühlen lassen. Danach in Scheiben schneiden und das, was nicht benötigt wird, einfach einfrieren. Taut bei Bedarf ratz fatz auf.
von
Birgit Neumann
am 08.11.2021
Antwort auf:
Stücke, Alternative zu Brot abends?
Vielen Dank für die ausführliche Antwort, die Rezepte probiere ich gerne aus
von
Lynn..
am 08.11.2021, 21:39