Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Kleinkind will (fast) nichts essen

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Kleinkind will (fast) nichts essen

k_ristina

Liebe Frau Neumann! Mein Sohn ist 14 Monate alt und wird noch nach Bedarf gestillt. Tagsüber zirka 3-4x und in der Nacht auch nach Bedarf. Mit 7 Monaten haben wir direkt mit BLW begonnen und er hat es ganz gut angenommen. Jetzt isst er bei uns am Familientisch mit. Im Vergleich zu meinem älteren Sohn (4 Jahre) isst der Kleine sehr wenig oder nichts. Obst (Himbeeren, Erdbeeren, Brombeeren, Weintrauben, Wassermelone) werden mit der Hand zedrückt. Brot ( egal ob klein geschnitten oder eine Scheibe - mit Butter oder Aufstrich) wird abgebissen und ausgespuckt. Hackfleisch, Hühnerfleisch, Fisch wird auch in den Mund gesteckt und sofort ausgespuckt. Gemüse (Tomaten, Gurken) wird gar nicht angefasst. Egal was ich ihm anbiete, er will nichts essen, spuckt es aus oder er spielt und wirft den ganzen Teller auf den Boden. Manchmal schafft es ein bisschen Schinken in seinen Magen und ansonsten mag er Suppe (da wird er von mir gefüttert). Kartoffeln und Reis interessieren ihn auch nicht, hin und wieder ist er mit Nudeln auch zufrieden. Oft verarbeite ich das Gemüse/Obst in Waffeln oder Muffins, aber auch hier beißt er ab und spuckt es wieder aus. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass er auch nicht richtig kaut und die paar Sachen die er isst nur schluckt. Von der Entwicklung und vom Gewicht ist alles in Ordnung - 6 Zähne hat er schon und die nächsten sind unterwegs. Meistens will er nichts frühstücken und isst beim Mittagessen ein bisschen. Das Abendessen lässt er auch oft aus, obwohl er zB. das Brot oder die Wurst haben möchte. Wenn ich es ihm gebe, dann landet es am Boden. Ist so ein Essverhalten typisch für ein Kleinkind in dem Alter? Was kann ich noch machen oder es einfach so akzeptieren und hoffen, dass er zumindest ein bisschen mehr isst? Danke. LG Kristina 


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo Kristina du fragst, ob das Essverhalten deines Sohnes für ein Kleinkind in seinem Alter typisch sei. Die schnelle Antwort darauf ist jein, d.h. ja und nein. Warum ich dir eine solch unspezifische Antwort gebe, schreibe ich dir jetzt: wenn dein Kind normal entwickelt ist (laut KiA) und auch ausreichend wiegt und groß genug ist für sein Alter, dann ist das auf jeden Fall an sich ganz prima. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass dein Kind ausreichend isst bzw dazu ausreichend Muttermilch trinkt. Wie viel Muttermilch dein Kind tatsächlich täglich (inklusive nachts) noch benötigt oder trinkt, das weiß ich/du/man nicht, doch reicht es zusammen mit der Familienkost derzeit gut aus. Ob die Ernährungsweise bei deinem Kind dadurch noch altersentsprechend ist, das kann ich darum leider nicht beurteilen. Es könnte sein, dass dein Kind noch ein wenig Zeit benötigt, um sich noch mehr und besser auf Familienkostabenteuer zu stürzen. Als Richtwerte für Essmengen* im Verhältnis zu Muttermilch gilt in etwa folgendes: mit 1 Jahr sollte/könnte/dürfte der Anteil Muttemilchmenge zu Beikost/Familienkost bei etwa 50:50 liegen. Bei einigen Kindern sind es noch etwa 75% Milchanteil was völlig okay ist, wenn es zum (gesunden, reif geborenen und altersentsprechend entwickelten) Kind passt. Das kann bei einigen dieser Kinder durchaus sogar noch bis zum 18. Lm so sein. Bis zum Ende des 2. Lj sollte der Anteil dann jedoch "nur" noch etwa 25% Muttermilch sein. Stillen ist in diesem Alter (14 Lm) noch ganz prima. Stillen sollte nur auf jeden Fall nicht die Entwicklung durch diese liebgewonnene Gewohnheit blockieren. Wenn ein Kind Hunger hat und jedes Mal Muttermilch bekommt obwohl es theoretisch auch etwas essen würde und könnte und stattdessen aus Gewohnheit oder Bequemlichkeit oder Routine gestillt wird und dadurch satt wird, dann fehlt zu den Familienesszeiten der Hunger und die Lust zum Mitessen. Das wäre weniger gut. Wenn die Muttermilchmenge im Verhältnis zur Beikost deutlich anders aussieht wie oben beschrieben, dann sollte man schauen warum: gibt es etwas, was dem Kind das normale Essen erschwert?  Eine erste Frage dazu kann sein, dass man als Eltern versucht zu erkennen oder zu ergründen was es dem Kind bei einer Mahlzeit unmöglich macht zu essen. Ist er bspw zu satt ? Oder ob gibt es vielleicht irgendetwas sonstig Besonderes oder Auffälliges, was ihn davon abhält (mehr) mitzuessen? Ist bspw motorisch alles ok? Schlucken ok? Zähne/Zahnwachstum ok? Vielleicht kannst du dir mal für eine Woche täglich Notizen machen, wie viel und was dein Kind täglich isst und trinkt. Wenn man eine solche Auflistung in Händen hält und drauf schaut, kann das zu einem Aha-Erlebnis führen. Denn häufig ist es doch viel mehr als man denkt. (mal hier ein Gürkchen, mal hier etwas Butterbrot, eine kleine Portion Leberwurst, eine Banane, 4 Löffel Joghurt, um Beispiele zu nennen.) Schaut auch mal, ob der Sitzplatz eures Kindes gut ist. Eine gute, sichere und stabile Sitzposition ist auch sehr wichtig um essen zu können: Dein Kind sollte sicher und aufrecht in seinem Stuhl sitzen. Die Füße sollten außerdem auf einer Unterlage aufstehen. Das gibt Halt beim Essen und ist gut fürs Kauen. Ideal ist es auch, wenn dein Kind in seinem Hochstuhl sitzend, den Tisch überblicken kann und andere Esser (euch Eltern, dich, Bruder) beim Essen sehen kann. So kann er euch imitieren. Der Abstand zwischen Tisch und Stuhl sollte so gut sein, dass dein Kind gut zugreifen kann. Eigenes Geschirr und Besteck sind super. Das Essgeschirr sollte zum guten selbständigen Essen einen flachen Rand haben, damit das Essen gut weggehoben werden kann, damit es gut zum Mund geführt werden kann. Mach den Esstisch zum Abenteuerspielplatz und lass dein Kind mit (etwas) Hunger Platz nehmen. Zelebriert eure Mahlzeiten und macht die Mahlzeiten zum Erlebnis - zu einem Fest für die Sinne. Biete die beliebten Speisen an und ergänze mit neuen Speisen. Also dann Viele Grüße Birgit N. * Wie viel oder wie wenig Familienkost dein Sohn zusätzlich zur Muttermilch isst, das kann ich anhand deiner Schilderung nicht einschätzen. Du gibst als Mengeneinheit lediglich eine kleinere Menge im Vergleich zu seinem 4-jährigen Bruder an. Und du schreibst auch, dass er eher selten mal richtig isst oder eher seltener mal etwas im Magen ankommt. Suppe allerdings, die du ihm fütterst nimmt er gut an. Du erwähnst auch, dass du das Gefühl hast, dass dein Kind trotz seiner 6 Zähne eher wenig kaut und die Sachen meistens einfach schluckt. Frage auch ggf noch bei Biggi Welter im Nachbarforum nach. Sie kann dich zum Thema Stillen und Mengen auch bei deinem 14 Monaten alten Sohn noch gut beraten.        


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