Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Kind 19 Monate ernährt sich noch von Gläschen-Gern

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Kind 19 Monate ernährt sich noch von Gläschen-Gern

Mitglied inaktiv

Hallo, ich habe eine 19 Monate alte Tochter die alles von mir gekochte verweigert und nur die diese pampigen Gläschen ab dem 12oder 15 Monat liebt. Das hängt warscheinlich mit einer Magen-Darm Grippe zusammen, die Sie im Dez. 06 hatte. Da habe ich Ihr das erste mal was gekochtes vorgesetzt sie hat alles aufgegessen und 3 Stunden später hat sie sich übergeben. Seit dem Schreit sie wie am spiess wenn es Gemüse und Kartoffeln mit Fleisch geben soll. Ich hab sie mittlerweile zwar soweit,das sie Nudeln und Reis gemischt mit einem halben Glas isst aber Brot und Brötchen will sie nicht mit Wurst essen sie nimmt es lieber getrennt zu sich. Hier eine kleine Liste was sie gern isst aber bestimmt auf dauer nicht gesund sein kann: Nudeln ohne soße,Würstchen,Salami, trockenes Brötchen,Fruchtzwerge,Apfel,Tee,Wasser,Milch,Reiswaffeln. Unser Problem ist auch das wir immer sehr spät essen und die kleine dann schon schläft,ich weiß das ist verkehrt aber anders funktioniert es nicht bei uns.Sie probiert auch Sachen aber auf dem Teller bei sich isst sie dann nicht. Ich hoffe Sie haben einen Tip für mich der die Gläser ganz verschwinden lässt.Danke im voraus.


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo keksnrw mit deiner Vermutung könntest du evtl richtig liegen. Ein Zusammenhang mit der Erkrankung könnte bestehen. Die Reaktion könnte sich nachteilig auf das Essverhalten ausgewirkt haben. Nun, dein Kind ist noch jung. Aber es kann sich alles wieder zum Guten wenden :-) Wie isst dein Kind die Breie? Aus dem Servierschälchen? Von einem Teller? Immerhin hast du es mit der Vermischungsmethode (Brei und Reise ect) geschafft, dass dein Kind nun auch weitere Speisen isst. Darauf kannst du aufbauen und in dieser Richtung weiterarbeiten. Dass dein Kind Wurst(Belag) und Brot getrennt isst, stellt ja eigentlich auch kein größeres Problem dar. Lass sie einfach. Dein Kind isst Apfel. Das kann genügen. Bestimmt kommen im Laufe des Lebens weitere Obstsorten hinzu, die auch deinem Kind gut schmecken. Lass deine Tochter auch mal zwischendurch probieren, beim Kochen. Das bringt Neugier. Nicht erst warten, bis das Kind am Tisch sitzt und man erwartungsvoll dabeisitzt um zu sehen, ob das Kind denn diesmal etwas isst. Spielerisch das Essen anbieten, das funktioniert oft gut. Ein Gesicht aus Gemüse legen, im Beisein des Kindes. Selber davon essen. Beim Gemüseschnippeln dem Kind etwas Rohes (niemals grüne Bohnen oder Kartoffeln, Kürbis) in die Hand drücken. Vielleicht beisst es mal ab. Eine einzige Erbse z.B. aus dem Topf probieren lassen. Einen Teller mit einzelnen Komponenten als Motiv schön herrichten. Etwa mit Erbsen eine Blume zaubern. Eine Möhrenscheibe in die Mitte legen, die Erbsen aussen herum. Langfristig könntet ihr evtl auch die Essgewohnheiten umstellen, damit euere Tochter bei euch/dir mitessen kann. Was isst du denn bspw mittags? Gruss Birgit


Mitglied inaktiv

Hallo Birgit, vielen Danke für Deine Rückantwort. Es gibt also noch Hoffnung das mein Kind bis zum Kiga richtig essen lernt.Braucht halt seine Zeit wie es sich anhört. Also Amy isst immer vom Teller. Wenn ich koche biet ich Ihr auch was an aber meist kommt es wieder retoure. Sie isst auch grüne Gurcke. Ich esse mittags leider nicht mit Amy da ich einfach keinen Hunger habe. Und da sie die pampe isst möchte ich für mich nicht extra kochen.Ich weiß das ist dumm. Gestern abend z.B.haben wir alle drei am Tisch gesessen und gegessen aber sobald wir ihr ein stück huhn oder Mischgemüse angeboten haben fing sie wieder an zu schreien,das stresst mich mittlerweile richtig und den Kinderarzt möchte ich wegen sowas nicht aufsuchen.(Da lange wartezeiten. Oder doch?)Amy ist von anfang an kein dünnes Baby gewesen und der KIA hob bei jeder Untersuchung den Finger. Sie hat auch sehr spät angefangen zu kauen erst mit 14 Monaten brauchten wir nicht mehr pürieren. Sehr anstrengendes Kind find ich. Es wäre schön wenn Du mir nochmal schreiben würdest. Danke im voraus Nancy


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo keksnrw es wäre schon schöner, wenn ihr alle zusammen essen würdet. Das animiert dein Kind eher zu probieren. Zelebriert gemeinsame Mahlzeiten wenigestens am Wochenende. Es heisst, dass Kinder oft bis zu 10 mal etwas probiert haben müssen, bevor sie es wirklich gut akzeptieren und sich an den Geschmack gewöhnt haben. Zum Probieren genügen oft schon mimimalste Mengen. Und ausspucken sollte erlaubt sein. Besonders wertvoll ist die Vorbildfunktion. Je häufiger die Eltern immer wieder mit Genuss die gleichen Gerichte essen, desto eher ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Kinder irgendwann mitessen. Auch der Geruchssinn spielt hierbei eine große Rolle. Denn noch bis ins Erwachsenenalter (lebenslang) hinein sind solche Erinnerungen mittels Geruchssinn aktiv, und die Bereitschaft später im Erwachsenenalter eine Speise zu probieren, ist dadurch sehr gross. Somit nimmt die Geruchsprägung noch vor der Geschmacksprägung eine wesentliche Rolle ein. Die einmal erlernten Geschmacksmuster, in frühester Kindheit, werden treu bis ins Erwachsenenalter hinein beibehalten. Muttermilchersatzpulver bspw. enthält gewöhnlich den Aromastoff Vanillin. Das Münchner Sensorikunternehmen ASAP hat hierzu eine Versuch durchgeführt: 130 Jugendliche und Erwachsene erhielten zwei fast identische Proben Ketchup. Die Proben unterschieden sich in der Zugabe von Vanillin zu einer Ketchupflasche. Der vanillinhaltige Ketchup wurde von ehemaligen Flaschenkindern 4 mal so häufig bevorzugt, als von ehemals gestillten Personen. Eine neuere Studie ergab, dass Kinder, die häufig aromatisierte Fruchtjoghurts assen, sich so sehr an die Aromen gewöhnen, dass sie dann den im Testversuch selber angerührten Joghurt mit frischen Früchten, als Kunstprodukt zu identifizieren glaubten. Fazit: Das Aroma der echten Früchte war ihnen so fremd, dass sie die künstlichen, naturidentischen, natürlichen Aromen, jeweils als den Geschmack von "echtem Obst" abgespeichert hatten und künftig diesen "unechten" favorisieren. Ab dem 10. Lm sollten Babies langsam an die Familienkost herangeführt werden und zusätzlich aber die gewohnten Breie bekommen. Besonders gut sind Nudeln, Erbsen, Maiskörner etc. Komplett mitessen kann ein Kind dann, wenn es wirklich ausreichend babygerechte Speisen gibt und dein Kind diese auch gut verdauen kann. Statt Brot auch mal Rosinenbrot oder Hefezopf geben. Mal Waffeln backen oder statt dem klassischen Frühstückbrei auch mal feine Haferflocken mit Banane oder Honig und Milch. Gruss Birgit


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