Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Einführung in die Familienkost

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Frage: Einführung in die Familienkost

Caetsch20

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Hallo, Meine Tochter ist jetzt 1,5 Jahre alt und ich versuche schon so lange erfolglos, sie an die Familienküche zu gewöhnen.... Frühstück klappt gut, meist isst sie Brot mit Frischkäse, aber auch schon mal Mandelmus oder Leberwurst mit etwas Obst. Manchmal bekommt sie auch Müsli. Mittags hat sie immer sehr stückigen Gemüse-/ Fleischerei bekommen. Als fertige Glässchen mochte sie nur Spaghetti Bolognese, andere Sorten werden zurückgespuckt und komplett verweigert. Aber auch das isst sie im Moment alles sehr sehr schlecht bis gar nicht. Wenn ich versuche, ihr abends was von unserem Essen anzubieten, z.B. Gemüse, ganze Nudeln, Kartoffeln, Kartoffelpürree probiert sie nicht mal daran, und das ist es, was mich zum Verzweifeln bringt. Sie kann ja sehr gut kauen, isst Butterbrote usw. Wie nix, aber Unbekanntes verweigert sie. Nicht mal Kartoffelpüree isst sie. Und sie isst oft auch tagelang nur das Gleiche, nicht wirklich abwechslungsreich bis sie sas dann auch satt ist. Wie soll ich sie denn an den neuen Geschmack bzw. Unser Essen gewöhnen, wenn sie es nicht mal probiert? Wie lange essen Kleinkinder generell noch den Mittagsbrei? Über Ihre Mithilfe würde ich mich sehr freuen und bedanke mich jetzt schon im Voraus.


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Caetsch20 wenn du dir Änderungen wünschst, werden diese Veränderungen bald eintreten. Versprochen. Was du beschreibst erleben viele Eltern. Ganz genau so oder sehr ähnlich. Mit deinem Kind ist alles in Ordnung*. Das Verhalten normal. Kleinkinder/Kinder essen am liebsten das, was sie gut kennen. Das kannst du bestätigen. Denn deine Tochter isst gut und am liebsten eben das, was sie kennt und mag. Zum Beispiel Brot und das Gläschen mit Pasta, sowie anderes. Das ist also prima. Denn deine Tochter hat einen durchaus gesunden, guten Appetit. Aber sie isst vermehrt oder eben nur ausgewählte Speisen. Das Einführen von neuen Speisen gestaltet sich meistens eher schwierig. Manche Speisen probiert deine Tochter durchaus und befördert sie wieder aus dem Mund. Andere Speisen nimmt sie erst gar nicht in die Hand, auch nicht in den Mund. Was kannst du also tun, damit deine Tochter künftig mehr Vertrauen entwickelt, um verschiedene neue Esserfahrungen machen zu können. Ändere zunächst ganz unbedingt deine Sichtweise. Du schreibst beispielsweise, dass du "versuchst" Familienkost einzuführen. Die Einführung der Familienkost ist ein Prozess. Der Übergang von Babykost zu Familienkost ist fließend. Es ist ein "Nebenher und Nebenbei" und kein "Anstatt". Es ist immer beides gleichzeitig möglich. Der Übergang hat selten ein zeitlich definiertes Ende. Der Übergang zu gewöhnlicher Kost kann und darf immer zusätzlich zu der gewohnten Kost geschehen. Für die Gewöhnung und das Kennenlernen von neuen Speisen ist die Kontinuität beim Anbieten wichtiger als die Quantität. Anders gesagt: es ist besser, wenn deine Tochter jeden Tag einen Teelöffel Kartoffelbrei auf ihrem Teller neben einer ihr bekannten und gemochten Speise vorfindet, als einmalig einen Berg Kartoffelbrei und sonst nichts. Kinder gewöhnen sich langsam und in ihrem eigenen Tun, durch ihr eigenes Tun und Erleben an neue Speisen. Sie brauchen dafür manchmal etwas Zeit und sie brauchen dafür viele Wiederholungen. In der Fachsprache heißt dies: Mere exposure Effect- je häufiger es die Gelegenheit gibt, die Speise zu sehen, je häufiger wiederholt die Speise am Tisch steht, desto bekannter und vertrauter wird die Speise. Was Kinder kennen, womit sie über eine Zeit vertraut werden (durch sehen, hören, riechen, beobachten wie andere davon essen) das werden sie eher probieren. Das Gefallen an einer Speisen wiederum wächst nur mit dem Probieren - vor allem, wenn es zwanglos geschieht und ohne Erwartungsdruck. Einfach spielerisch. Man spricht von bis zu ca 10 Kontakten (und mehr) mit einer neuen Speise, bis diese schließlich und wirklich gut akzeptiert wird. Hier hilft das Minimalprinzip - besser eine klitzekleine Probiermenge - am besten freiwillig - durch Neugier - als gar nichts. Ein erstes Probierstückchen ist ein Anfang. Je häufiger besonders anfangs positive Erlebnisse gemacht werden, desto besser. Manchmal erweitern Kinder ihren Essens-erlebnis-horizont nur langsam und allmählich - aber es funktioniert. Mit Routine und Gewohnheit. Den Zeitpunkt für die Bereitschaft und Akzeptanz bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern irgendwo und irgendwann ganz zufällig. In welchen Situationen hast du schon beobachten können, wann die Bereitschaft Neues zu probieren bei deinem Kind besonders hoch? Was ist das Besondere an diesen Situationen? Kennst du den Begriff "Neophobie"? Hast du den Begriff schon einmal gehört? Es ist genau das, was du bei deiner Tochter beobachtest. Neophobie ist normal. Ca 3/4 aller Kinder haben diese sog. Neophobie (eine Angst, neue Speisen zu probieren), ergo sind nur ca 25% aller Kinder so neugierig, dass sie alles probieren und ggf sofort essen, was man ihnen anbietet. Jetzt habe ich dir eine ganze Menge geschrieben. Vielleicht hilft dir das schon ein wenig weiter und du kannst die Situation jetzt anders bewerten. Schau dir deine Tochter an und überlege dir, wie du das alles zukünftig für euch so verbessern kannst, dass deine Tochter mehr spielerische Erfahrungen sammeln kann. Diese zwanglosen Erfahrungen erweitern den Geschmackshorizont soweit, dass ihr die Speisepalette an gemochten Speisen peu à peu erweitern könnt. Langsam aber stetig. Brot ist dafür eine wunderbare Basis. Also dann Grüße Birgit Neumann P.S. hier kannst du noch ein bisschen weiterlesen, falls du noch ein paar Zeilen zum Thema lesen möchtest: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Essen-im-14- Lebensmonat_48857.htm https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Baby-will-selber-essen_50051.htm * nur für die Vollständigkeit: ich kann im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum immer nur darauf reagieren, was ich aus den bzw deinen Schilderungen im Posting entnehmen, herauslesen kann. Ich gehe davon aus, dass dein Kind völlig gesund und soweit altersentsprechend (körperlich, kognitiv, organisch, motorisch) entwickelt ist.


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