Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Einführung der Familienkost

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Einführung der Familienkost

schreinerlaura01

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Hallo Frau Neumann, mein Sohn ist 10 Monate alt und ich mache mit Gedanken, wann und wie ich bei ihm die Familienkost einführen kann. Nun ist er mein erstes Kind und somit habe ich keine Erfahrung damit. :( Zurzeit sieht sein Essensplan wie folgt aus: 07.00 Uhr Flasche mit 2er Milch ca. 150 ml 10.00 Uhr Flasche mit 2er Milch ca. 100 ml 13.00 Uhr Gemüse-Kartoffel-(Fleisch)-Brei ca. 200-230g 16.30 Uhr Obst-Getreiede-Brei ca. 200g 19.00 Uhr Milch-Getreide-Brei ca.200-220g Ich wüsste gerne, wann und was ich wogegen ersetzen soll und wie ich das mache? Mein Sohn hat momentan 2 Zähnchen unten (vor Kurzem durch...) Ich hätte gerne einfache Rezepte für Familienessen. Könnten Sie mir sagen, wo ich solche am besten finde? Ein anderes Problem von uns ist, dass mein Sohn kaum was trinkt. (ca. 10-20ml am Tag). Aber ich schaue seine Windeln an, und sie sind schon voll (mind. 2mal am Tag). Könnten Sie mir ein Tipp geben, wie ich mit dem Trinkverhalten meines Sohnes umgehen soll? Vielen Dank für Ihre Tipps im Voraus! Mit freundlichen Grüßen, Laura


Birgit Neumann

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Hallo Laura Ein vermehrtes Durstgefühl wird sich einstellen, wenn euer Sohn vermehrt gewöhnliche Speisen mitisst. Die Kost wird durch die Familienkost zunehmend immer salzhaltiger, und das erzeugt Durst. Biete es an, und wenn er nicht mag, dann passt das schon. Er bekommt ja noch Milch und Brei und isst bisher kaum feste Sachen. Durch den Gemüse- und Obstbrei nimmt dein Kleiner auch Flüssigkeit zu sich. Im Alter deines Babys, kannst du langsam auf die üblichen Familienmahlzeiten umstellen. Im Wesentlichen sollten dies drei große und 2 ZMZ sein. Wobei morgens und abends jeweils eine Portion Milch gut wären. Abends fördert die Milch den guten Nachtschlaf. Eine grobe Orientierung ist folgende: morgens: Brot und Milch oder Milch und Obst oder Kindermüsli oder nur Milch oder Joghurt ZMZ: Brot oder Milch/Joghurt oder Obst Mittag: Mittagessen entweder sehr basic in Anlehnung an die üblichen Breie oder bereits bekannte einfache Gerichte wie Nudeln mit Sosse, Pizza etc und/oder Familienkost ZMZ: Obst oder Getreidestängelchen o.ä. Abends: Brot und Milch oder Milchbrei (Grießbrei, Haferbrei/müsli), Nudeln und Milch etc Brei wird zunehmend von Brotstückchen oder anderen festen Nahrungsmittel wie Nudeln, Gemüsestückchen, Fleisch, Familiengerichte, Käsewürfel etc abgelöst. Denn die Kleinen wollen jetzt lieber selber essen. Da das natürlich mühsamer ist, als einfach nur gefüttert zu werden, haben viele bald schon wieder genug davon und möchten ergänzend wieder Breie essen. Eine Kost, die teilweise gut kau-und schluckbar ist, zusammen mit Stückchen zum Selberessen - das ist ideal. Hier noch ein paar Beispiele: Kartoffelbrei mit Hackbällchen und Gemüsestückchen Kartoffelbrei mit Familienkost Nudeln mit Tomatensosse Nudeln in Butter geschwenkt (abends) mit Milch Milchnudeln Grießbrei Grießschnitten Polentaschnitten mit Tomatensosse Couscous mit Sosse Bolognesesosse Reis mit geraspeltem Gemüse, Hackbällchen Pellkartoffeln mit Avocado, Minifrikadellen Nudeln und Gulasch(sosse)- Fleisch ist sehr zart und weich Pizzastückchen Ab dem 10. Lm etwa, ist der Verdauungstrakt schon besser in der Lage sich auf neue Lebensmittel einzustellen und zu verdauen. Auch das Schlucken größerer Partikel fällt den Babys leichter. Der Reifeprozess ist vorangeschritten und die Babys neugierig. Sie wollen selber essen, wollen am Familienleben teilhaben, wollen ihr Essen erkunden und freuen sich über neue Geschmackserlebnisse. Auch als Eltern freut man sich über neue Essgewohnheiten, dass die Babys selbständiger werden und man nicht mehr so aufpassen muss. In diesem Alter stellt man sich häufig die Frage danach, wie es künftig mit den Familienmahlzeiten weitergehen soll. Ob die Gerichte alle kleinkindtauglich sind. Besonders gut ist Fingerfood, weil so das Essen spielerisch erlebt wird, was die Akzeptanz erhöht, Essmengen steigern kann und zusätzlich die Feinmotorik schult. Schön ist es, wenn euer Baby seinen eigenen Teller und Besteck bekommt. Gib ruhig weiterhin den gewohnten Brei, falls gewünscht oder gefordert, denn das vermittelt deinem Baby Sicherheit, und durch Neugier wird sich das Repertoire langsam erweitern. Lasst euer Kind probieren. Diese Eindrücke sind wichtig. Nicht alles, was euer Kind in den Mund nimmt, wird es auch hinunterschlucken. Trotzdem erreicht ihr damit eine erste Annäherung an die Speisenvielfalt. Dafür sind dann die Basics gut, denn die sättigen :-) Schneide Butterbrot in kleine Stückchen, die dein Kind selber essen kann. Gib ihr selbst ein Löffelchen in die Hand. Richte ein Obsttellerchen, mit ganz kleingeschnittenen Früchten. Abwechselnd esst ihr beide davon. Mach daraus ein Spiel. Manche Babys akzeptieren und lieben die Familienkost schnell und bei manchen Babys dauert es etwas länger. Ab dem 10.Lm bereits sollte langsam mit der Familienkost begonnen werden. Diese Kost kann vieles beinhalten und beginnt bspw damit, dass Brei aus dem Gläschen nun auf einem Tellerchen serviert wird. Hier kann zusätzlich anderes vom Tisch hinzugelegt werden. Viele Babys sind da auch richtig scharf drauf. Sie wollen alles probieren und reissen Mama oder Papa ihr Brot aus der Hand. Begutachten die Speisen, die auf dem Tisch stehen, zuerst mit den Händen, dann mit dem Mund und manches wird dabei geschluckt und manches aber wieder ausgespuckt. Butter ist oft ein interessantes Untersuchungsobjekt. Da werden die Finger versenkt, oder Nudeln werden auf den Boden geworfen, Brot in sämtliche Einzelteile zerpflückt, der Belag vom Brot heruntergeholt und gekostet, der Belag nur abgeleckt, Hände im Kartoffelbrei gebadet.... Kinder lernen Essen durch ihre Bezugspersonen, durch Beobachtung, Nachahmung und Neugier. Das Schlagwort hierzu heisst: "Soziales Lernen" Wiederholungen im (volllwertigen) Speisenangebot gepaart mit dem Essen und beobachten der anderen Familienmitglieder ist langfristig eine gute Basis. Das Essen sollte anfangs möglichst noch sparsam gesalzen und gewürzt sein. Fertiggerichte sollten für die Allerkleinsten tabu sein. Vorsichtig solltet ihr noch mit stark blähenden Gemüsesorten wie Rotkohl, Bohnen o.ä. sein. Auch stark gebratene Speisen sind noch nicht so sehr geeignet. So jetzt kannst du voll durchstarten und euch mittags was Leckeres kochen, Dein Kind kann das neben seinem Brei probieren. Für den Anfang reicht erst mal ein frischer Kartoffelbrei mit zwei Gemüsestücken, den dein Kind neben dem gewohnten Brei essen kann. Am nöchsten Tag gibst du ihm eine Nudel in die Hand. Und so weiter. Polentaschnitten mit Tomatensosse 300ml Milch/Wasser 2 EL Butter 4 EL Maisgrieß (Polenta) Salz evtl Käse zum Überbacken Milch aufkochen, eine Prise Salz zugeben, Maisgrieß einrühren. Unter ständigem Rühren ca 10 min köcheln. Dick auf ein mit Alufolie ausgelegtes Backblech streichen oder in eine feuerfeste Form geben. Quellen lassen. Tomatenscheiben auflegen, mit Streukäse bestreuen und im Ofen noch mal überbacken. Dazu leiche Tomatensosse, die mit Schmand oder Sahne abgemildert wurde. Einen Hauch Oregano einstreuen. Biete vermehrt gewöhnliche Lebensmittel und Speisen an, damit sich dein Kind daran gewöhnen kann. Macht die gemeinsamen Mahlzeiten zum Erlebnis. Farbenvielfalt, verschiedene Gerüche, die sich schon beim Kochen in der Wohnung verteilen, Kostproben direkt am Herd. All das macht Lust und Neugier auf Essen. Paprika-Möhrensosse zu Nudeln oder Couscous gewürfelte und geschälte Paprika (mit dem Schälmesser einfach schälen) zusammen mit kleingeschnittenen Möhren garen und anschliessend pürieren, nach Bedarf Sahne zum Abschmecken zugeben. Evtl Mozzarellakäse dazugeben. Die Sosse lässt sich auch einfrieren. Bolognesesosse etwa 200g Rinderhack ca 1 kleine Zwiebel in kleine Würfel geschnitten 1 Päckchen Tomatenpüree Salz, Zucker, Öl oder saure Sahne Die kleingeschnittene Zwiebel garst du etwa 20 min in einem Gemisch aus 1 EL Olivenöl und ca 3 El Wasser. Das Rinderhack brätst du in einer Teflonpfanne in einer Mischung aus Wasser und ganz wenig Öl krümelig. Dann würzen. Wenn es gut durchgegart ist, etwa nach 5 bis 10 min, gibst du dort die Zwiebeln hinein und das Tomatenpüree. Alles vermischen und gut 1 EL Zucker (je nach Geschmack) zugeben. Nochmal gut durchkochen. Evtl einen Hauch Basilikum oder Oregano oder beides einstreuen. Abschmecken, sollte eher noch fade schmecken und saure Sahne zugeben. Schwenke weichgekochte Gemüsesticks in Butter und würze ganz leicht. Lass diese deine Kleine selber essen. Kartoffelgratin 500g Kartoffeln 225g Sahne Öl für die Form Salz Pfeffer Paprika (edelsüß) frisch geriebene Muskatnuss Streukäse (Emmentaler), Menge nach Geschmack. sodass alles gut bedeckt ist. Ca 30-40g pro Person Sahne in ein Gefäss geben und kräftig mit Salz, einer Prise Zucker, reichlich Paprikapulver und etwas Pfeffer, evtl Muskat vermengen. Auflaufform mit Öl auspinseln. Kartoffeln waschen, schälen, in feine (weniger als 1mm) Scheiben schneiden. Dachziegelartig in der Form verteilen. So lässt sich das Gratin gleichförmiger backen, weil sich die Flüssigkeit (Sahne) optimal verteilen kann. Die Sahne über den Kartoffeln verteilen, sodass wirklich alle Scheibchen gut bedeckt sind. Offene Stellen notfalls mit Butterflöckchen belegen. Aber die garen auch so durch und trocknen nicht aus. Jetzt den Käse aufgeben. Menge nach Geschmack, viel oder wenig. Dann ab in den vorgeheizten Ofen (180° im E-Herd, 160° ohne Vorheizen bei Umluftherden) und dort ca 50 min bis 1h garen. Aber immer mal wieder kontrollieren, denn der Käse könnte verbrennen. Wird dieser zu dunkel, könnt ihr die Form mit Aufolie abdecken. Die Garzeit richtet sich auch nach der Höhe der Aufschichtung. Deshalb die Garprobe in der Mitte der Form durchführen. Hier müssen die Kartoffeln weich sein und die Flüssigkeit sollte aufgesogen sein. Garprobe: Mit der Gabel reinpieksen und schauen ob die Karoffeln weich genug sind. So, jetzt kannst du mit der Familienkost weitermachen...morgen mittag einen frischen Kartoffelbrei mit Gemüsestückchen zum Selberessen? Und dann habe ich noch einen Buchtipp für dich: Kochen für die Kleinen: Gesund und ideenreich durchs 2. und 3. Lebensjahr von Dagmar Reichel, erschienen im KOSMOS-Verlag Grüße B.Neumann


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