Tilla
Sehr geehrter Herr Doktor Gagsteiger, ich habe gesehen, dass Ihre Kollegin im Dezember noch nicht auf Nachrichten in diesem Forum geantwortet hat, weswegen ich hoffe, dass ich mich in meiner Verzweiflung an Sie wenden kann: wegen Oligo-/Kryptozoospermie meines Mannes sind wir auf ICSI angewiesen. Aus verschiedenen Gründen kommt für uns nur die Naturelle Variante in Frage. Ich bin 38, habe regelmäßige Zyklen (ca. 25-27 Tage, nie kürzer), immer mit Eisprung (meist recht früh, 11-12 Zyklustag). Hormone sind immer gut. Wir hatten insgesamt 4 Behandlungen: 1) Eisprung verpasst 2) 5 Tage mit Ganiran Eisprung zurück gehalten und zeitgleich Puregon 75 Einheiten. Mit Ovitrelle 6500 ausgelöst. Reife, regelgerecht befruchtete Eizelle, Transfer an Tag 2 negativ 3) und 4) mit Ovitrelle 6500 bzw. Brevactid 5000 ausgelöst, An Tag 13 bzw. 11 punktiert. Jeweils Eizelle gewonnen, reif, befruchtet, aber am nächsten Tag fehlbefruchtet mit einem (oder mehreren?) Vorkern(en) zu viel. Die Verzweiflung ist groß, Eizellspende kommt für uns nicht in Frage. Fragen: 1) Könnte es sein, dass meine Eizellen mit der Technik nicht klar kommen und wir über Samenspende mit Insemination (bessere) Chancen hätten? 2) Kann man etwas tun, um die Gefahr einer fehlbefruchteten Eizelle zu minimieren? Ganz herzlichen Dank und viele Grüße
Vielen Dank für Ihre Nachricht und die detaillierte Schilderung Ihrer bisherigen Behandlungen. Ihre Situation erfordert eine sehr individuelle und einfühlsame Betrachtung. Ich möchte Ihnen so gut es geht auf Ihre Fragen antworten: 1) Könnten Ihre Eizellen Schwierigkeiten mit der Technik haben, und wäre eine Samenspende mit Insemination sinnvoller? Es ist durchaus möglich, dass die Ursache für die Fehlbefruchtung multifaktoriell ist. Dabei können sowohl die Eizellqualität als auch die Spermienqualität eine Rolle spielen. Bei einer Kryptozoospermie besteht häufig eine deutlich eingeschränkte Anzahl und Qualität der Spermien, was die Befruchtung erschweren kann. Auch wenn Sie hormonell und zyklisch gesund wirken, lässt sich die Eizellqualität mit zunehmendem Alter (besonders nach dem 35. Lebensjahr) nicht immer vorhersagen. Eine Samenspende mit Insemination könnte theoretisch eine Option sein, wenn eine sehr deutliche Einschränkung der Spermien als alleinige Ursache angesehen würde. Dennoch ist dies eine sehr persönliche Entscheidung, die von Ihren individuellen Werten und Prioritäten abhängt. 2) Was kann getan werden, um die Gefahr fehlbefruchteter Eizellen zu minimieren? Optimierung der Spermienqualität: Eine gründliche Analyse der Spermienqualität durch erweiterte Techniken (z. B. DNA-Fragmentationsanalyse, ROS-Test) könnte weitere Hinweise geben. Eine gezielte Vorbereitung durch antioxidative Therapie oder andere Maßnahmen könnte die Befruchtung verbessern. PICSI-Technik: In Fällen von Fehlbefruchtungen könnte der Einsatz von "Physiological ICSI" (PICSI) erwogen werden. Dabei werden Spermien selektiert, die eine hohe Bindungsaffinität zu Hyaluronsäure aufweisen, was auf eine bessere DNA-Integrität hindeutet. Nutzung einer Strategie mit Separationskammer: Falls die Spermienanzahl für eine Separationskammer ausreicht, könnte auch hier versucht werden, noch intensiver das "beste" Spermium herauszufinden. Timing der Stimulation und Auslösung: Es könnte geprüft werden, ob das Timing der Auslösung und Punktion optimiert werden kann, um die Reifung der Eizellen noch besser abzustimmen. Bei einer sehr frühen Punktion könnte es sein, dass die Eizellen noch nicht optimal ausgereift waren. Kulturelle Faktoren: Manche Labore bieten "Time-Lapse-Kultur" an, wodurch die Entwicklung der Embryonen lückenlos überwacht werden kann. Dies könnte helfen, Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen und zukünftige Behandlungen besser zu planen. Auf jeden Fall sollte sie auch prüfen, das Zentrum zu wechseln und sich an ein Zentrum mit noch mehr Erfahrung zu wenden. Ich verstehe, dass die Verzweiflung nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen groß ist. Aber statistisch gesehen, sind Sie noch nicht auf der "schlechten" Seite. Aber die Wahl Ihrer Behandlungsmethode schränkt Ihre Chancen deutlich ein. Bei mehreren Oozyten pro Behandlung könnten die Chancen besser stehen. Falls Sie weitere Fragen haben oder eine detailliertere Analyse Ihrer bisherigen Behandlungen wünschen, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Mit den besten Wünschen für Ihren weiteren Weg!
Tilla
Hallo Herr Doktor, ganz herzlichen Dank für Ihre ausführliche, hilfreiche und einfühlsame Antwort. Ein erstes Weihnachtsgeschenk bei einem so wichtigen Thema! Ein paar Rückfragen hätte ich noch dazu: 1) Dann halten Sie es zumindest auch für denkbar, dass die Spermien eine bedeutende Rolle für die Fehlbefruchtungen mit zu vielen Vorkernen spielen könnten, wenn ich Sie richtig verstehe? 2) Könnte es nach zwei Fehlbefruchtungen trotzdem noch "Pech" gewesen sein und eine dem Alter entsprechend Fruchtbarkeit vorhanden sein? 3) Könnte es sein, dass die Spindel der Eizelle durch die ICSI verletzt wurde und so etwas wie "Spindle view" (davon hatte ich gelesen) hilfreich sein könnte? 3) Könnte ein Auslösen im natürlichen Zyklus mit Synarela statt HCG (wurde uns vorgeschlagen) eine Verbesserung bringen? Oder die Verwendung von Letrozol? Herzlichen Dank, eine schöne Vorweihnachtszeit und viele Grüße!
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