Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Verunsicherung Schreibaby

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Verunsicherung Schreibaby

Poohbär

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Sehr geehrte Frau Höfel (und gerne auch weitere Meinungen!), ich habe hier neulich schon einmal eine Frage gestellt, die mir sehr nett von Ihrer Vertretung SilkeJulia beantwortet wurde (siehe http://www.rund-ums-baby.de/hebamme/Vermittel-ich-meinem-Baby-genug-Sicherheit_115699.htm). Nun habe ich mich aber doch noch einmal verunsichern lassen und brauche noch einmal moralische Unterstützung. Unser Sohn jetzt 17 Wochen alt. Er schreit seit seiner 3. Lebenswoche besonders viel, gilt als "Schreibaby". Zwischenzeitlich war es viel besser, seit seiner 13. Lebenswoche schreit er wieder mehr und ist konstant quengelig. Wir waren vorsichtshalber bei diversen Ärzten, aber alle konnten etwas Organisches ausschließen (inkl. Nabelbruch und Wirbelsäule). Ich denke, wir haben einfach ein sehr sensibles Kind; vielleicht fängt es mit den Zähnchen an (er sabbert extrem), sicherlich macht er auch gerade einen starken Entwicklungsschub durch und evtl. wird es Zeit für Zufüttern (ich hab das Gefühl, dass er nach dem Essen immer irgendwie unzufrieden ist). Und sicherlich ist es auch einfach irgendwie sein Charakter. Egal, was es ist, ich glaube, das alles führt dazu, dass er schlechter schläft (im dritten Lebensmonat tags noch 8 Stunden, jetzt maximal 4, obwohl er offensichtlich noch müde ist). Ich habe das mittlerweile akzeptiert und versuche damit gelassen umzugehen (schwer genug). Nun sagte mir heute ein Kinderarzt, dass das Kind doch offensichtlich sehr unzufrieden ist, sonst würde er nicht quengeln und schreien und daher etwas haben muss. Das ist nun die erste Verunsicherung. Kann es nicht sein, wie ich es vermute? Ich meine, mein Sohn schreit wirklich viel, aber ich habe alles abklären lassen und kümmere mich rund um die Uhr um ihn, richte mich komplett nach seinen Bedürfnissen, lasse ihn nicht schreien. Muss das Kind denn unbedingt etwas haben, das man behandeln kann/muss? Ich glaube, solche Babys wie unseres gibt es doch sicherlich mehrere, oder? Darüber hinaus fragte mich der Arzt, ob der Kleine nicht im Kinderwagen schlafe. Daraufhin sagte ich ihm, dass er das wohl ab und an tue, aber meistens erstmal ziemlich lange schreit. Und um uns beiden diesen Stress zu ersparen, trage ich ihn lieber (den Tagschlaf verbringt er komplett im Tuch). Daraufhin meinte er, dass der Kleine mich ja offensichtlich schon komplett kontrolliere. Wenn er im KiWa schreit, auf keinen Fall rausnehmen, weil er da ganz schnell weiß, "wie er es machen muss" und mir auf der Nase herumtanze. Mein Sohn ist doch erst 4 Monate alt!!! Ich war advon ausgegangen, dass ich da mit Tragen nichts falsch machen kann. Der Kleine scheint diese Tragebewegung einfach zu brauchen, und das möchte ich ihm dann auch gerne geben. Was sagen Sie zu diesen beiden Aussagen des Arztes? Sie haben mich sehr aufgewühlt. Wenn jemand anderes so etwas zu mir sagt, stehe ich drüber, aber von einem Experten? Das verunsichert mich dann doch. Herzlichen Dank schon einmal für Ihre Antwort!


Martina Höfel

Martina Höfel

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Liebe Poohbär, schauen wir uns die beiden Aussagen doch mal genauer an. "Nun sagte mir heute ein Kinderarzt, dass das Kind doch offensichtlich sehr unzufrieden ist, sonst würde er nicht quengeln und schreien und daher etwas haben muss" Klar hat Ihr Sohn irgendetwas. Sei es, dass im etwas zu viel ist. Sei es, dass er Abwechslung will. Sei es, dass er 24 Stunden Nähe will! Und dieses "sei es" kann Ihr Sohn noch gar nicht richtig benennen - und nur durch Schreien kundtun! Das ist seine Sprache! "Wenn er im KiWa schreit, auf keinen Fall rausnehmen, weil er da ganz schnell weiß, "wie er es machen muss" und mir auf der Nase herumtanze." Diese Aussage ist viertelrichtig! Ja, Ihr Sohn weiß, dass Sie kommen und ihn nehmen, wenn er "in Not" ist. Und deshalb ruft er! Aber nicht, weil er Ihnen auf der Nase herum tanzen will, sondern weil er nur so seine Bedürfnisse befriedigt bekommt. Er kann nicht alleine ins Tragetuch hüpfen - er muss sich dafür bemerkbar machen! @Jeremias_und_Mama Das gilt auch für das Ausspucken des Schnullers am Morgen! Kind wird wach, will zur Mutter. Nuckel raus. Schreien. Nuckel wieder rein. Bedürfnis nicht befriedigt. Nuckel wieder raus. Gebrüll. Usw. Kind zur Mutter ins Bett. Weiter schlafen. Das hat nichts mit auf der Nase herum tanzen zu tun. Lediglich mit Bedürfnissen, die man sich nicht selber erfüllen kann, die aber existenziell wichtig sind. Liebe Poohbär, lassen Sie sich nicht verunsichern. " vielleicht fängt es mit den Zähnchen an (er sabbert extrem)" Das Sabbern ist in diesem Alter normal. Es ist ein Schutz des Körpers. Er spült alles aus der Mundhöhle was die kleinen Hände hinein tragen! " sicherlich macht er auch gerade einen starken Entwicklungsschub durch" Das kann sein. Schauen Sie, ob er neue Dinge kann! " und evtl. wird es Zeit für Zufüttern (ich hab das Gefühl, dass er nach dem Essen immer irgendwie unzufrieden ist)" Nicht alle Unruhezustände nach dem Essen schreien nach anderer Nahrung. Manchmal ist es das Zymafluor, welches für die Probleme sorgt. Manchmal ist es die Anlegetechnik. Ein Beispiel: wenn die Milch besonders gut fließt, sind Kinder nach dem Trinken oft unzufrieden, weil sie viel Luft schlucken (wenn der Milchspendereflex ziemlich stark ist und sie kaum dagegen antrinken können). Solchen Kindern sollte man pro Mahlzeit nur eine Brust anbieten und das Bergauf-Stillen (Sie liegen dabei fast auf dem Rücken und Ihr Kind auf Ihnen) probieren. Beim Bergaufstillen, muss das Kind gegen die Schwerkraft trinken und hat mit weniger Milch im Rachen zu kämpfen. Und Beikost heißt tatsächlich BEIkost und nicht ANSTATTkost. D.h., das Kind bekommt pro Mahlzeit ein paar Löffelchen von irgendwas und dazu Muttermilch oder Pre-Nahrung. Meist zeigen die Kinder aber selbst, wenn es soweit ist. Sie greifen nach der Nahrung und stecken sie in den Mund. " Und sicherlich ist es auch einfach irgendwie sein Charakter." Ja vielleicht - und deshalb darf er im Tragetuch alle Liebe, alle Wärme und alle Sicherheit erfahren! In zwei Jahren wünschen Sie sich diese Kuscheleinheiten zurück, denn dann beginnen die Kinder nach außen zu streben. Nochmal: Sie kennen Ihr Kind am besten und wissen, was gut ist! Ihr Kinderarzt muss den außer sich geratenden Säugling nicht im Kinderwagen durch den Ort schieben!!!! Und soll er tatsächlich sagen: "Ich weiss auch nicht, was mit Ihrem Kind los ist? Der ist vielleicht einfach so!"??? Liebe Grüße Martina Höfel


Jeremias_und_Mama

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Auch wenn der Kleine erst vier Monate alt ist hat er es schnell raus wie er dich "um den Finger wickelt" Mein kleiner ist nun knapp 5 Wochen alt und ich kann morgens die Uhr danach stellen. 6 Uhr spuckt er den Nuckel aus und fängt an zu weinen. Ich stehe also auf und geb ihm das Ding wieder um dann zu beobachten das er ihn ausspuckt und nicht verliert wie ich anfangs dachte und brüllt dann wieder. Dann hole ich ihn zu mir ins Bett und prompt schläft er weiter. Das ist täglich so. Auch wenn die Babys noch klein sind bemerken sie viel und wissen auch wie sie uns beeinflussen können ;) Gruß


tayler2011

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hey , wollte dir mal meinen beistand geben :) meiner ist zwar schon 19 monate ABER du schreibst so wie meiner war ... naja er ist fast immer noch so , aber man gewöhnt sich dran WIRKLICH es wird leichter .... und du wirst dir noch öfter so vorkommen , dass dich alle angucken weil dein kind schreit und die fragen nach hunger oder müde etc... frau höfel hatte hier mal geschrieben , man könne sich ja karteikarten machen und die verteilen. du das habe ich gemacht und die den leuten wirklich gegeben wenn diese mich im laden angeguckt haben bzw regelrecht gestarrt. lass deinen sohn so sein auch wenn es hart ist. ich wünsche dir alles gute und du schaffst das.ich hab auch immer geglaubt nur mein kind ist so, oder über unsere kinder gibs nur im inet zu lesen :)


Martina Höfel

Martina Höfel

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Liebe taylor, ja, manchmal helfen nur ungewöhnliche Maßnahmen! Liebe Grüße Martina Höfel


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