Liebe Frau Ubbens,
meine 9 jährige Tochter hat in den letzten Wochen mehrfach den Wunsch geäußert zu ihrem Vater zu ziehen.
Kurz zu unserer Familiensituation:
Ich lebe mit meinen drei Kindern (14, 9 und 7 Jahre) in einem Haus auf dem Land. Als Geschäftsführerin in einem Unternehmen habe ich freie Zeiteinteilung, weshalb ich um 13.00 Feierabend mache und erst wieder abends von Zuhause aus arbeite. Das macht die Kinderbetreuung um einiges einfacher.
Trennung vom Kindsvater aufgrund Amphetamin- und Alkoholsucht.
Der Kindsvater hat mittlerweile eine neue Partnerin und eine 3 jährige Tochter.
Da ich den Kontakt unbedingt aufrecht erhalten wollte, teilen wir uns das Sorgerecht und ich fahre die Kinder jedes zweite Wochenende für eine Nacht zu ihrem Vater. Da mein Exmann sich sehr wenig für die Kinder interessiert geht mein 14 jähriger Sohn nicht mehr hin und auch die Jüngste äußert den Wunsch, dass sie nicht mehr hin möchte.
Es ist für mich zwar nicht nachvollziehbar warum meine mittlere Tochter bei ihrem Vater leben möchte, allerdings möchte ich ihren Wunsch auch nicht übergehen. Vielleicht fühlt sie sich auch verantwortlich weil ihre Geschwister keinen Kontakt mehr möchten.
Wie wäre hier Ihres Erachtens die Vorgehensweise? Evtl. ein Umzug auf Probe? Ich glaube allerdings dass es ihrer Entwicklung schaden würde, da die Lebensumstände dort nicht optimal sind. Aber ihren Wunsch nicht ernst zu nehmen erscheint mir auch nicht richtig.
Ich freue mich über Ihre Rückmeldung.
von
Nadine1234567890
am 24.07.2023, 13:19
Antwort auf:
Kind möchte zum Vater
Liebe Nadine1234567890,
Ihre Tochter kann die Tragweite eines Umzuges nicht absehen. Wie meine Vorrednerin schrieb, kann eine längere Wohnphase, wie "Urlaub" bei Papa, einen guten Einblick vermitteln, ob Ihre Tochter diesen Wunsch dann tatsächlich noch hat. Auch muss sie über die Umstände und der Erkrankung des Vaters Bescheid wissen. Und ganz wichtig, wie steht der Papa zu einem möglichen Umzug zu ihm? Können Sie dies mit ihm besprechen? Oder gibt es eine neutrale Person, die dies für Sie klären kann, damit alle Optionen bekannt sind. Vielleicht hilft Ihrer Tochter aber auch, dass sie vielleicht den jetzigen Besuchskontakt erst einmal ausweiten von einer auf zwei Nächte am Stück? Dann bekommt sie schon einmal etwas mehr "Alltag" bei Papa mit.
Ihre Tochter sollte auf jeden Fall Ihre Befürchtungen erfahren. Suchen Sie das Gespräch mit einer neutralen aber vertrauten Person zusammen. Es muss im Anschluss an das Gepräch auch noch kein Ergebnis präsentiert werden. "Ich möchte noch einmal in Ruhe darüber nachdenken und wir sprechen dann wieder darüber."
Wenn Sie aber ganz klar die Befürchtung haben, dass es Ihrer Tochter beim Papa nicht gut geht, dann erklären Sie Ihrer Tochter, dass Sie einen Umzug nicht möchten. Ergänzen können Sie, wenn der Papa es auch so in Ordnung findet, dass die Besuchskontakte ausgeweitet werden können. Vielleicht ist das für Ihre Tochter und für Sie ein guter Kompromiss.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 25.07.2023
Antwort auf:
Kind möchte zum Vater
Mir ist ehrLICH gesagt unverständlich, wie du dir über einen Umzug auf Probe Gedanken machen kannst wenn du gleichzeitig den Vater als abhängig von Drogen bezeichnest, der sich wenig für die Kinder interessiert.
Eine 9-jährige kann eine solche Entscheidung nicht treffen oder die weitreichenden Konsequenzen erfassen.
Es ist richtig, sie nicht komplett abzubügeln mit ihrem Wunsch (oder aktuellen fixen Idee?) - aber diesen so wichtig zu nehmen, dass du trotz der offenbar nicht wirklich vorhandenen Eignung des Vaters, über Umzug auf Probe etc nachdenkst ... würde ich nicht tun.
Und wie gesagt: eine 9-jährige kann und sollte solche Entscheidungen nicht treffen bzw. ernsthaft mit entscheiden sollen.
Warum will sie das denn überhaupt?
von
suityourself
am 24.07.2023, 16:56
Antwort auf:
Kind möchte zum Vater
Danke für Deine Antwort.
Warum sie zu ihrem Vater möchte kann sie selber nicht sagen. Sie hat lediglich mal so ein paar Bemerkung gemacht, dass sie die Einzige sei die sich um den Papa kümmert.
Meine Vermutung ist, dass sie mir die Schuld gibt dass es ihrem Vater so schlecht geht und sie sich deshalb um ihn kümmern muss.
Ich habe ihr zwar schon oft versucht zu erklären dass das nicht die Aufgabe eines Kindes ist, aber sie ist so wütend auf mich dass sie dann nur anfängt zu schreien.
Sie weiß natürlich nicht die eigentlichen Gründe der Trennung. Ich denke das würde ein Kind zu sehr belasten.
von
Nadine1234567890
am 24.07.2023, 17:10
Antwort auf:
Kind möchte zum Vater
Hmm, ich verstehe, dass Du Deine Tochter nicht zwingen willst, bei Dir zu wohnen.
Aber Du überlegst, Deine Tochter zu dem Amphetamin- und Alkohol-süchtigen Vater ziehen zu lassen, um den sie sich kümmern will, ohne dass Du ihr sagst, dass er süchtig is? Weil Du denkst, das Wissen würde sie überfordern?
Ich denke eher, es würde sie überfordern, sich um den Vater zu kümmern.
Wenn Du meinst, sie kann die Entscheidung treffen, würde ich sie aber auf jeden Fall vorher die Fakten wissen lassen. Vielleicht mit einem "neutralen" Mediator dabei, wenn sie Dir alleine nicht zuhört? Ich weiß nicht, ob es vielleicht eine Schwester/einen Bruder des Vaters gibt, mit dem man reden kann und der die Situation richtig wahrnimmt, oder ob man das Jugendamt da einbinden kann?
Was meint denn der Vater zu der Idee? Will der denn überhaupt, dass sie da wohnt und kann/will er sich denn um seine Tochter kümmern?
Ich würde vielleicht mal über 6 Wochen Sommerferien nachdenken. Das würde ich dann nicht Umzug auf Probe nennen sondern Urlaub bei Papa. Danach ist die Idee vielleicht sowieso vom Tisch.
Viel Glück!
von
zweizwerge
am 25.07.2023, 10:21