Frage im Expertenforum Kinderernährung - Gastroenterologie an Prof. Dr. med. Michael Radke:

Fütterungsstörung: 13 Monate alte Tochter soll tagsüber hungern

Prof. Dr. med. Michael Radke

Prof. Dr. med. Michael Radke
Kindergastroenterologe an der Universitätskinderklinik Rostock

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Frage: Fütterungsstörung: 13 Monate alte Tochter soll tagsüber hungern

Mariesmum

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Vergangenen Mittwoch wurde im Rahmen einer Gewichtskontrolle bei unserer Tochter (13 Monate) eine Blutuntersuchung gemacht, bei der ein extrem niedriger Hämoglobin (4,8) festgestellt wurde, woraufhin wir direkt ins nächste Krankenhaus sind. Hier wird nun ihre Eisenanämie mit Tropfen behandelt. Generell macht sie einen fidelen Eindruck und zeigt außer Blässe keine Symptome. Ist allerdings nun von der 7. auf die 1. Perzentile abgerutscht (7,1 kg bei 71cm). Da sie bis heute leider immer noch kein Interesse an Nahrung zeigt (wird derzeit noch 100% gestillt) wurde ihr nun tagsüber hungern verordnet - am ersten Tag durfte ich ihr auch keine Flüssigkeit anbieten. Wenn sie sich meldet und Hunger bekommt, sollen wir ihr Brei / Nahrung anbieten. Nachts soll ich stillen. So durfte sie die letzten 2 Tage nach mehr als 12h ohne Nahrungsaufnahme abends an die Brust. Richtig melden tut sie sich hier nicht. Das hat sie vor ein paar Wochen noch regelmäßig getan. Hier ist sie den ganzen Tag gut drauf, trotz hunger. Gestern Abend hat sie mir auch einen immer apathischeren Eindruck gemacht. Interesse an Nahrung hat sie bisher aber dadurch nicht erwähnenswert entwickelt. Mir ist durchaus bewusst, dass Handlungsbedarf besteht und bin auch froh, dass ich nun endlich andere Aussagen wie: das wird schon noch kommen, ich muss mich gedulden, höre. Mir scheint das Konzept sehr fraglich, weshalb ich nun bei Ihnen um Rat frage. Habe nun auch Kliniken für Fütterungsstörungen gefunden. Verfolgen solche Kliniken die selbe Vorgehensweise und ist das gängige Praxis, die kleinen so derartig lange hungern zu lassen? Meine Hoffnung ist noch, dass mit dem steigenden Eisenwert vielleicht auch ihr Appetit und Interesse am Essen kommt. Zur ihrer Geschichte: Sie kam als Frühchen in 34+0 per Kaiserschnitt zur Welt, wurde die ersten 3h intubiert, hatte die ersten 2 Tage die Sonde über den Mund, die restlichen 2 Wochen Stationsaufenthalt über die Nase. Bis heute zeigt sie so gut wir kein Interesse an Nahrung. Die typischen Regeln (gemeinsames essen, kein spielen etc.) sind mir von Anbeginn wichtig. Es gibt immer mal wieder einen kurzen Moment, wo man denkt jetzt gehts minimal vorwärts (schleckt Tomatensoße von Pizza, nuckelt mal an einer Brezel etc. Aber am nächsten Tag ist wieder alles beim Alten. Sie duldet weder Schnuller, Fläschen, verschiedene Schnabelaufsätze, weshalb ich ihr auch keine Flüssigkeit zuführen kann. Da ich selbst als Kind zum Essen gezwungen wurde und heute noch drunter leide, möchte ich sie nicht zwingen zu essen und ihr unter Zwang und festhalten essen verabreichen. Habe wirklich schon viel versucht: - sie ist beim Kochen mit dabei, bekommt auch immer wieder was zum erkunden (was sie teilweise gar nicht in die Hand nimmt oder nur dran rum pult) - Ich lasse sie verschiedene Sachen riechen - Diverse Breie bereits versucht, füttern haben wir zwar versucht, aber dass das klappt haben wir schnell aufgegeben und lassen sie selbst erkunden - Sie bekommt bei jeder Mahlzeit etwas auf ihren Tisch (ob Kartoffel, Banane, Gurke etc) - Bekommt Nahrung auf ihren Spieleteppich in der Hoffnung sie erkundet dort ohne Assoziation zum Tisch - Mit Brei in die Dusche gesetzt (will den Brei gar nicht anfassen) - Brei/ Muttermilchbananenbrei als Stileis (hat einmal sogar Interesse geweckt) - Getreidebreie mit verschiedenen Flüssigkeiten angerührt und verschiedene Konsistenzen - Veranstalte alle 2 Wochen ein Babyfrühstück mit anderen Müttern, damit sie regelmäßig andere Babys essen sieht - Waschlappen mit Wasser und Brei zum nuckeln (funktioniert mit minimalem geringem Breianteil) - Glas (hat Interesse am Wasser aus Glas, sobald was anderes drin ist, verweigert sie das Glas mehrere Tage wieder) - Lippen mit Brei benetzt Sehen Sie das, so lange hungern / dursten lassen als zielführend an? Was können Sie mir ansonsten raten? Vielen Dank im Voraus! Viele Grüße aus Baden-Württemberg


Prof. Dr. med. Michael Radke

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Aus Ihrer ausführlichen Beschreibung geht die Komplexität der Situation hervor. Ich kann Ihnen leider keine besseren Tipps geben als Sie sie von einigen Fachleuten offensichtlich schon bekommen haben. Fakt ist: die moderate Frühgeburtlichkeit ist sicher nicht das zentrale Thema oder die Ursache für dieses Auffälligkeit. Der Hb-Wert resultiert aus einer zu geringen Eisenzufuhr, da Fleisch und Fisch als Eisenquellen wegfallen. Auch das Körpergewicht ist trotz der Frühgeburtlichkeit unzureichend. Insofern empfehle ich Ihnen: - eine gründliche Erfasssung des Entwicklungsstatus Ihres Kindes in einem Sozialpädiatrischen Zentrum durchführen zu lassen (ist womöglich schon geschehen) - dem Rat der von Ihnen genannten Fachleute zu folgen, selbst wenn Ihnen das als besorgte Mutter nicht so recht behagt. Aus der Ferne und bei unzureichender Kenntnis der Gesamtsituation kann ich Ihnen leider nichts anderes raten. Alles Gute für Ihr Kind und Sie!


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