Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Wutausbruch

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Wutausbruch

Sylvia_B

Sehr geehrte Frau Henkes, sie helfen immer so ausführlich und liebevoll, danke dafür. Jetzt ist mir etwas Schreckliches passiert..ich habe einen voll Wutausbruch vor/gegenüber meinem Kind ,(2,5 j) bekommen. Das ist mir schon mal passiert, aber das ist schon ein Weilchen her. Da haben sie mir auch geholfen, leider finde ich den Beitrag nicht mehr. (Bin nicht soo ein edv profi) Normalerweise also das Alltägliche ist bei uns bedürfnisorientierter Erziehungsstil, immer auf Augenhöhe, wertschätzend, offen und ehrlich über Gefühle reden..usw es ist uns sehr wichtig, dass uns das Kind 100% vertrauen kann und wir der sichere geborgene Hafen, die Wurzeln sind.  Und soeben hab ich glaub ich alles kaputt gemacht. Es war eine Kleinigkeit, er wollte nicht wickeln und nicht rausgehen und irgendwie hat es sich so hochgeschaukelt, dass ich ihn angeschrien habe und seine Spielzeugbox zugeknallt habe und sogar eine Tür sehr laut zugeschmissen habe. Noch dazu hab ich Dinge gesagt, wo ich mich frage, wie die verletzenden Worte aus meinem Mund kommen konnten.. das passt eigentlich nicht zu mir. Hab sogar gesagt, dass ich alleine spazieren gehe und er dableiben kann, ich brauche meine Ruhe; die Bücher im Familienbett kommen raus-er kann bei ihm im Zimmer schlafen usw.. einfach zum schämen. Hab ihn immer abgeblockt,als er sagte er will mama kuscheln und weinte...  Sie haben denke ich einen Überblick, welche Situation sich abgespielt hat und aus dem Nichts vollkommen eskaliert ist. Das mein Verhalten vollkommen kindisch und verletzend und zum schämen ist und schlicht falsch war, weiß ich, aber was macht das mit meinem Kind? Ist alles, jede Situation in denen es positive "Bindungserfahrung" machte und mich als liebevolle Bezugsperson wahrgenommen hat, weg? Er war zum ersten Mal so richtig verunsichert... ich habe mit ihm gesprochen, mich entschuldigt. Ihm erklärt, dass man sich so nicht verhält wie die mama das gerade gemacht hat und er nichts dafür kann, sondern mama von ihren Gefühlen überrant wurde usw. Er hat geweint und wollte sich nicht zu mir kuscheln..nur auf meinem Schoß und eine Hand, aber nicht so wie sonst immer. Dass ich alles dafür tun werde, dass ich nächstes mal besser mit meinen Gefühlen umgehen kann Er ist mir so verunsichert vorgekommen und gar nicht wie sonst immer. Kompletter Kuschelliebling, ständig mamakontakt usw. Er hat nur geweint..ich durfte ihn auch nicht streicheln und zu mir auf die schulter legen auch nicht  Wie sehen sie das aus bindungstechnischer, psychischer Sicht? Ist das Vertrauen, die Geborgenheit weg...    Liebe Grüße 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, es ist nicht so schlimm, wie Sie befürchten. Sicherlich ist Ihr Sohn erstmal verunsichert, weil er Sie so nicht kennt. Das wird sich haber wieder legen, wenn die Erinnerung an Ihren Wutausbruch verblasst und er wie sonst auch viele gute Erfahrungen mit Ihnen macht. Eine einzelne Situation kann so viel gute Bindungserfahrungen, wie Ihr Sohn sie machen konnte, nicht aufheben. Ihre gute Beziehung wird das aushalten und Ihr Sohn wird seine Verunsicherung überwinden. Er hat jetzt noch eine andere Seite an Ihnen kennengelernt, die ihm sicher nicht gut gefällt. Aber sie gehört halt auch zu Ihnen und kann in Belastungssituationen zum Vorschein kommen. Im Laufe der Kindheit lernen Kinder viel mehr Eigenschaften ihrer Eltern kennen, als Eltern sich das oft vorstellen. Ich finde es sehr nachvollziehbar bei der anspruchsvollen und anstrengenden Aufgabe der Kindererziehung mal die Beherrschung zu verlieren. Und es ist bei Ihnen ja wirklich die absolute Ausnahme. Da es Sie aber selber so erschreckt, wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn Sie sich für solche Eventualitäten etwas überlegen. So könnten Sie den Raum verlassen, bevor Sie die Beherrschung verlieren. Dann könnten Sie Ihren Ärger in einem anderen Zimmer rauslassen oder in den Griff kriegen. Denn es geht ja in Wirklichkeit nicht um das Verhalten Ihres Sohnes. Der ist noch viel zu klein, um Sie dermaßen zu provozieren. Es geht darum, dass es alles auf einmal plötzlich zuviel und zu anstrengend ist. Diese punktuelle Überforderung macht wütend und lässt Sie die Beherrschung verlieren. Das kann passieren. Aber Sie können verhindern, dass Ihr Sohn das mitbekommt. Manchmal hilft schon der Gedanke daran, dass man für den Notfall einen Ausweg hat, diesen zu verhindern. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


cube

Na klar ist so etwas nicht schön und so "rot zu sehen" möchte man gerne immer vermeiden. Aber: auch du bist nur ein Mensch!  Du kannst dir sicher sein, dass so etwas jedem mal passiert. Man kann nicht immer perfekt sein. Auch Eltern haben mal einen schlechten Tag und sich nicht zu 100% im Griff. Das ist eher authentisch, als dass mit diesem 1 oder 2 "Ausraster" in 2,5 Lebensjahren jetzt alles an Vertrauen zerstört wäre. So etwa kommt bei dir ja nicht ständig vor. Du hast di entschuldigt. Mehr kannst du nicht tun. Sicher ist dein Kind erst mal evt. verunsichert. Vielleicht aber eben auch - genau wir wir - einfach nichts ofort bereit, sich wieder vertragen zu wollen. Gesteh auch deinem Kind zu, erst mal nicht kuscheln zu wollen. Aber mach dir bitte keine Gedanken darüber, dass nun "alles zerstört" wäre! Das ist Unsinn. Die guten Zeiten überwiegen doch eindeutig und das ist wichtig. Und der Wille/die Absicht, es in Zukunft nicht noch mal so weit kommen zu lassen.  Im Übrigen: wenn ich merke, dass ich kurz davor bin zu explodieren sage ich auch "ich gehe jetzt erst mal raus, mich beruhigen/ich brauche gerade mal ein paar Minuten für mich" - das ist sicher besser, als kranpfhaft alles unter Kontrolle haltren zu wollen und dann eben deswegen doch zu explodieren oder eben immerweiter zu zetern.


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