Sylvia_B
Liebe Frau Henkes, sie haben mir schon letztes Mal wieder so gut geholfen, jetzt wende ich mich bitte wieder an Sie. Jetzt hat unser Sohn (2,5 Jahre) wieder vermehrt Wutausbrüche der extrem heftigen Art. Vorher war es so manchmal und jetzt fast täglich und sogar oft mehrmals am Tag. So schlimm, dass mir odt vorkommt, er übergibt sich gleich. Es fängt mit Kleinigkeiten an, dass zb der Teller falsch steht usw. Und dann gehts los. Er brüllt und schreit "mama wo bist du" "mama, mama".ich sitze allerdings neben ihm. Ich habe mir ein bindungsoriebtiertes Buch zum thema Trotzphasen besorgt und setze das Verhalten gut um: sprich, ich bleibe ruhig nebenbei und sage ihm immer wieder "ich bin da, wenn du mich brauchst" "wenn du kuscheln willst bin ich da" "momentan bist du ziemlich wütend, wenn ich helfen kann, helf ich dir da raus" ich bleibe in seiner unmittelbarer Nähe. Nach 20 Minuten kompletten durchdrehen und nach mir schreien, obwohl ich bei ihm bin, wurde mein Mann schon nervös, ob das normal ist und wie wir ihm helfen können. Wenn wir sagen, ob er schon bereit ist zum kuscheln schreit er nein und dann schreit er, weil man die Hände wegnimmt... ein Beispiel nur. Also, wir können nicht helfen und das hab ich meinem mann gesagt: wir helfen ihm, in dem wir ruhig im seiner Nähe sind und da sind. Stimmt das so? Wie verhält man sich "gesund und richtig" in solchen kompletten Eskalationen? Unser Sohn war dann ziemlich k.o., durchgeschwitzt und heiser. Mein Mann machte sich Sorgen, ob das normal ist und was wir tun können. Er bekommt es natürlich wochentags nicht so häufig mit.. Ehrlich gesagt, wenn wir auf Besuch wären und diese Situation fände statt...mir wäre es irrsinnig peinlich, weil die ja denken, dass wir alles falsch gemacht haben, wenn ein Kind sich so benimmt. Da brauch ich keinen Vortrag halten von Autonomiephase usw... die denken, dass man sich sowas nicht gefallen lassen darf. Ich denke anders...aber was denken Sie? Vielen Dank für Ihre Antwort, Tipps und Zeit. Liebe Grüße
Guten Tag,
schön dass ich Ihnen bisher schon helfen konnte. Ihre Frage nach "gesundem und richtigem" Elternverhalten beinhaltet einen hohen Anspruch. Wie Sie sicherlich schon wissen, halte ich mehr davon, sich Mühe zu geben und es dadurch genügend gut zu machen. Das ist völlig ausreichend für eine gute psychische Entwicklung des Kindes. Sie machen da schon sehr viel, weil Sie Ihren Sohn nicht alleine lassen und in seiner Wut begleiten. Als Erwachsener kann man sich oft gar nicht mehr vorstellen, wie hilflos Kleinkinder ihren Wutanfällen ausgeliefert sind. Sie haben ja noch nicht gelernt, wie sie diese regulieren können. Deshalb kann Ihr Sohn Ihnen auch noch nicht sagen, wann er bereit zum Kuscheln ist. Das weiß er einfach nicht. Er braucht vermutlich auch nicht das Kuscheln sondern Ihre (oder des Vaters) körperliche Nähe, die ihm Halt gibt. Sie begleiten Ihren Sohn mit Worten durch seine aufgewühlten Gefühlszustände. Sie können ihm nun auch sagen, dass Sie seine Hilflosigkeit angesichts seiner Wut sehen und ihm da heraushelfen werden. "Ich weiß, was man da machen kann." Dann können Sie ihn zu sich nehmen und beruhigen. Es geht - wie gesagt - nicht um gemütliches Kuscheln sondern um Halt. Den kann Ihr Sohn sich in diesem Alter und bei diesen heftigen Affekten noch nicht selber geben. Im Laufe der psychischen Entwicklung entfaltet sich das Selbstgefühl. Die Affekte werden wieder milder und Ihr Sohn macht Erfahrungen, die ihm helfen, mit seiner Wut angemessener umzugehen. In der jetzigen Phase braucht Ihr Sohn stabile Eltern, die seine Wut ertragen und ihm Orientierung geben, wie er aus der Wut herausfinden kann, so wie Sie ihm das bereits zeigen. Scham ist ein sehr problematischer Ratgeber. Niemand sollte sich für ein wütendes Kleinkind schämen. Wer denkt oder Ihnen vorwirft, dass ein solches Verhalten auf "schlechter" Erziehung beruht, hat keinen angemessenen Erziehungsbegriff. Diese normalen kindlichen Impulse lassen sich nur durch massive Unterdrückung verhindern. Erfreulicherweise wollen wir nicht mehr, dass unsere Kinder so aufwachsen.
Ich wünsche ihnen alles Gute.
Ingrid Henkes
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